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Abenteuer mit dem neuen VW Touareg (2018)
Reise durch Kasachstan

Drei Tage Kasachstan intensiv – von Almaty nach Aktobe. Ein 2.700-Kilometer-Mix aus Einsamkeit, Freundschaft, Abenteuer und Geborgenheit im neuen Touareg.

VW Touareg 2018 Reise Kasachstan
Foto: Volkswagen

Manchmal muss man einfach bloß zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. So wie neulich in unserem Kreativraum. Thema: VW fährt mit dem neuen Touareg von Wolfsburg nach Peking und zurück. Hat jemand Lust, mitzu…? – Na klar! Äh, wann und wo? Kasachstan, von Almaty nach Aktobe? Baikonur ist auch dabei. – Gebongt. – Vier Wochen mittelschwere Visumsbürokratie und acht Flugstunden später drücke ich in dunkler Nacht auf dem Flughafen Almaty die Hand von Rainer Zietlow. Er ist der Mann, der den VW Touareg TDI von Wolfsburg zur Weltpremiere nach Peking und zurück kutschiert.

VW Touareg 2018 Reise Kasachstan
Volkswagen
Karte statt Navi: Der Bildschirm im Touareg ist groß, aber Kasachstan überblickt sich auf Papier leichter.

Ein Langstreckenprofi mit Sitzfleisch, Fernweh und Orga-Talent – sowie drei Guinnessbuch- und sechs weiteren Fahrrekorden, bereiste 119 Länder. Ein guter Typ halt, besser als jedes Hörbuch und damit beste Voraussetzung für 2.700 Kilometer Kasachstan. So wie unser Touareg – das Schwesterauto des Premierenmodells, luftgefedert, adaptivgedämpft, mit Winterreifen und Ergo-Sitzen.

Am nächsten Morgen geht es los bei Sonne und Bergpanorama. Beides wird uns auf dem Weg gen Westen begleiten, den wir auf akkurat ausgebauter Autobahn dahinschnüren. Der Topzustand kommt daher, dass China die alte Seidenstraße wiederentdeckt, mit Geld und Know-how die Infrastruktur ausbaut. Hätten Sie gewusst, dass Kasachstan das neuntgrößte Land der Erde ist? In Erdkunde aufgepasst? Dann zählen Sie doch mal die anderen auf …

Hinterm schneebedeckten Höhenzug südlich liegt jedenfalls Kirgisien, manchmal rückt der Grenzzaun in Sichtweite. Ebenso wie Reiter und Rindergruppen neben der Autobahn. Mal stehen sie allein, mal geistert ein Cowboy durch die hügelige Prärie. Der Touareg cruist mit knapp 120 dahin, sein Sechszylinder relaxt mit weniger als 2.000/min. Jedenfalls ist der teils raue Asphalt lauter. Ingenieure dürften ihn lieben, als ideales Terrain für den Test von Geräusch, Vibrationen und Rauheit (NVH).

Monotonie statt Stau

Damit hat der Top-VW kein Problem. Eher wir damit, beim eintönigen Geradeausfahren wach zu bleiben. Typisch: Eben beschwerst du dich noch über die Staus in Stuttgart, jetzt beschwert die Monotonie die Lider. Vielleicht zur Abwechslung doch links die Abzweigung nach Kirgisien nehmen? Einfach so, weil man es kann am Kreuz Otar und Bishkek?

VW Touareg 2018 Reise Kasachstan
Volkswagen
Auf einem kleinen Flugplatz dürfen wir in Viatlis Antonow klettern.

