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„Sonntagsauto“
Honda NSX, der erste Nippon-Express

Mit dem Honda NSX wagte Japan 1990 den Angriff auf Ferrari und Co. Der erste Japan-Supersportler setzte weniger auf brachiale Leistung, denn auf Ausgewogenheit und Leichtbau.

Honda NSX
Foto: Honda

„Der Honda NSX ist meines Erachtens einer der am meisten unterschätzten Sportwagen. Er versammelt alle Attribute, die einen wahren Sportler ausmachen: Er sieht gut aus, bringt eine stramme Leistung auf die Straße und begeistert mit einem Sound, der süchtig macht. Technisch hat Honda alles aufgeboten, was gut und teuer ist. […] Der NSX hätte es verdient, von einem größeren Kundenkreis akzeptiert zu werden. Hieße er Ferrari, dann würden sich die Leute die Finger danach lecken.“ Mit diesem Zitat von Rennfahrer Marco Werner, mehrfacher Le Mans-Gewinner, aus der auto motor und sport-Schwesterzeitschrift sport auto von 1997 wäre eigentlich schon alles gesagt. Eigentlich – doch der Hightechsportler aus Nippon ist es Wert ihm tiefer in die Klappscheinwerfer zu schauen.

Unsere Highlights

Ohne Leistungsexzess 274 km/h schnell

Honda NSX
Honda
Das NSX-Heck mit dem feststehenden Spoiler mutet futuristisch an.

Seinen Ursprung hat der Honda NSX im Kundenbegehren aus den USA. In Übersee verlangte die Honda-Tochtermarke Acura nach Hochpreismodellen und einem Sportwagen. So lief 1986 in Japan die Entwicklungsmaschinerie an. Die Eckpunkte für den NSX waren schnell festgezurrt. Mittelmotor-Konzept, Leichtbauchassis und Karosserie aus Aluminium, Leistung im vernünftigen Rahmen. Im Prototypenstadium trug der Honda NSX neben dem V6-Sauger auch Biturbo-Varianten und einen Fünfliter-V8 im Heck. Im Serienmodell von 1990 wurde daraus ein quer hinter den Passagieren eingebauter Vollaluminium-Dreiliter-V6-Motor, der mit VTEC bis 8.200/min. drehen durfte und 274 PS und 284 Nm bereitstellte. Damit platzierte er sich leistungsmäßig zwischen Zeitgenossen wie dem 911 Carrera 2 mit 250 PS und einem Ferrari 348 tb mit 300 PS. Bei der Höchstgeschwindigkeit spielte der Honda NSX mit gemessenen 273 km/h aber ganz vorne mit.

Honda, NSX, detail, 0309, Grundhoff
press-inform
Das Targadach verschwindet zwischen Heckscheibe und Motor.

Typisch Honda war auch der NSX mit allerlei Hightech gespickt. Dazu zählen die Aluminium-Konstruktion – die erste ihrer Art weltweit -, die Drive by-Wire-Steuerung der Drosselklappen, Titan-Pleuel und Platin-Zündkerzen. Von weiteren Techniksperenzchen wie Allradlenkung und Allradantrieb sah Honda ab. Mit ein Grund für das Leergewicht von nur 1.368 kg, das allerdings schon Features wie Sperrdifferenzial, ABS, Traktionskontrolle, Tempomat, geregelte Kats, Klimaanlage, Hifi-System, zahlreiche elektrische Helfer und eine Lederausstattung beinhaltet.

Honda NSX schneller als Ferrari

An der Optik des Honda NSX scheiden sich allerdings die Geister. „Der Bug passt nicht zum Heck, das Oberteil nicht zum Unterteil, die Räder nicht zu den großen Radhäusern“, schreibt Wolfgang König in der Motor Revue von 1991, die den NSX unter anderem dem Ferrari 348 gegenüberstellt. „Doch man muss den NSX gefahren sein, um zu beurteilen, wer hier wem was vormacht. Der Honda ist die Überraschung des Tages. Er ist fahrsicherer, komfortabler, nervenschonender als der Ferrari. Auf Dauer ist er auch schneller.“ Kein Wunder, wurde dem Honda NSX auch von Formel 1-Legende Ayrton Senna auf der Nürburgringnordschleife der letzte Schliff verpasst.

Noch schneller ging es im Honda NSX-R voran, der 1992 für den japanischen Markt vorgestellt wurde. Mit dem R im Namen sank das Gewicht um 130 kg, die Leistung stieg auf 280 PS, die Höchstgeschwindigkeit auf 280 km/h. Frischluftfreaks wurden ab 1996 mit dem NSX-T mit einem herausnehmbaren Dachteil bedient. 1997 wurde der Honda NSX im Rahmen eines Facelifts ein letztes Mal aufgewertet. Der Hubraum des V6 wurde auf 3,2 Liter, die Leistung auf 280 PS und das Drehmoment auf 298 Nm erhöht. Aus dem Fünfgang-Getriebe wurde eines mit 6 Fahrstufen, die Viergangautomatik wurde weiter mit dem Dreiliter-Motor angeboten.

Honda NSX ist alltagstauglich

2005 kam das Ende für den Honda NSX. Neue gesetzliche Vorgaben hätten größere Modifikationen am Sportler und damit weitere Investitionen bedingt. Dagegen sprachen die nur noch geringen Verkaufszahlen. Insgesamt wurden von 1990 bis 2005 rund 18.500 Honda NSX gefertigt. Die größten Absatzzahlen erzielte der Japan-Sportler in den USA und auf dem Heimatmarkt. Die letzten 12 NSX-Käufer wurden vom damaligen Honda F1-Partner BAR in die Formel 1-Fabrik nach England eingeladen. Doch schon beim Produktionsende verkündete Honda die Fortführung des NSX-Projekts, das in den folgenden Jahren wiederholt gestoppt und konzeptionell neu ausgerichtet wurde. 2014 ist es dann aber endlich wieder soweit: Vorhang auf für den neuen NSX.

Der Honda NSX gilt auch heute noch als problemloses, alltagstaugliches und vor allem schnelles Auto mit viel Komfort. Der Neupreis lag 1990 bei rund 135.000 D-Mark, beim Abverkauf zu Produktionsende mussten rund 95.000 Euro entrichtet werden. Heute werden NSX zu Preisen zwischen 30.000 und 40.000 Euro gehandelt.

Honda NSX 1990
Honda NSX (1990)
MotorV6
Hubraum2.977 ccm
Leistung274 PS
Drehmoment284 Nm
Leergewicht1.368 kg
Getriebe5-Gang manuell
0-100 km/h6,2 Sek.*
0-200 km/h22,3 Sek.*
Vmax273 km/h*
Verbrauch15,1 L*
Preis135.000 D-Mark*
*Werte aus Test ams 22/1990
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