So fahren Sie eine Oldtimer-Rallye: Erfolgs-Formel fürs Rallyefahren

So fahren Sie eine Gleichmäßigkeits-Rallye
Erfolgs-Formel fürs Rallyefahren

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Zuletzt aktualisiert am 18.02.2013

Streng genommen teilt sich das Starterfeld einer Oldtimer-Rallye mit Prüfungen im Gleichmäßigkeitsfahren in drei Teilnehmerkategorien: in Profis, Routiniers und Einsteiger. Diese wunderbare legere Mischung macht diesen Wettbewerb besonders reizvoll: Einsteiger, die auf den hinteren Plätzen landen, dürfen sich damit trösten, gegen wirkliche Könner angetreten zu sein. Und dennoch gibt es oft große Überraschungen in den Ergebnislisten, wenn absolute Newcomer unter den Routiniers auftauchen.

Die Tricks der Profis

Die Profis sind dagegen harte Nüsse: Wer den neunmaligen Mille Miglia-Sieger Giuliano Cané samt Gattin Lucia Galliani sowie die zigfachen Gewinner des Damenpokals, Franca Boni und Monica Barziza, in Italien gemeinsam trainieren sah, konnte deren Präzision kaum glauben.

Die Weltelite der Oldtimer-Rallyefahrer leisten sich selten mehr als vier Hundertstelsekunden Abweichung von der Idealzeit - und diese Ergebnisse sind keine Zufallstreffer, sondern Runde um Runde stabil reproduzierbar. Die meisten Normalsterblichen sind schon stolz, wenn sie regelmäßig unter einer Sekunde bleiben.

Verblüffend erscheint dabei vor allem die Technik einiger Teams. Wie etwa von dem neunmaligen Mille Miglia-Sieger Giuliano Cané: Mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit - 40 bis 50 km/h - braust er durch das Ziel. Dabei bleibt der Fahrer mit dem rechten Fuß auf dem Gaspedal und stabilisiert mit dem linken auf der Bremse. "Durch das hohe Tempo ist der Messfehler beim Überrollen der Ziellinie - vor allem bei Schlauchmessungen - viel geringer als bei Schrittgeschwindigkeit", verrät der italienische Großmeister der Gleichmäßigkeit seine Vorgehensweise.

Gelassenheit gehört zum Wichtigsten auf einer Oldtimer-Rallye

Tatsächlich kommt Franca Boni mit ihrer Technik des zeitlupenartigen Herantastens ins Ziel nicht ganz an die Ergebnisse des Konkurrenten heran. "Wenn wir noch besser werden wollten, müssten wir genau so fahren wie Giuliano, aber das können wir nicht", erklärt Bonis Tochter Monica Barziza. Was nicht heißt, dass nicht auch einem Cané gelegentlich ein Fehler unterläuft und er geschlagen werden kann: Bei der Silvretta Classic 2003 etwa verlor der Maestro auf einer Slalomprüfung kurzzeitig die Orientierung und handelte sich einen Sack voller Strafpunkte ein.

Fröhlich gelächelt hat Cané trotzdem, und das ist vielleicht die wichtigste Eigenschaft, die man sich vom Meister abgucken kann: Gelassenheit. Wenn sich Fahrer und Beifahrer wegen missverständlicher Roadbook-Anweisungen oder falsch errechneter Fahrzeiten ständig in den Haaren liegen, ist die erfolgreiche Rallye-Teilnahme zum Scheitern verurteilt.

Gutes Roadbook ist wichtig und lässt keine Fragen offen

Dazu gibt es ein paar Tipps für alle Gleichmäßigkeitsrallye-Fahrer, die das Leben an Bord erleichtern. Zunächst einmal: Bevor man sich Gedanken über Hundertstelsekunden auf Wertungsprüfungen macht, sollte man den Weg dorthin finden. Glücklicherweise gerät die Orientierung auf einer professionell organisierten Rallye wie der der Sachsen Classic nicht übermäßig schwierig, das Roadbook lässt in der Regel keine Fragen offen.

Gefahren wird nach sogenannten Chinesenzeichen, in denen ein schwarzer Punkt den Standpunkt und ein Pfeil die Fahrtrichtung angeben. Neben dem Zeichen stehen Kilometerangaben zur Gesamtfahrstrecke und von Richtungsänderung zu Richtungsänderung. Wichtig ist, dass der Beifahrer dem Fahrer rechtzeitig sagt, wo und bei welcher Kilometerzahl er wohin abbiegen soll. Voraussetzung hierfür ist, dass der Kopilot die Reihenfolge der Chinesenzeichen exakt berücksichtigt und keines überspringt oder sogar verpennt. Ab dann navigiert nämlich das Chaos.

Übung macht den Meister

Als Nächstes gibt es die Zeitkontrollen (ZK), die auf die Minute genau einzuhalten sind und meist das Ende eines Abschnitts oder den Beginn einer Wertungsprüfung (WP) bedeuten. Die korrekte Fahrzeit für eine vorgegebene Wegstrecke muss der Beifahrer selbst ausrechnen. Wirklich entschieden wird die Rallye auf den Wertungsprüfungen und da hilft im Grunde nur eines: Üben. Und zwar bereits vor der Rallye im Rahmen eines Lehrgangs in Theorie und Praxis. Auf den Prüfungen muss eine definierte Strecke von beispielsweise 150 Metern in 15 Sekunden durcheilt werden.

Gemessen wird entweder mit einem Druckschlauch, der einen Kontakt auslöst, oder mit einer Lichtschranke. Oder mit einer Kombination aus beidem. Wichtig ist, das er Beifahrer am Start exakt die Stoppuhr betätigt und anschließend sauber und im Sekundentakt die letzten Sekunden auf der WP rückwärts herunterzählt. Und dass der Fahrer sein Auto so gut kennt, dass er genau bei Null über den Schlauch oder durch die Lichtschranke fährt.
Viel Glück!