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Top of the World Highway
Spektakuläre Bergtour im BMW X6

Im Norden Amerikas entdecken wir mit dem BMW X6 eine Straße mit prächtigem Namen die auf den Rücken breiter Berge in eine Stadt aus Goldstaub führt.

Top of the World Highway, BMW X6
Foto: Dani Heyne

Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, dann könnte das hier unser Favorit sein. Hoch oben im Norden Kanadas, wo es mehr Bären und Elche geben soll als Pickups. Wo die Sonne jeden Sommer Urlaub macht und finsteren Nächten keine Chance lässt. Genau hier stehen wir, feierlich gekleidet, und schauen auf diese eine Straße mit dem vollmundigen Namen: Top of the World Highway.

Kein Vergleich zu den Alpen

Für die üblichen Nachschlagewerke verbindet der 281 Kilometer lange Top of the World Highway lediglich Kanada mit Alaska, wird dabei erst seit Mitte der 1950er-Jahre als Straße geführt. Wegen der Grenze setzt er sich aus dem Yukon Highway 9 (Kanada) und dem Taylor Highway 5 (Alaska) zusammen. Vor dem Bau der heutigen Hauptverkehrsader – dem komplett asphaltierten Klondike Highway – galt er als wichtigste Verbindung im Nordwesten Amerikas.

Was nicht verraten wird? Wie talentiert der kleine Highway auf den Rücken breiter Berge balanciert und dabei prächtige Aussichten in das weite Land serviert. Mit den steilen Pässen der Alpen will er sich gar nicht vergleichen, ihm genügen 1.400 Höhenmeter, um Radler auszuzehren, Biker zu euphorisieren und Autofahrer zu begeistern.

Dabei stören sich nicht mal die fettesten Harleys an dem unbefestigten, teils schotterigen Belag. In seinen schönsten Passagen ist der Top of the World Highway nämlich wild, unasphaltiert und schmutzig. Einer der Gründe, warum man ihn im Winter nicht mit Schneefräsen malträtiert.

BMW X6 verwöhnt mit X5-Allrad und viel Komfort

Lang war seine Pause dieses Jahr allerdings wieder nicht – das Klima verändert sich auch hier oben: Es wird wärmer, trockener. Entsprechend staubig verlaufen die 700 Anreisekilometer aus dem kanadischen Whitehorse für den BMW X6. Von wegen Boulevard-Flaneur: Unser komplett in Schwarz gekleideter SUV-Macho kann auch anders. Mit den Allradtalenten des X5 gesegnet, nimmt er selbst fiese Nebenstrecken lässig, verwöhnt seine Passagiere mit Komfort. Um gleichzeitig die Pickup-Monokultur hier im kanadisch-amerikanischen Outback mit seiner muskulösen Gestalt zu durchbrechen. So viel Future erlebt Tok, Alaska, selten.

An dieser trostlosen Straßensiedlung kommen wir nicht vorbei, die Etappe aus Whitehorse frisst gut neun Fahrstunden auf. Es geht über den Alaska Highway – eine breite Betonschneise, die auf ihrem Weg in den Norden scheinbar unendliche Wälder schneidet. Bären und Elche scheinen die Route zu meiden, zur Ruhe kommt eine Einsamkeit, die inzwischen selten geworden ist. Handys haben keinen Empfang, Flugzeuge sind fern, und auf der rauen, buckligen Strecke ist manchmal für Stunden niemand anzutreffen. Ein denkwürdiges Szenario. Vorausgesetzt, der Wagen hält durch. Ansonsten heißt es ausharren und Knöpfe runterdrücken. Falls doch mal ein Braunbär auf Diät vorbeischlappt.

Welcome to Alaska

Alle Durchreisenden in Tok haben den gleichen Plan: tanken, essen, schlafen. Entsprechend mutet das Örtchen an. Abgesehen von zwei Tankstellen, einer Handvoll Autowracks, mehreren windschiefen Holzhäusern und einfachen Unterkünften sowie „Fast Eddy“ gibt’s nichts. Letzteres ein Mix aus besserem Fast-Food-Tempel und gemütlicher Pinte. Wer nicht zu müde ist, bekommt an den Nebentischen Unterhaltung serviert: Da schmatzen bärtige Harley-Fahrer mit sächsischen Omis um die Wette, begrüßen wohlgenährte Großfamilien asketische Radfahrer. Sie alle arbeiten sich an riesigen Portionen fettgetränkter Hash Browns, gebrutzelten Eiern und Fleisch in allen Variationen ab, um danach mit komatösen Gesichtsausdrücken das Lokal zu verlassen. Alternativen? Ein Asia-Foodtruck, dessen Soßen sich besser als Klebstoff eignen würden. Geschmacksrichtung Nimm-zwei-Bonbon. Das Sodbrennen hält bis heute. Zwei Lichtblicke gibt’s in Tok: einen Café-Stand, der selbst gemachte Bagels serviert, und einen liebevollen Campingplatz im Wald mit urigen Holzhäuschen.

