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VW Vento-Prototyp - Die Stufenheck-Version des Polo
Mit dem VW-Prototyp auf Testfahrt in Indien

Nach dem Polo bringt Volkswagen den Stufenheck-Ableger Vento mit vielen Komponenten aus lokaler Produktion auf den indischen Markt. auto motor und sport war mit dem VW Vento auf Testfahrt durch den Subkontinent.

Indien-Testfahrt, VW Polo, Polo Stufenheck
Foto: VW

Es gibt Reisen, die sind nur unvernünftig. Und es gibt verrückte Reisen. Dies war eine Kombination aus beidem. Die Aschewolke hatte den deutschen Luftraum noch voll im Griff. Wir starteten trotzdem: um zwölf Uhr, obwohl der Frankfurter Flughafen erst um 14 Uhr wieder geöffnet sein sollte. Und wir waren kaum in der Luft, da wurde er schon wieder geschlossen. Es ging zu einer Testfahrt – mit dem  VW Polo und einem Prototyp, dem Polo mit Stufenheck.

Abenteuer Autofahren in Indien

Für VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg war es so etwas wie ein Heimspiel. Seine Frau ist Inderin und stammt aus Chennai. Er selbst hat das Land schon ziemlich oft bereist, unter anderem allein mit seinem Infield-Motorrad. Er hat in einfachsten Hotels geschlafen, das Land intensiv erkundet, und er warnt schon im Vorfeld: „Kein Wasser aus der Leitung trinken. Auch zum Zähneputzen Wasser aus verschlossenen Flaschen benutzen.“

Wir landeten in Bengaluru um ein Uhr morgens. Auf dem Weg ins Hotel erwischten wir noch einen veritablen Stau. Nach einem Bier ging es um drei Uhr ins Bett. Drei Stunden später war das Frühstück angesagt. Mit dem neuen VW Polo aus indischer Produktion sollte es von Bengaluru ins 500 Kilometer entfernte Chennai gehen. Dazwischen gab es noch eine Abstimmungsfahrt mit der Polo-Stufenhecklimousine, die sowohl in Indien wie in Russland produziert werden soll. 

Was zum Thema Autofahren in Indien zu sagen ist? Es ist nicht nur ein Erlebnis – es ist ein Abenteuer. Auf einer vierspurigen Autobahn gibt es Zebrastreifen, Fußgänger am Fahrbahnrand sind alltäglich, gelegentlich kommt einem auch mal ein Auto entgegen. Die Straßen – oder was dafür gehalten wird – sind häufig in einem erbärmlichen Zustand. Ein Bankett hat Seltenheitswert. Wer das Asphaltband verlässt, landet oftmals zehn Zentimeter tiefer im Dreck. Die Straßen fallen zum Rand hin ab. Deshalb hält man sich, solange es geht, in der sicheren Mitte. 

Und das Regelwerk ist simpel: Der Stärkere hat Vorfahrt. Der Schwächere muss in den Dreck. Das Straßenbild wird geprägt von Bussen und Lastwagen auf hochbeinigen, meist schiefen Fahrwerken. Sie fahren eigentlich ständig im Drift und sind immer überladen. Hochbeinig müssen sie sein, weil bei Monsunregen viele Passagen überschwemmt sind. Und schief, „weil hier eigentlich nichts verschrottet, sondern alles repariert wird“, wie Hackenberg erklärt.

Indische Temposchwellen sind echte Ölwannen-Knacker

Zu den schiefen Lastwagen kommen dreirädrige Taxis und Mopeds, die ganze Familien transportieren. Dazu gesellen sich Ochsenkarren: bei Tag gefährlich wegen ihres Schneckentempos, bei Nacht gefürchtet wegen ihrer miesen Beleuchtung. Ach ja: Besonders fies sind Ortsdurchfahrten. Damit das Tempo etwas gedrosselt wird, bremsen Schwellen den Verkehr. Sie verlangen nach dem ersten Gang und sind richtige Ölwannen-Knacker, die auch bei langsamer Fahrt immer wieder Unterboden und Auspuffanlage malträtieren.

Indischer VW Polo für 7.000 Euro: 15 Millimeter höher und verstärkter Wagenboden

Genau deswegen ist der indische VW Polo am Wagenboden verstärkt, außerdem ist die Karosserie 15 Millimeter höher gesetzt. Dazu gibt es ein komfortables Fahrwerk ein so genanntes Schlechtwegepaket. Momentan kommen 50 Prozent der Teile von lokalen Zulieferern, angestrebt sind 70 Prozent. Was sich natürlich auch im Preis widerspiegelt. 

7.000 Euro kostet der indische Polo. Dafür bekommt man sogar eine Klimaanlage, aber keine Airbags. Und der Käufer muss auf das geschäumte, weiche Armaturenbrett verzichten – was kein wirklicher Verzicht ist. Denn alles wirkt sauber, ordentlich eingepasst und verarbeitet. Seit März wird der Polo in Pune gebaut. 2010 sollen 19.000 Einheiten gebaut werden, für 2011 ist der Absatz von 35.000 angestrebt.

