Tour Arabische Wüste: Die Suche nach der verlorenen Stadt

Tour Arabische Wüste
Die Suche nach der verlorenen Stadt

Veröffentlicht am 01.04.2013

Einsamkeit auf dem Gipfel eines riesigen Sandbergs, rundherum nur Rub al Khali – das Leere Viertel Arabiens. Die Dünen erstrecken sich, so weit das blinzelnde Auge reicht, gold­orange leuchtend in der flirrenden Nachmittagssonne. Wir sind mitten in der größten Sandwüste der Welt, größer als Frankreich oder Texas. Das Thermometer zeigt 44 Grad, der heiße Wind bläst Sandgischt über den Boden. Die Luft ist staubig. Überall Sand‚ – im Haar und, knirschend, zwischen den Zähnen… jetzt ein kaltes Bier!

Einst berühmt, heute Einöde

Vor 1700 Jahren zogen hier Kamelkarawanen entlang – bis zu 2.000 Tiere auf einmal, beladen mit wertvoller Fracht für die nördlichen Märkte Mesopotamiens, Ägyptens und Persiens. Mensch und Tier waren guter Dinge, denn in Kürze, bei ihrem nächsten Halt, würde es Wasser geben. Und dieser Halt war das für seine Schätze berühmte Ubar. Heute ist an diesem Ort nur noch Einöde. Am Fuß der Düne sucht ein modernes Wüstenschiff seinen Weg: Ein Range Rover TDV8, die Karosserie hochgepumpt und das Terrain Response im Sand-Modus, tastet nach festem Untergrund – und bleibt doch ein ums andere Mal im Treibsand hängen. Dann heißt es Sandbleche raus und schaufeln – eine unglaubliche Tortur in dieser Gluthölle. Wir folgen den Spuren des Forschers Sir Ranlph Fiennes (Jahrgang 1944) auf der Suche nach der verlorenen Stadt Ubar, die Lawrence von Arabien einst Atlantis der Wüste nannte.

Ubar, so die Legende, war eine märchenhafte Oase, die 2500 vor Christus durch den Handel mit Weihrauch, der praktisch mit Gold aufgewogen wurde, zu unermesslichem Reichtum gekommen ist. Aus Weihrauch gewann man seinerzeit Parfüm und Medizin, auch in religiösen Zeremonien fand er Verwendung. Berühmteste Kundin des Ubar-Weihrauchs war die Königin von Saba. Doch irgendwann zwischen den Jahren 300 und 500 nach Christus, so die Legende, erzürnten Dekadenz und Lasterhaftigkeit der Bewohner Gott derart, dass er Ubar zerstörte. Seitdem galt die Stadt in Dhofar, dem südlichen Oman, als verschollen.

Weihrauch machte Ubar unermesslich reich

Hauptort der Region ist heute Salalah, ein staubiger Küstenflecken, wo Fiennes 1968 als Elitesoldat in der Armee des Sultans von Oman erstmals von Ubar hörte. Von dem Moment an war er infiziert, wie er 1992 in seinem Buch Atlantis of the Sands schrieb: „Ich musste die goldenen Säulen von Ubar finden, egal, wie tief sie unter dem Sand begraben lagen oder wie lange es dauern würde.“ Bei der ersten Expedition in die Rub al Khali mit zwei Land Rover fand Fiennes absolut nichts. Und es sollte 24 Jahre und viele weitere Versuche dauern, bis Fiennes mit Hilfe von Nasa-Satelliten, Hubschraubern und modernen Land Rover Discovery 1992 Ubar in der Gegend von Shis’r entdeckte. Mehr als 13.000 historische Gegenstände konnten ausgegraben werden. Auch der plötzliche Untergang von Ubar ließ sich jetzt erklären: Große Kalksteinhöhlen unter der Stadt waren zusammengebrochen und hatten deren Mauern mitgerissen.

Für unsere viertägige Abenteuertour sind wir mit dem Range Rover TDV8 in Muscat, der Hauptstadt von Oman, zu einem 650-Meilen-Ritt über eine Sand- und Schotterpiste nach Salalah gestartet. Am nächsten Tag gelangen wir zu der alten Hafenstadt Khor Rori, von wo aus seinerzeit die Dhaus, die typischen arabischen Segelboote, mit ihrer kostbaren Weihrauchfracht nach Asien, Afrika und Europa aufbrachen. Dann geht’s nordwärts über das zerklüftete, 1000 Meter hohe Quara-Gebirge nach Thamrait, wo es die letzte Tankmöglichkeit gibt. Richtung Shis’r hört der Asphalt auf, und es geht weiter auf der kaum erkennbaren, unbefestigten alten Weihrauchstraße. Die Landschaft ist flach, und die Luft flimmert in der Hitze. 10 Uhr morgens, 42 Grad Celsius – und das Thermometer steigt weiter. Zum Glück funktioniert die Klimaanlage einwandfrei. Ein paar Grasbüschel, Akazien, Tamarisken und einige kleine hässliche Weihrauchbäumchen haben zwischen den Felsen Wurzeln geschlagen.