Der X6 frühstückt am jungen Morgen – richtig dunkel wird es hier im Juli eh nicht – 50 Liter Super und rollt die paar Kilometer Richtung Süden zurück bis Tetlin Junction. Die einzige Kreuzung auf dem Alaska Highway weit und breit und zugleich der Startpunkt des Top of the World Highway. Ohne Eile schickt er seine Gäste rauf auf 1.000 Höhenmeter, die Aussicht ist zu Anfang wie die Straße selbst: eher gewöhnlich. Doch das ändert sich mit jedem Kilometer.

Der alte Highway verbindet einen Bergkamm mit dem nächsten, ohne dabei tief hinab zu müssen. Rechts und links breiten sich zu beiden Seiten wellige grüne Teppiche aus Baumspitzen aus. Der Blick gleitet bis zum fernen Horizont und entdeckt dabei kein Anzeichen von Zivilisation. Perfekt wird dieses beruhigende Bild durch die Haufen weißer Riesenwolken.

Chicken ist der einzige Ort auf dem Top of the World – ein winziges Überbleibsel des Goldrauschs, der hier Ende des 19. Jahrhunderts Tausende Abenteurer anspülte. 2010 zählte die Gemeinde noch sieben Einwohner, die mittlerweile alle auf Tourismus umgeschult haben. Wir schürfen … ähm, schlürfen einen Kaffee und probieren den frisch gebackenen Blaubeerkuchen.

Danach geht’s an der übergroßen Hühnerstatue vorbei zurück auf den Top of the World. Der ist nun voll in seinem Element und reiht auf den kommenden Kilometern so viele malerische Ausblicke aneinander, wie es nicht mal dicke Bildbände schaffen. Nach 64 Kilometern möchte eine junge Dame Richtung Kanada die Pässe sehen, Grenzkontrolle im alten Stil. Dauert keine zehn Minuten, und der X6 rollt wieder über kanadischen Boden. Gut eine Stunde tanzt er noch über die Rücken der Berge, berauscht sich an der Schönheit der Weite und wartet irgendwann vor dem breiten Yukon River auf George Black. So heißt die Fähre, die hier im Sommer kostenlos hin und her bullert. Eine Viertelstunde dauert die Überfahrt nach Dawson City, dem südlichen Ende des Top of the World Highway.

In der Stadt scheint die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts stehen geblieben zu sein. Vor den alten bunten Holzhäusern verlaufen schmale Stege, die Straßen sind unbefestigt. Zwei Banken schmücken sich damit, die erste gewesen zu sein. In einer der Bars wird Schnaps mit einem abgefrorenen Daumen darin serviert. Wer es schafft, das Glas so zu leeren, dass der Daumen dabei die Lippen berührt, soll reichlich Glück haben.

Wildwest-Feeling

Glücklich schätzt sich auch der BMW X6, der in dieser Wildwest-Szenerie mehr auffällt als irgendwo sonst. Das finden auch Ella und Veronica, die uns und andere Interessierte im Dawson City Museum über den Goldrausch und das Schürfen unterrichten. Ende des 19. Jahrhunderts fanden hier einige Männer stattliche Goldklumpen. Für rund zwei Jahre explodierten die Einwohnerzahl und die Goldfunde. Damals konnte im Salon der Goldstaub vom Boden aufgekehrt werden, zudem musste jeder etwas von seinem Fund abgeben, um die Versorgung der Stadt sicherzustellen. Bis heute wird in Dawson City nach Gold gesucht, das Land rings um die Stadt ist in Claims abgesteckt, Maschinen fressen den Boden in sich rein, spucken riesige Steinhaufen aus.

Die beiden Damen aus dem Museum nicken und zeigen am Ende ihres unterhaltsamen Vortrags, wie man früher nach Gold schürfte. Uns verraten sie, wo man das heute noch ausprobieren kann. Alsdann: 20 Minuten später parkt der X6 vor Claim 66. Tschüs, Chef, heute schürfen wir uns reich. Mit einer gemieteten Goldwaschpfanne mitten im Flussbett schaukeln wir geduldig die Mischung aus Dreck und Wasser hin und her und schwören, dass es in der Pfanne funkelt. In dem Moment wird uns klar: Vielleicht ist der größte Trumpf des Top of the World Highway nicht mal seine berauschende Aussicht, sondern dass er einem Gelegenheit gibt, anzukommen. Und sei es auch nur bei sich selbst.

So kommen Sie auf den Top of the World Highway

Den Top of the World Highway erreicht man einfacher als gedacht, da es jeden Sommer erschwingliche Direktflüge von Frankfurt nach Whitehorse gibt. Vor Ort wird ein Auto oder Motorrad angemietet, und schon kann der Roadtrip starten. Wer schnell ist, schafft die angezeigte Strecke – rund 1650 Kilometer – in drei Tagen. Besser sind vier, optimal fünf. Vor dem Start unbedingt die aktuellen Straßen und Wetterbedingungen checken, da die Strecke zu weiten Teilen unbefestigt ist. Und unterwegs stets auf genügend Kraftstoff achten.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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