VW Vento: Polo-Stufenheck mit Ford-Logo

Am Fuße des Elagiri Hill treffen wir auf die neue Stufenheck-Variante des VW Polo, die in Indien VW Vento heißen wird. Das Modell ist noch so geschickt getarnt, dass man es mit seinen Ford-Logos auf den ersten Blick tatsächlich für einen Mondeo halten könnte. Mit fast 4,4 Meter Außenlänge überragt der Vento den Polo deutlich. Der Radstand wurde um 70 Millimeter verlängert, der Innenraum bekam sogar 75 Millimeter spendiert. Ein Volkswagen, der technisch eine Mischung aus Polo und altem Golf darstellt. Und der in einer ganz anderen Liga spielen soll als der indische Polo. 

Mit seiner Länge und seinem üppigen Fondraum soll der Vento ein passables Chauffeurs-Auto abgeben. Er wird deshalb voraussichtlich auch preislich 3.000 Euro über dem Polo liegen. Dafür gibt es sogar eine Belüftung im hinteren Fußraum. 

VW Vento startet im Juli

Während wir die Autos wechseln, lädt VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg am Straßenrand zu einer kleinen Tee-Pause. Tee aus einer Schmuddelküche in einer Strohhütte? Der Gastgeber gibt Entwarnung: „Abgekocht, kein Problem.“ Tatsächlich ist der Tee brühheiß und sieht aus wie Milchkaffee. Mit dem Vento geht es auf den Elagiri Hill – von 300 auf 1.000 Meter. Es gibt jede Menge Kehren, die Piste ist schmal, der Gegenverkehr gefährlich. Als Streckenposten fungieren ein paar interessierte Affen-Familien. Der Vento befindet sich in der finalen Erprobungsphase. Die Kunststoffe im Innenraum sind noch nicht genarbt. Und die Lenkung ist aus der Mittellage heraus noch etwas zu leichtgängig. Kleine Unpässlichkeiten, die bis zum Verkaufsstart ausgemerzt werden sollen.

Händler-Premiere wird im Juli sein. Zuerst in Russland, wo der Polo mit Stufenheck auch Polo heißen wird. Danach in Indien. In beiden Märkten werden die Stufenheck-Limousinen mit lokalen Komponenten gefertigt. Eigentlich wären der Polo aus Indien und seine Stufenheck-Version veritable Konkurrenten für die europäischen Billigmarken wie Dacia, sinniert Hackenberg. Die Frage ist: unter welcher VW-Marke? Skoda würde passen. 

Von Bengaluru auf rund 1.000 Meter Höhe geht unsere Reise nach Chennai am Indischen Ozean. Wir durchqueren dabei im forschen Tempo die unterschiedlichsten Regionen, von den Gebirgswelten durch Wälder und Palmengärten bis ans Meer. Die Temperaturen liegen dabei zwischen 30 und 40 Grad. Meist sind wir in ländlichen Regionen unterwegs. Häuser und Hütten stehen oft dicht an der Straße.

Hier pulsiert das Leben, was nicht ganz ungefährlich für den Durchgangsverkehr ist. Die indischen Rinder haben Kultstatus – ob ganz mager oder richtig fett, ob klein oder mächtig. Man sollte ihnen also tunlichst die Vorfahrt gewähren. Zwischendurch hält die Testwagen-Kolonne an einer Pilgerstätte in Tiruvannamalai. Am Eingang der Klosterstadt muss man die Schuhe ausziehen. Doch bei 40 Grad in der Sonne haben sich die Pflastersteine dramatisch aufgeheizt. Es gibt also Brandblasen an den Füßen, dafür kommt Kühlung von oben. Ein braver Elefant, der jedem Pilger nach einer kleinen Spende mit dem Rüssel über den Kopf streichelt, hat leider Schnupfen. 

Fremdkontakt: VW Vento verliert den Außenspiegel

Die Testfahrt geht weiter – mit endlosen Überholmanövern und mit viel Gegenverkehr auf schmalen Asphaltpisten. Am Ende ist dann doch noch der linke Außenspiegel weggeflogen. „Ich habe dafür plädiert, dass wir den gleich weglassen“, verrät Hackenberg. Tatsächlich fahren die meisten Autos ohne linke Außenspiegel. Man ist auf den engen Kontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern eben vorbereitet. Dabei steckt das Verkehrsaufkommen in Indien noch in den Kinderschuhen. Momentan haben erst fünf von 1.000 Indern ein Auto. Das wird sich ändern.

Ändern muss sich dafür aber auch das Straßennetz. Volkswagen will sich auf jeden Fall einen Anteil von zehn Prozent am indischen Markt sichern. Dazu sollen der Vento mit 45.000 und der Polo mit 35.000 Einheiten beitragen. Bis zum Volumen von Marktführer und VW-Partner Suzuki, der 2009 in Indien 700.000 Autos abgesetzt hat, ist es allerdings noch ein weiter Weg.  

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