Es geht ja nichts nur ums Blech. Mindestens so wichtig wie Chrom, Lack und Leder sind am Wörthersee T-Shirts, Aufkleber, Fußmatten, oder gar echtes Fell. Es gilt, mit kleinem finanziellen Einsatz ein Maximum an Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und so wird fleißig gepappt, gedruckt, rasiert, geflockt oder gestickt. Viele Motive sind schlüpfrig, manche martialisch. Aber sie haben alle eines gemein: Eine große Portion Humor.
Zugegeben, es ist nicht immer alles geschmackvoll. Aufforderungen zum Geschlechtsverkehr in allen direkten Formen finden ebenso ihren Niederschlag wie primäre und sekundäre Geschlechtsorgane an sich. Der findige Wortspieler entdeckt schnell, dass her am Schriftzug "Hello Kitty“ nur einen Buchstaben ändern muss, und schon wird eine hübsche Schlüpfrigkeit daraus. Alice Schwarzer würde glauben, sie hätte in Reifnitz viel zu tun, liefe aber ins Leere. Mit Stolz und Augenzwinkern tragen junge Damen T-Shirts mit dem Aufdruck "GTI-Luder“. Neben dem Audi Avant "Black Pearl“ im Piratenlook parkt der Golf "Red Bitch“. Das passende Nummernschild kann sich der Besitzer der roten Schlampe in Reifnitz gleich zum Mitnehmen anfertigen lassen. Wie Schildermacher gibt es auch Aufkleber und vor allem T-Shirts.
Motive aus der Grauzone
Etwa 1.000 Stück fertigt ein großer T-Shirt-Anbieter beim GTI-Treffen pro Tag. Dabei waren es im Vorjahr sogar 30 Prozent mehr. "Wir jammern da aber auf hohem Niveau“, sagt er grinsend. Humor ist in der Branche ohnehin wichtig. Wie soll man sonst auf Sprüche wie "Ich bin zu dick zum Weglaufen. Ich kämpfe!" kommen? Mercedes hat eine Guerilla-Marketingtruppe geschickt. MIB steht auf den schwarzen Shirts. Gemeint sind nicht die "Men in Black", sondern "Men in Benz".
Die T-Shirt-Branche ist aber nicht nur mit dem Kopf kreativ, sondern auch mit der Maus. "Wir klauen auch viele Ideen im Internet, da mache ich gar keinen Hehl draus", sagt ein Anbieter. Manche möchten deshalb nicht, dass Motive an ihren Ständen fotografiert werden. "Das ist dann zwei Stunden später im Netz", klagt ein Verkäufer.
Die wissen, dass sie in einer Grauzone operieren. Am Wörthersee duldet der VW-Konzern die latente Verletzung der Markenrechte, wenn zum Beispiel das Audi-Logo mit dem Slogan "Herr der Ringe" vermengt wird, oder das VW-Logo in ein Superman-Emblem implantiert wird. Andernorts stehen auch schon mal Konzernanwälte verschiedener Hersteller mit Polizei vor den Ständen und drohen mit Unterlassungsklagen über fünfstellige Summen. Dabei ist die Staatsgewalt immer präsent. Jedenfalls rennt immer wieder einmal jemand mit der Aufschrift CSI Wörthersee herum.
Alles für den besten Spruch
Den Fans ist das egal. Es geht darum, den besten und originellsten Spruch auf der Brust zu tragen, egal wie breit selbige ist. "Klar habe ich zugenommen. Ich wog mal 3.500 Gramm", steht bei einem zu lesen. Ein Shirt-Stand bietet die Variante: "Das ist kein Fett. Das ist zusätzliche sexuelle Nutzungsfläche.“
Beliebt sind neben Sex und Gesicht auch Sprüche gegen Polizei und TÜV. Nicht auszurotten sind eiserne Kreuze oder zuweilen Reichsadler, deren Krallen ein VW-Logo halten. Darunter steht dann in altdeutscher Schrift: Waffenschmiede Wolfsburg.
Der letzte Schrei aber sind seit zwei Jahren Kinder-Shirts, denn nicht wenige GTI-Girls schieben Kinderwagen über das Gelände. Und so trägt der Teufel nicht Prada, sondern Pampers. Und der Satansbraten ist wehrhaft. "Ich war das nicht. Ich will sofort meine Oma sprechen", lautet ein Aufdruck. Wer völlig unverständlicherweise noch ungebunden ist, zieht sich ein T-Shirt mit dem nicht misszudeutenden Spruch über: "Ich habe mich umgesehen. Ich bin die Geilste hier."
