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Sitzprobe Lamborghini Huracán in Genf 2014
Für den Stier in Dir

Lamborghini präsentiert auf dem Genfer Autosalon den neuen Huracán. Wir haben den Nachfolger des Gallardo bei den Hörnern gepackt und schon mal sein Cockpit geentert.

Sitzprobe Lamborghini Huracan
Foto: Stefan Baldauf

Traditionell ist so ein Lamborghini ja nichts für Leute, die gerne in der Unsichtbarkeit einer Neubausiedlung verschwinden. Fans lieben die Autos aus St. Agata Bolognese für ihren selbstbewusst zur Schau gestellten Übermut, ihre Kraft und ihre Unvernunft. Alles richtig gemacht, können wir nach der ersten Sitzprobe im Lamborghini Huracán attestieren.

Der Nachfolger des Lamborghini Gallardo schafft es locker, sich von seinem Vorgänger zu emanzipieren. Mit brutaler Motorleistung. Einem herrlich unangepassten Design. Anspruchsvoller Technik und vielen großen und kleinen Absonderlichkeiten, die einen Lamborghini von einem klassischen Supersportwagen unterscheiden.

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Höhle mit S-Klasse-Qualitäten

Bestes Beispiel: Die versenkten Türgriffe. Der Alptraum für jeden Produktionsplaner. Im Huracán aber so selbstverständlich wie die Tatsache, dass seit der Machtübernahme durch Audi das Thema Allrad für Lamborghini Gesetz ist. "Ächz". "Knirsch". "Uff". Die einzige Möglichkeit, würdevoll in einen Lamborghini einzusteigen, ist auf den Roadster zu warten. Ohne Dach auf Hüfthöhe geht die Sache nämlich deutlich eleganter. Hilft ja alles nichts, die Zeitfenster sind eng getaktet.

Also rein da. "Plopp". Hoppla. Eine S-Klasse-Pforte klingt auch nicht hochwertiger. War ja alles mal ganz anders. Fans und vor Fahrer eines Lamborghini Countach können davon abendfüllende Lieder singen. Die Faszination so eines italienischen Supersportlers ist zumindest bei Männern genetisch bedingt. Ganz sicher. Aus der Höhle kommen wir, in die Höhle zieht's uns immer wieder zurück. Dunkles Alcantara, wohin das Auge blickt. Dazu gelbe Kontraste und irgendwo schimmert durch die winzigen Schießscharten etwas Tageslicht.

Nach links, rechts und hinten ist die Sicht gleich Null. Was soll's. Was zählt, ist vorne. Lenkrad und Straße. Und mit Letzterer macht der Lamborghini Huracán kurzen Prozess. 325 km/h sind laut Lamborghini auf jeden Fall drin, wenn der V10-Sauger alles aus seinen 5,2 Litern Hubraum rausholt. Und überhaupt: ein V10!

Lamborghini Huracán mit Doppelkupplungsgetriebe

Downsizing? Lambo-Chef Stefan Winkelmann weiß garantiert nicht mal, dass es dieses Wort gibt. Warum auch. Nicht seine Baustelle. Immerhin durften die Greenpeace-Beauftragten im Huracán-Entwicklerteam eine Benzin-Direkteinspritzung und eine Start-Stopp-Automatik aus dem Audi-Baukasten übernehmen. Beides senkt den Verbrauch und sorgt dafür, dass der neue Basis-Lambo stärker ist (610 PS) als ein Vorgänger, der Verbrauch aber auf 12,5 Liter im Schnitt sinkt. Der offen im Heck liegende Zehnzylinder schafft sogar die Euro-6-Norm. Wie gesagt nichts, was man bei einer Lamborghini-Präsentation so richtig mit Stolz erzählt bekommt.

Die Huracán-Truppe spricht lieber über ihr neues Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe LDF (Lamborghini Doppia Frizione), das die echt ruppige sequenzielle Schaltung aus dem Gallardo ablöst. Oder grundsätzlich vom Design ihres Lamborghini Huracán. Das ist in der Tat ausoptimiert. Sechsecke, soweit das Auge blickt. In allen Lufteinlässen, in den Felgen, in den Instrumenten und natürlich auch auf dem Klapp-Käppchen, unter dem sich der Startknopf versteckt. Dass man zwischen all den Ecken und Kanten die Entriegelung der Motorabdeckung nicht findet.

Lamborghini bleibt sich treu

Geschenkt. Konzentrieren wir uns aufs Sichtbare. Die riesigen Verbundbremsscheiben zum Beispiel, die so gerade eben in die 20-Zoll-Räder passen. Oder die LED-Scheinwerfer vorne und hinten. Oder den schicken 12,3 Zoll großen Farbbildschirm, der sich komplett konfigurieren lässt. Vom Fahrer. Für den Fahrer. Der Copilot muss ohne Mäusekino auskommen. Wozu auch.

Artgerecht bewegt ist man als Beifahrer im Lamborghini Huracán sicher vor allem damit beschäftigt, lebenswichtige Körperfunktionen koordiniert zu bekommen. Alles andere wäre eine Überraschung. Denn bei aller moderner Technik, die die Nähe zu Audi mit sich bringt, hat so ein Lamborghini immer auch einen Ruf zu verlieren. Den der Firma. Und den des namensgebenden Kampfstiers. Und der blieb in der Arena immer unbesiegt. Harte Zeiten für Normalos. Danke Lamborghini!

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