Reizvoll, aber wir biegen lieber auf einen kleinen Flugplatz ab. Dort schraubt Vitali an einer prähistorischen Antonov An-2. Museumsstück? Nö, Agrarflugzeug, wie uns die Tochter des Hauses in sauberem Englisch erklärt. Anastasia studierte in Almaty, war in Australien und kehrte trotzdem zurück. Ins kirgisische Outback. Familie halt. Vater und Bruder fliegen, und einen kleinen Laden für Agrochemie haben sie auch noch. Sowie ein unverkrampftes Verhältnis zu Pestiziden. Wir krabbeln derweil unverkrampft ins Cockpit, genießen den Grusel der burschikosen Nachkriegstechnik. Krass im Vergleich zum Touareg mit Breitband-Bildschirm, (Fast-)Autopilot, Nachtsicht und Matrixlicht.

Sowie Punch unter der Haube, wie uns der nächste Pass zeigt, als uns die Topografie auf 1.700 Meter liftet. Und der V6 uns vorbei am übrigen Verkehr, der hart mit der Steigung kämpft. Vor allem die Lkw aller Couleur, unsere ständigen Begleiter. Sie liefern Fracht aus Russland oder von weiter her. Doch anders, als es die zum Teil deutschen Aufschriften suggerieren: Es fahren ausschließlich Russen und Kasachen.

Haben Sie in den 80ern auch „Auf Achse“ geguckt, wo Günther Willers und Franz Meersdonk Terminfracht in aller Herren Länder fuhren? Hier gibt’s das Déjà-vu in echt. Die kleinen Autohöfe, die staubigen Pisten. Manchmal schrauben die Jungs auf den Parkplätzen am Motor rum, wechseln Reifen oder wurschteln an der Kardanwelle. Für so was stehen an jeder Raststelle solide Auffahrrampen parat. Victor muss nix schrauben, sein Kamaz läuft. Ich darf auch mal hinters Steuer des liebevoll gepflegten Lkw mit V8-Saugdiesel. Er ist stolz drauf und ermuntert mich, im Stand mal ordentlich Gas zu geben. Sehr gern. Hui, da lebt richtig was unter der Motorkiste.

Kein Vergleich jedenfalls zum diskreten Touareg-V6, der uns weiter Richtung Schymkent schiebt. An Bord steigt die Stimmung – nicht nur wegen der Aussicht auf Steak und Feierabendbier, vielmehr geben wir uns eine bunte 80er-Musikmischung. Inklusive „Weißte noch, damals in der Disco, in dieser kleinen da in Hamburg, da spielten sie das rauf und runter. Und ich hab’ da meine Frau kennengelernt.“ Nun, auf einem 2700-Kilometer-Trip darf es auch mal menscheln. „Was war deine erste Platte, was spielten die in deiner Disco?“ und so. Schwupp, stehen wir vorm Hotel in Schymkent, belohnen uns kurz danach mit dem angesprochenen Soulfood.

Kühe beim Spurwechsel

Am nächsten Morgen nehmen wir Baikonur ins Visier. Hunderte von Kilometern Steppe, in denen außer schnurgeradem Asphalt wenig passiert. Es sei denn, eine Kuh erbarmt sich mal zum Spurwechsel vom Grünstreifen rechts Richtung Mittelleitplanke, was dem Touareg Gelegenheit gibt, sein Handlingtalent zu zeigen. Hinterradlenkung hilft nicht nur beim Wendekreisverkleinern, sondern auch beim Stabilisieren und flotten Ausweichen.

Anatol und seine Freunde kommen mit weniger Technik aus. Sie bestreiten einen Viertagesritt von Moskau nach Taschkent mit zwei Daewoo Nexia – jeder Fahrer in Begleitung zweier XXL-Kühlschränke und vierer Reifen auf dem Dach sowie eines überladenen Anhängers an der Deichsel. Lohnt sich, meint Anatol und grinst. Probleme beim Zoll? Nein, nie, warum denn? Das Grinsen wird breiter. Usbekische Coolness.

VW Touareg 2018 Reise Kasachstan
Volkswagen
Muss sein: Fototapeten-Sonnenuntergangs-Foto.

