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Skoda-Chef Vahland im Interview
Skoda baut kein Billigauto

Skoda-Chef Winfried Vahland über seine Erwartungen an den neuen Rapid Spaceback, den nächsten Fabia und Superb und warum er ein Billigauto unterhalb des Citigo ablehnt.

Winfried Vahland
Foto: ams
Mit dem Rapid Spaceback und dem renovierten Yeti hatten Sie auf der IAA gleich zwei Neuheiten. Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz des Publikums?

Vahland: Wir waren in diesem Jahr überrascht, wie stark der Stand frequentiert wurde. Das Ergebnis der IAA 2013 war also sehr befriedigend. Wir hatten doppelt so viele Besucher wie auf der IAA vor zwei Jahren.

Es wird viel darüber diskutiert, inwiefern die Marken des VW-Konzerns überhaupt noch eigenständig sind. Ist Skoda nicht eigentlich schon eine deutsche Marke?

Vahland: Das geht vielleicht zu weit, ich gebe Ihnen ein Beispiel: Es gab vor Jahren die Diskussion, ob wir nicht den Hatschek, so heißt der Haken über dem S in Skoda im Tschechischen, aus Gründen der internationalen Verständlichkeit besser weglassen sollten. Da gab es spontan Proteste in unserem Unternehmen und mir war klar, dass wir damit an die Seele der Marke gehen. Die Diskussion war sofort beendet. Wir sind tschechisch, kommen aus dem Herzen der böhmischen Industrietradition. In einem internationalen Umfeld würde ich zudem sagen "wir sind europäisch", aber niemals "wir sind deutsch".

Unsere Highlights
Vielleicht käme die Frage nach der Eigenständigkeit seltener auf, wenn Skoda seine lange Tradition stärker in die Öffentlichkeit tragen würde.

Vahland: Da haben Sie sicher Recht. Skoda hat eine großartige Geschichte. Um das deutlich zu machen, haben wir zum Beispiel im vergangenen Jahr unser Museum neu gestaltet. Um erfolgreich voranzugehen, ist es wichtig zu wissen, wo man herkommt. Skoda ist in der automobilen Pionierzeit entstanden, hat traumhafte Automobile gebaut, Kriege überstanden und ist vor gut zwanzig Jahren unter dem Dach von Volkswagen neu gestartet. Unsere Ingenieure bauen auf dieser guten Tradition auf, sie werden im Volkswagen Konzern anerkannt. Sie sind kompetent und haben gleichzeitig ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein. Wir verfügen bei Skoda über eine starke Basis. Das gibt uns Vertrauen für die Zukunft.

Sie haben seit Ihrem Antritt bei Skoda schon sehr viel verändert – angefangen beim Markenlogo bis zu den neuen Modellen, die nun Ihre Handschrift tragen. An welcher Stelle des Weges befindet sich Skoda Ihrer Meinung nach?

Vahland: Wir haben Skoda von einer Nischenmarke zu einer internationalen Volumenmarke entwickelt. Wir weiten das Produktprogramm massiv aus und bauen die Präsenz der Marke global aus. Unsere Wachstumsstrategie zeigt in diesem Jahr ihre ganze Kraft. Noch nie haben wir so viele neue Modelle vorgestellt wie 2013. Die eigene Mannschaft dabei mitzunehmen, ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Wir sind gut im Plan.

Sie haben lange in China gearbeitet. Wie passen Sie Ihre Autos für den chinesischen Markt an? Müssen Sie sich da auf einen anderen Geschmack einstellen?

Vahland: Wir legen bei unseren Autos großen Wert auf ein üppiges Raumangebot, deshalb können wir in China, wo größere Autos gefragt sind, identische Fahrzeuge wie in Europa verkaufen. Einzige Ausnahme ist der Yeti, den wir für China um 60 mm verlängert haben. Aber nehmen Sie nur den Yeti: Von der Resonanz in China haben wir für die Entwicklung des Nachfolgers sehr viel gelernt, was auch in anderen Ländern relevant ist oder werden könnte. Wir haben unsere Wurzeln in Europa, in einem weitgehend  gesättigten Markt. Wir tun gut daran, uns mit den Bedürfnissen der Kunden aus Wachstumsmärkten zu beschäftigen. Ich glaube, Skoda hat da mittlerweile einen Vorteil gegenüber einigen anderen europäischen Herstellern.

