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VW-Krise: Piëch geht auf Distanz zu Winterkorn
Porsche unterstützt Winterkorn

VW-Patriarch Ferdinand Piëch rückt öffentlich von VW-Chef Martin Winterkorn ab und stürzt den Konzern in eine Führungskrise. Was lief schief, zwischen Piëch und seinem designierten Nachfolger?

Krise bei Volkswagen: Piëch geht auf Distanz zu Winterkorn
Foto: ams

Ferdinand Piëch (77) ist kein Freund vieler Worte. Was er sagt, sitzt. Und hat grundsätzlich das Zeug, den gesamten Konzern in seinen Grundfesten zu erschüttern. Das war so, als er in der Rolle als Vorstandschef Volkswagen zum Weltkonzern formte und hat sich auch als Aufsichtsratsvorsitzender nicht geändert. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", wird Piëch von  SPIEGEL Online zitiert. Sechs schlichte Worte. Ein kurzer Satz mit genügend Sprengkraft, um das gesamte Zukunfts-Szenario des VW-Konzerns zu pulverisieren.

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Winterkorn-Vertrag läuft Ende 2016 aus

Bislang galt der 68 Jahre alte Winterkorn als einzig ernsthaft in Frage kommender Kandidat für die Nachfolge Piëchs, wenn der den Vorsitz im Aufsichtsrat abgibt. Lediglich der Zeitpunkt schien offen. Piëch hatte Winterkorn 1981 zu Audi geholt und ihn über Jahrzehnte aufgebaut. Das Duo pflegte dem Vernehmen nach bislang einen vertrauensvollen Umgang und stellte gemeinsam die Weichen für die Zukunft von VW. Winterkorns Vertrag läuft Ende 2016 aus, über eine mögliche Vertragsverlängerung hatte er auf Nachfrage bislang nicht eindeutig geantwortet.

Vor diesem Hintergrund bekommt eine weitere Piëch-Aussage aus dem SPIEGEL enormes Gewicht: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen. Und das sind keine Familienmitglieder, das ist auch nicht meine Frau." Ursula Piëch ist bislang Mitglied des VW-Aufsichtsrats. "Mehr wird sie nicht machen", widerspricht Piëch hartnäckigen Gerüchten zur Rolle seiner Ehefrau. Das Magazin schreibt weiter, dass die Entscheidung über den künftigen VW-Chef erst 2017 falle, "kurz vor meinem Ausscheiden", so Piëch. Die Kandidaten dafür sind offensichtlich bereits im Unternehmen. Vorstand und Aufsichtsrat müssten von Techniker geführt werden, das sei gesetzt.

Strategische Probleme

Die Ursachen für den offenen Bruch zwischen Patriarch und Ziehsohn sind vielfältig, aber nicht sofort offensichtlich. Auf den ersten Blick geht es Volkswagen unter der Führung von Martin Winterkorn nämlich prächtig. VW jagt von Rekord zu Rekord. Absatz, Umsatz und Gewinn verbessern sich von Jahr zu Jahr. Der Konzern verkauft schon heute mehr Autos als General Motors (GM), der Thron von Weltmarktführer Toyota wackelt. Und doch hatte Ferdinand Piëch bereits im März 2014 auf die Frage, ob er den Konzern auf einem guten Weg sehe, geantwortet: "Nicht wirklich".

Es sind vor allem strategische Probleme, die Winterkorn aus Sicht Piëchs seit Jahren nicht gelöst hat: So reichen die Margen der Kernmarke VW-Pkw längst nicht mehr an die Werte der Konkurrenz beständig heran. In den USA, dem zweitgrößten Absatzmarkt der Welt, verliert VW Marktanteile. Und dann ist da noch das lang angekündigte "Billig-Auto", mit dem der Konzern in die jungen Schwellenländer vorstoßen will und das nach wie vor auf sich warten lässt. Für den Technik-vernarrten Piëch ein unhaltbarer Zustand.

Betriebsrat steht noch zu Winterkorn

So sehr die VW-Gremien jetzt auch um Fassung ringen: Neu ist Piëchs Vorgehen nicht. Vor acht Jahren entsorgte er Winterkorns Bernd Pischetsrieder vorzeitig. Dabei nutzte er die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer. Die stehen bislang allerdings noch fest zu Winterkorn. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh stärkte dem Vorstandschef zwischenzeitlich den Rücken: Ginge es nach dem Betriebsrat, werde Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert, sagte Osterloh. "Weitere Fragen stellen sich derzeit noch nicht, weil Dr. Piëch Aufsichtsratsvorsitzender ist und wir die Kombination zweier starker Persönlichkeiten an der Unternehmensspitze schätzen."

Auch der VW-Aufsichtsrat und Cousin von Piëch, Wolfgang Porsche stärkt Winterkorn den Rücken. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", so Wolfgang Porsche als Vertreter der Porsche-Familie. Porsche spielt als Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche SE mit 51 Prozent der Anteile an VW eine entscheidende Rolle im Konzern. Weil auch das Land Niedersachsen sich für Winterkorn ausspricht haben Land und Arbeitnehmer-Vertretung mit 12 Stimmen die Mehrheit im Aufsichtsrat. Die Familien Porsche-Piëch kommen auf 5 Stimmen - davon 3 auf Seiten von Piëch.

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