Der Untergrund ist holperig und von den Sturzbächen – seltener – Wolkenbrüche aufgerissen, doch die Luftfederung des Range bügelt die meisten Unbilden des Weges weg. Nur bisweilen, wenn es richtig übel wird, hört man ein leises Knistern im Armaturenbrett. Endlich ist Shis’r erreicht, eine kleine Ansammlung von Betonbauten auf einem Hügel. Und gegenüber fällt unser Blick auf ein eingezäuntes, fußballfeldgroßes Areal – Ubar, die verlorene Stadt!

Heute nur noch eine unscheinbare Ruinen-Ansammlung

Heute macht sie nicht mehr viel her. Ein paar umgestürzte Säulen und zerbrochene Mauern um eine Kalksteinklippe gruppiert, an deren Fuß eine Süßwasserquelle entspringt. Doch die jahrelangen Grabungen haben bewiesen, dass hier einst, über Jahrtausende eine große Ansiedlung inmitten einer grünen Vegetation existierte, die mit Sicherheit ein wichtiger Handelsplatz auf der Weihrauchroute war. Die lange Anreise hat sich gelohnt – eigentlich mehr für die Offroad-Fahrt als Ubar selbst. Und unsere Reise ist noch nicht vorbei: Wir schwenken nach Norden ab, hinein in die unendliche Wüste, Richtung Al Hashman, vorbei an weiteren Sehenswürdigkeiten und an übel riechenden Schwefelquellen: Hier beginnt ein 500.000 Quadratkilometer großes Offroadparadies, ein wahrer Ozean von bis zu 300 Meter hohen Sanddünen – und sonst nichts.

Rub al Khali eben, das Leere Viertel Arabiens: Die Sandschicht wird dicker, die Dünen sind steiler, die Spur ist schmaler, und die Pirellis fangen an zu wühlen. Wir kurven um die Sandhügel herum, immer auf der Suche nach möglichst festem Untergrund. Doch trotz der exzellenten Geländetauglichkeit des Range Rover passiert es immer wieder, dass wir uns eingraben – und uns im Schweiße unseres Angesichts wieder ausbuddeln müssen. Doch der Blick über die golden leuchtenden Wogen des Sandmeeres beim Sonnenuntergang entschädigt für alles. Es wird behauptet, Ubar sei gefunden. Wir aber glauben, dass dieser Ort noch immer tief unter diesen Wellen von Sand verborgen ist.

Vorbereitung
Grundvoraussetzung für eine Tour im Sultanat Oman ist ein mindestens noch sechs Monate gültiger Reisepass.

Anreise
Omans einziger internationaler Flughafen befindet sich 30 Kilometer westlich der Hauptstadt Muscat. Neben der Lufthansa bieten unter anderem auch British Airways und KLM Flüge ins Sultanat an. Die Preise für den Hin- und Rückflug starten ab 700 Euro.

Einreisebestimmungen
Die Einreise gestaltet sich für deutsche Staatsbürger denkbar einfach. An allen Grenzübergängen, sei es zu Land, zu Wasser oder am Airport ist der Erwerb verschiedener Visa möglich. Die Gebühr für das einmonatige Visum beläuft sich auf rund 40 Euro. Wer länger bleiben möchte, kann sein Visum zum gleichen Preis jeweils um einen Monat verlängern. Ein Kurz-Visum für zehn Tage (nicht verlängerbar) kostet rund 10 Euro.

Mietwagen
Die großen Autovermietungen befinden sich direkt am internationalen Flughafen. Jedoch empfiehlt sich die vorherige Reservierung, damit dann auch ein passender 4Wheeler bereit steht. Der amerikanische Vermieter Thrifty bietet beispielsweise einen Toyota LandCruiser, im arabischen Raum auch als Toyota Prado bekannt, für rund 500 Euro pro Woche an, ohne Kilometerbegrenzung.

Land & Leute
Knapp 2,5 Millionen Menschen leben im Sultanat Oman auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschland. Da verwundert es kaum, dass man tagelang durch die Gegend fahren kann, ohne auch nur auf eine Menschenseele zu treffen. Aufgrund des subtropischen Klimas empfiehlt sich eine Reise zwischen Januar und April, da Temperaturen und Luftfeuchtigkeit sonst das erträgliche Maß überschreiten. Oman ist seit den frühen 1970er Jahren unabhängig und wird seitdem von Sultan Qabus Bin Said regiert. Haupteinnahmequelle des Sultanats ist der Export von Erdöl.

Preise
Ein omanischer Rial kostet derzeit rund 2 Euro – dafür gibt’s beispielsweise 10 Liter Benzin!

Adresse
Deutsche Botschaft in Muscat
P. O. Box 128, Ruwi, PC 112
Telefon: 00968/24 83 24 82
Internet: www.maskat.diplo.de

Weitere nützliche Tipps finden sich unter www.omantourism.de