2014 steht der neue Fabia in den Startlöchern. Was wird sich ändern, was bleibt gleich?

Vahland: Noch ist es ja nicht soweit. Nur so viel: Die Größe des Fabia passt. An dem guten Package halten wir fest. Neues und Interessantes werden Sie beim Design sehen.
Auf der IAA haben Sie mit dem Rapid Spaceback ein neues Kompakt-Modell gezeigt.

Was erwarten Sie sich in Deutschland und weltweit von diesem Auto?

Vahland: Unser Traum war immer, ein Kurzheckfahrzeug im Kompaktsegment zu haben. Das ist das größte Segment in Europa. Der Spaceback ist die ideale Ergänzung zum Rapid Stufenheck und für unsere gesamte Modellpalette. In Deutschland rechnen wir damit, dass der überwiegende Teil der Kunden sich für den Spaceback entscheiden wird. Der Anteil der Limousine dürfte bei etwa 10 bis 20 Prozent liegen. Deutschland ist ein Markt für Kurzheckmodelle. Mit dem Spaceback wollen wir hier unseren Marktanteil von aktuell gut fünf Prozent weiter steigern.

Wie viele Autos wird Skoda 2014 voraussichtlich verkaufen?

Vahland: 2013 ist für uns das Jahr der neuen Modelle mit entsprechend vielen Produktionsanläufen. Wir weiten ja nicht nur unser Produktprogramm massiv aus, sondern bauen auch neue Fertigungsstandorte auf. Bis Ende August lagen wir vor diesem Hintergrund leicht unter den Verkaufszahlen des Vorjahres. Mit zunehmenden Kapazitäten werden wir in der zweiten Jahreshälfte mehr Automobile verkaufen als in der zweiten Hälfte 2012. Wir werden sehen, was das für das Gesamtjahr bedeutet.

Wenn Sie über das Jahr 2014 hinaus blicken, wie wird sich Skoda weiterentwickeln?

Vahland: Ich denke, mit der aktuellen Designsprache haben wir einen Weg definiert, der mehr Emotionen zum Ausdruck bringt. Das ist die Richtung für neue Skoda, die Marke entwickelt sich dynamisch weiter. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber der neue Superb zum Beispiel wird so etwas wie eine Revolution für Skoda. Das Auto wird für die Marke ein Ausrufezeichen und wird Skoda stilistisch wie technisch nochmals auf eine neue, etwas höhere Ebene heben. Und wenn alles klappt bringen wir 2016 dann noch einen großen SUV.

Was macht denn die nächste Superb-Generation so revolutionär? Welche neuen technischen Innovationen wird das Auto bekommen? Einen Plug-in-Hybrid?

Vahland: Zunächst einmal bleibt er in den Abmessungen in etwa gleich, wird aber in den Proportionen ausgewogener und deutlich souveräner. Technisch steht uns grundsätzlich all das zur Verfügung, was im Baukasten-System des Volkswagen Konzerns vorhanden ist, also gegebenenfalls auch ein Plug-in-Hybrid. Doch wir werden technisch nur das in den Superb reinpacken, was unsere Kunden auch verlangen. Und die sind sehr kostenbewusst. Wir werden den Plug-in-Hybrid im nächsten Superb und auch im großen SUV vorsehen, allein schon weil das die strengen CO2-Ziele von uns verlangen.

Der VW-Konzern hat sich einen CO2-Flottenverbrauch von 95 g/km für 2020 vorgenommen. Welchen Beitrag muss Skoda leisten?

Vahland: Unser CO2-Ziel für 2020 liegt unter 95 g/100 km.

Und wie wollen Sie das erreichen? Was wird zum Beispiel der neue Fabia in der sparsamsten Variante weniger verbrauchen als der Vorgänger?

Vahland: Das wird vergleichbar zum neuen Octavia sein, der rund 20 Prozent weniger verbraucht als die Vorgänger-Generation. Aber lassen Sie mich eines dazu sagen: Es ist mitnichten so, dass dieses Ziel für uns als Volumenmarken mit einem größeren Anteil an kleinen Fahrzeugen vergleichsweise leicht zu erreichen ist. Im Gegenteil: Wir bei Skoda haben es mit preissensiblen Kunden zu tun, die sich das technisch Machbare auch leisten können müssen. Das ist bei einem Mehrpreis für ein Elektroauto von zum Beispiel 10.000 Euro im Vergleich zu einem konventionell angetrieben Fahrzeug alles andere als einfach. Meiner Ansicht nach hat die EU-Gesetzgebung sich zu stark auf technisch extrem anspruchsvolle  Ziele fixiert und die finanziellen Möglichkeiten der Kunden außer Acht gelassen.

Einige Hersteller erwarten das Ende des Schaltgetriebes, um mehr Verbrauchsreduzierung zu schaffen. Wie sehen Sie das?

Vahland: Der Trend geht eindeutig in diese Richtung. Unser Doppelkupplungsgetriebe bietet mehr Einsparungspotenzial als ein Handschalter. Ich glaube trotzdem, dass es aus Kostengründen in einigen Märkten weiterhin vorwiegend Schaltgetriebe geben wird.
Der VW-Konzern setzt zur Reduzierung des Flottenverbrauchs auch verstärkt auf Erdgas.

Was halten Sie davon, und was kommt bei Skoda?

Vahland: Der Erdgasantrieb bietet entscheidende Vorteile, denn man hat sofort eine CO2-Reduzierung von circa 20 bis 25 Prozent und es ist für den Kunden bezahlbar. Nach dem Citigo bekommt auch der Octavia 2014 eine Erdgas-Version.

Cabrios hatten früher bei Skoda Tradition. Passt so ein Nischenauto in ihr Produktprogramm?

Vahland: Natürlich wäre ein Cabrio von Skoda schön. Da sagt man spontan ja. Aber wir wollen uns kein Modell leisten, von dem wir maximal einige tausend Stück pro Jahr verkaufen. Die Cabrio Nachfrage ist auf nur wenige europäische Märkte beschränkt. Wir diskutieren stattdessen lieber über einen Ausbau der Octavia-Familie. Wir haben eine Limousine, einen Kombi, den RS und ab 2014 noch den Scout. Ich kann mir da aber auch noch mehr vorstellen, schließlich wollen wir mit dem Octavia einmal zu den zehn meistverkauften Autos in der Welt gehören, und dafür brauchen wir eine Stückzahl von mindestens 500.000 Einheiten pro Jahr.

Wie wäre ein Billigauto unterhalb des Citigo?

Vahland: Das sehe ich nicht. Skoda baut keine Billigautos. Wir sind nicht bereit, die hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards bei Skoda zu opfern, nur um in einem Markt wie etwa Indien ein Billigauto verkaufen zu können.

Wie verkauft sich der Citigo?

Vahland: Wir liegen gut im Plan und haben gerade die Produktion leicht erhöht. Der Citigo kommt auf rund 40.000 Einheiten pro Jahr.

Das Thema Connectivität wird immer wichtiger, Opel geht beim Adam da einen neuen Weg. Was kommt bei Skoda?

Vahland: Auch wir denken intensiv darüber nach, wie wir die Bedürfnisse der iPhone-Generation  befriedigen können. In den zukünftigen Skoda Automobilien werden wir entsprechende Angebote machen.

Wird es einen Nachfolger für den Roomster geben?

Vahland: Der Roomster fährt in einem Segment, das es so nur in Europa gibt, außerdem sinkt die Nachfrage. Wenn wir den Roomster erneuern, dann wahrscheinlich nur gemeinsam mit einem Partner, denn alleine ist das Volumen zu gering. Eine Entscheidung dazu gibt es aber noch nicht. Aktuell haben andere Fahrzeuge Priorität.

Und wie sieht es mit dem Fabia RS aus?

Vahland: Beim Octavia RS sind wir mit einem Anteil am gesamten Octavia Absatz von sieben Prozenterfolgreich unterwegs. Der Fabia RS dagegen kommt auf Einbauraten von etwa einem Prozent. Das Auto ist bei den jungen Kunden zwar sehr begehrt, aber für Viele etwas zu teuer. Wir haben deswegen diefinanziell besser erreichbare Monte Carlo-Version aufgelegt, die mit normalen Motoren arbeitet aber die Optik eines emotionalen und sportlichen Automobils bietet. Und das wird von den Kunden gut angenommen. Wir haben uns deshalb beim nächsten Fabia gegen einen RS entscheiden.

Bleiben Sie denn trotzdem dem Rallyesport treu?

Vahland: Es wird einen Nachfolger des S2000-Rallyefahrzeugs mit dem neuen Fabia geben. Motosport betreiben wir seit über 100 Jahren und werden diese Tradition auch fortsetzen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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