Baikonur naht, und es wird klar, warum die Russen ihren Weltraumbahnhof aus der kasachischen Steppe stampften. Hier können die Kapseln bei ihrer Rückkehr entspannt zu Boden trudeln, ohne irgendjemand oder irgendetwas zu behelligen. Höchstens die Einsamkeit und den Horizont. Na ja, ein paar Pferdeherden und Kamelgruppen streunern herum, um Essbares aus dem kargen Boden zu zuppeln.

Dann wird es malerisch. Ein Fototapeten-Sonnenuntergang hinterleuchtet die Antennenanlagen von Baikonur. Zeit, einfach mal dazustehen und zu kucken. Schweigend.

Derart geflasht reisen wir ein in die russische Enklave in kasachischer Steppe. Hier lebten früher fast 70.000 Menschen, kümmerten sich um die russische Raumfahrt. Heute dürften es deutlich weniger sein hinter der Mauer, die das Sternenstädtchen von Kasachstan separiert. Drinnen: astreiner 80er-Stil mit Lenin-Denkmal, rauchenden Schloten und rumpeligen Straßen, neben denen Mietskasernen wuchern. Betonplattig statt stolz und futuristisch. Zudem bedrückend verrottet und verstaubt. Selbst das Denkmal des Raumfahrthelden Gagarin lungert vereinsamt in staubiger Ödnis neben Betonschutt herum.

Wir frühstücken im besten Hotel am Platze, fühlen uns umarmt von russischen Klischees, unterwältigt vom kalten Charme der Bedienung, die klassisches Frühstück serviert: Milchreis, süßen Hüttenkäse und Bockwürstchen mit Nudeln.

Soljanka und Gulasch

VW Touareg 2018 Reise Kasachstan
Volkswagen
Ab zum Aralsee. Die Schilder sind zweisprachig, die Umgebung deprimierend.

Trotzdem alles aufgegessen, es soll ja weiterhin die Sonne scheinen auf dem Weg Richtung Aralsee. Vor Kamstyban fahren wir durch das Tor ins Nichts. 80 Kilometer bis Aral. Immer mehr Kamele, immer mehr Sand. Es wird trockener, der Boden salziger. 40 Kilometer bis Aral.

Wir lernen: Monströse Baumwollplantagen zu installieren und dafür das Wasser aus einem zuflussfreien See zu pumpen, wie es die Russen taten, ist eine blöde Idee. Der Pegel des Aralsees sank stellenweise bis auf den Grund, die Erde kontaminiert, versalzen. Heute liegen Schiffe auf dem Trockenen, die Ladekräne Baujahr 1952, DDR-Qualität durchkorrodiert. Wo sie früher Fische anlandeten, riecht es heute nach Moder und Pestizid. Endzeit. Noch 625 Kilometer bis zum Ziel in Aktobe.

Wir lassen uns nicht deprimieren, haben Spaß, der Touareg verschlingt die Kilometer so wie wir Soljanka und Gulasch in den Autohöfen und TIR-Parks. Lustig wird es, als wir abseits der Straße durch die Steppe räubern. Bodenfreiheit plus Allrad, da geht was. Hupps, war da nicht ein tiefes Loch, eine Schar grob gerippter Bodenwellen? Egal, alles überflauscht – so wie den zunehmend miserablen Straßenzustand. Noch 600 Kilometer. Da wird der Gasfuß gleich einen Tick schwerer. Also Kurven noch weicher ausfahren, Schlaglöcher noch konzentrierter umkurven.

Fazit

So beamt uns der Touareg in wenigen Stunden durch die Einsamkeit ins Ziel nach Aktobe, zementiert unser Fazit nach drei Tagen und 2700 Kilometern: Der Typ kann Tempo, Komfort und Offroad. Pendelt schrumpelige Straßen ebenso gelassen aus wie Speedtrips und entlässt dich selbst nach zehnstündigen Trips entspannt und schmerzfrei. Jedoch mit nachhaltigen Eindrücken.

Gut, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ganz egal wo, denke ich beim Abschiedshändedruck mit Rainer, morgens um fünf am Flughafen Aktobe.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten