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Jaguar F-Pace trifft Jaguar Mark IX
Generationentreffen der Raubkatzen

Jaguar ist zurück in der Erfolgsspur, keine Frage. Doch wie steht es um den Spirit der Marke? Mit dem neuen SUV F-Pace und der ehrwürdigen Limousine Mark IX von 1959 suchen wir nach Antworten.

Jaguar F-Pace S, Mark IX, Frontansicht
Foto: Jessica Walker

Was verbinden Sie eigentlich mit Jaguar? Bei mir war es viele Jahre lang der Traum vom klassischen britischen Luxus, den ich mir mithilfe eines günstigen Gebraucht-XJ erfüllen wollte. Seit einigen Jahren hat dieser Traum aber etwas an Reiz verloren. Statt auf mobile.de die virtuellen Kiesplätze nach einem gut erhaltenen klassischen XJ abzugrasen, ertappe ich mich heutzutage dabei, auf der Jaguar-Homepage aktuelle Modelle zu konfigurieren. Die neue Linie von Designchef Ian Callum ist so ganz anders als mein altes, zugegeben klischeebehaftetes Jaguar-Bild, und dazu sehr erfolgreich. Doch ist das eigentlich noch Jaguar? Und wie gehen die damit um, denen es der klassische britische Luxus angetan hat?

Jaguar F-Pace S, Mark IX, Halle
Jessica Walker
In Sachen Design war Jaguar schon immer eine besondere Marke. Nicht zuletzt stehen deshalb gleich zwei Modelle im Museum of Modern Art.

Einer, der es wissen muss, ist Mark Mayuga. Er besitzt insgesamt 13 Autos, die allermeisten tragen das Logo mit der Raubkatze. "Ich bin in Jaguars aufgewachsen", erklärt der Präsident des Jaguar Club USA seinen automobilen Fetisch. Die Bandbreite reicht vom XK 120 über zwei offene E-Type bis zum 1964er Mark II. Sein Alltagsauto ist ein Daimler 4.2. Optisch könnte Mayuga auch als Brite durchgehen. Gut gekleidet, klassischer Stil. Ob der Kalifornier mit dem mitgebrachten weißen F-Pace fremdelt? Überhaupt nicht. "Jaguar war nie eine traditionelle Firma. Das Design von XK 120 und E-Type war zur damaligen Zeit auch revolutionär anders. Jaguar hat als einziger Autohersteller zwei Modelle im Museum of Modern Art", erklärt er.

Passt ein SUV zur Marke Jaguar?

Doch ein SUV? Passt das zu Jaguar? Ein Vergleich mit dem Mark IX, einem der größten und herrschaftlichsten Jaguar aller Zeiten, soll die Sache klären. Gemeinsam mit Mark geht es zu Tom Krefetz. Er ist so etwas wie der Guru der Jaguar-Sekte. Tom restauriert in Oceanside vor den Toren von Los Angeles Oldtimer für eine ausgesprochen solvente Kundschaft in der ganzen Welt. In den Hallen seiner Firma Classic Showcase warten zahlreiche rostige E-Type auf ihre Reinkarnation. Dazwischen Motorprüfstände, unzählige Ersatzteile auf Hochregalen und Autos wie der seltene, makellos dastehende Jaguar SS 100, dessen Restaurierung fast abgeschlossen ist. In einem so guten Zustand war vermutlich keines der etwa 300 Exemplare, die zwischen 1935 und 1940 hergestellt wurden.

Im Hinterhof wartet schließlich der schwarze Mark IX, mit dem Tom "ab und zu zur Arbeit fährt". So groß und glänzend, wie der in der Sonne steht, sieht er eher so aus, als würde die Queen mit ihm zur Arbeit pendeln. Mayuga und ich nehmen im Fond Platz, der herrlich nach altem Leder duftet, und klappen vorsichtig die lackierten Holztischchen herunter. "Mein Vater hat mich in so einem zur Schule gefahren", schwelgt Mark in Erinnerungen. Plötzlich bin ich wieder gefangen in dieser Welt aus Edelholz und Leder, der Aura des britischen Empire. Sorry, da kann der schwarze Kunststoff-Innenraum des F-Pace nicht mit. Ein Abstieg? "Nein, alles hat seine Zeit", meint Mark.

Jaguar Mark IX für damalige Verhältnisse extrem modern

Tom nimmt am Steuer des Mark IX Platz und erweckt den laufruhigen Reihensechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen zum Leben. Was das klassische Design nicht vermuten lässt: Unter dem Blech ist die alte Jaguar-Limousine ein für damalige Verhältnisse extrem modernes Auto mit vier hydraulischen Scheibenbremsen. Schon damals galt für Jaguar das Motto: Viel Luxus für vergleichsweise wenig Geld. So kostete ein Mark IX – 1959 mit 185 km/h Höchstgeschwindigkeit immerhin die schnellste Großserien-Limousine Europas – mit gut 22.000 Mark etwa die Hälfte eines Rolls-Royce Silver Cloud.

Jaguar Mark IX, Cockpit
Jessica Walker
Prächtiges Massivholz und klassische Instrumente von Smiths im Mark IX - da kann der moderne F-Pace stilistisch nicht mithalten.



Heute kommen die Gegner von Jaguar vor allem aus Deutschland und heißen Audi, BMW und Mercedes. Wobei sich die Frage für echte Fans eigentlich nicht stelle, meint Mayuga, der Präsident der US-Katzenliebhaber. Jaguar-Fahrer seien echte "Selfmade-Typen", die nicht mit dem Mainstream schwimmen – traditionsbewusst und trotzdem progressiv. Und der Mark II ist quasi der Urtyp der sportlichen Limousine. "Wir sind halt keine Sardinen, sondern Barrakudas." Deshalb sei die Einführung des F-Type 2013 so wichtig gewesen. "Für mich war er das entscheidende Modell für den heutigen Erfolg." In den Stückzahlen sind es aber die Limousinen und vor allem der SUV, die Jaguar heute erstarken lassen.

Wir rollen mit dem Mark IX neben den F-Pace, der den Größenvergleich nicht scheuen muss, und fahren raus auf die Straßen rund um Los Angeles. Das britische Duo hebt sich wohltuend von den schier endlosen Reihen von Pickups, Hyundai Sonata und Toyota Corolla ab. Mark hat recht: Die Stärke von Jaguar ist die Individualität, die sich im Design ausdrückt. Man könne ebenso von einem klassischen Jaguar träumen wie von einem modernen, spricht Tom nach unserer Runde das salomonische Urteil. Heute bleibt der Mark IX in seiner Werkstatt. Nach Hause geht es im F-Type.

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