VW T2 Bulli am GTI-Treffen Wörthersee: Lässige Ordnung

VW T2 Bulli am GTI-Treffen Wörthersee
Lässige Ordnung

Veröffentlicht am 12.05.2015

T1 kam nicht in Frage. T1 kannst du nicht bezahlen. "Da legst du 20.000 Franken hin, und kriegst eine Ruine“, sagt Olaf. Olaf Thoma ist Elektromonteur und kein Krösus. Aber dummerweise ist er ein Junkie, und sein Stoff ist luftgekühlt. Einen Kübelwagen hat er schon hübsch hergerichtet, aber der eignet sich nicht zum Übernachten. Ein Bulli müsste her. Olaf fand einen T2 für 4.000 Franken mit Pritsche und rüstete ihn zum Campingmobil um.

Auch die Deutschen haben Humor

Die Karosse entrostet und sandgestrahlt, anschließend grau lackiert, die Fahrgastzelle in rotes Leder gekleidet, das Chassis moderat tiefer gelegt. Olaf gesteht: "Ich war erstaunt, dass ich die Zulassung im ersten Anlauf bekommen habe. Normalerweise wollen die Behörden immer alles original." Das ist immerhin der 1500er Boxer, der lediglich mit etwas Chrom auf sich aufmerksam macht, aber ansonsten mit serienmäßigen 48 PS vor sich hinknattert. Wenn es noch irgendeines Beweises bedarf, dass die Deutschen auch Humor haben: Der Tacho geht im T2-Bus bis 140.

Die Sommer muss man nutzen, vor allem, wenn man nicht ewig Urlaub hat. Olaf fährt gern zu VW-Treffen, im Mai an den Wörthersee, im Spätsommer zu den Luftgekühlten ins belgische Spa. Damit er vor Ort standesgemäß übernachten kann, hat er die Pritsche zum Doppelbett umgebaut. Die Plane öffnet er nur ungern. "Drinnen ist halt Puff". Die Aussicht auf ein Freudenhaus entpuppt sich als leere Versprechung. Ein kurzer Blick ins innere zeigt nur eine ungemachte Schlafstatt und am Fußende ein paar Vorräte.

 Es ist ihm peinlich, denn der fröhlich, lässige Eidgenosse mit Badelatschen und Sonnenbrand auf den Füßen ist innerlich ein echter Schweizer. "Ich wollte Ordnung haben“, betont er, und so wich der gähnende Schlund des Stauraums rechts zwischen Achsen einer schicken Schublade, in der eine ordentliche Musikanlage samt USB-Anschluss, Netzsteckdose und Spannungsanzeige untergebracht sind. Ums Starten des Motors nach langen Nächten muss er sich keine Sorgen machen.

VW T2 Bulli mit rotem Stoffdach

Eine zweite Batterie im Bauchraum des T2 lässt sich in einer lauen Sommernacht ohne Gefahr für die Bordelektrik leersaugen. Aber es braucht natürlich auch was zum Knabbern und kalte Getränke, die Kühlbox ist in der Schublade hinten rechts untergebracht, Stauraum links. Durch die Gegend poltert in Olafs VW-Bus nichts.

Der Hang zur Perfektion drückt sich auch im knallroten Verdeck aus. "Sonnenland-Stoff, das ist der einzige, der bei Regen dicht hält", sagt Olaf stolz und verweist darauf, dass Cabrios, die etwas auf sich halten, aus dem gleichen Zwirn genäht sind. Der Boxer-Freund hat aus dem gleichen Material im selben Rot auch ein passendes Vorzelt schneidern lassen, man will ja nicht nur schlafen, sondern auch wohnen.

Allerdings war keine Gelegenheit zum Aufbauen, ein Foto auf dem Smart-Phone muss als Beweis genügen. Der Wetterbericht hat für den Nachmittag schwere Gewitter vorausgesagt

Ab jetzt herrscht im Hause Thoma eine klare Strategie: "Zu eintägigen Treffen fahre ich mit dem Kübelwagen, zu mehrtägigen mit dem Bus.“ Es gibt nur ein Problem: Das Auto ist doch jetzt fertig – nix mehr zu tun. Olaf gibt Entwarnung: "Da kommen noch zwei Weber drauf, das hat mit dem Kübel gut funktioniert.“ Zur Installation von Doppelvergasern ist er vor dem GTI-Vortreffen nicht mehr gekommen.

Aber nach der Camping-Saison folgt ja im Glarus ein kalter, langer Winter. Und in dem kann sich Olaf jetzt schon an der Vorstellung erwärmen im nächsten Sommer mit stolzen 60 PS zum Faaker See zu düsen.