Wer ein echter Schwabe ist, der ist samstags mit einem Anhänger unterwegs. Das hat mir ein alteingesessener Bürger aus den Tiefen des baden-württembergischen Landes einmal mit auf den Weg gegeben.
Diesem Brauch wollen wir zukünftig auch mit unserem Redaktions- Sharan folgen und ihn mit einer Westfalia-Anhängerkupplung bestücken. Wer seinen Führerschein nach dem 31. Dezember 1998 gemacht hat, darf einen kleinen, ungebremsten Anhänger bis 700 Kilogramm Gesamtgewicht an den Haken nehmen – optional kann es auch ein schweres Anhängsel sein, vorausgesetzt, das Gewicht der Fuhre liegt bei maximal 3,5 Tonnen.
Nachrüstung ab 150 Euro aufwärts
Frühere Absolventen können unbedenklich auch einen gut ausgebauten Wohnanhänger hinter ihrem Auto ziehen. Hier liegt das Limit bei 7,5 Tonnen für Zugfahrzeug und Anhänger. Die Nachrüstung der dafür erforderlichen Kupplung kostet beim Fachmann ab 150 Euro aufwärts, das Produkt selbst bekommt man ab 200 Euro, je nach Hersteller und Fahrzeug- Fabrikat.
Vom Selbsteinbau auf dem heimischen Hof sei von vorneherein abgeraten. Zwar erklärt die Westfalia-Einbauanleitung alles in 13 Sprachen und vieles in Bildern, doch eine professionelle Arbeitsausstattung ist dennoch unerlässlich. Um auf der sicheren Seite zu sein, holen wir uns für die Montage Hilfe aus einer fachkundigen Werkstatt. "Der Einbau am Sharan ist noch verhältnismäßig einfach", erklärt deren Inhaber Rainer Pfund.
Abnehmbare Kupplungen dürfen nicht ohne Anhänger am Fahrzeug bleiben
Im mächtigen Karton sind neben der abnehmbaren Kupplung auch eine Aufbewahrungstasche, Handschuhe, Kabelbaum und diverse Aufkleber enthalten. Was einige nicht wissen: Kann die Kupplung abgenommen werden, darf sie bei Fahrten ohne Anhänger nicht montiert sein. Kommt es zu einem Unfall, bei dem das Gegnerfahrzeug durch das abstehende Teil schwerer beschädigt wird als ohne, kommt der Halter dafür auf.
Nach dem Entfernen der hinteren Stoßstange muss diese teilweise zerlegt werden. Der Träger wird entfernt und durch das neue Teil mit Kupplung ersetzt. Bei unserem Westfalia-Paket liegen zusätzlich noch Bleche zur Verstärkung bei, die für eine saubere Anlagefläche der Schrauben sorgen. Für Mechaniker Arnold Jansen ist diese Arbeit sein täglich Brot, für mich ein kleines Abenteuer.
Damit die Montage der aufgerüsteten Heckstoßstange gelingt, empfiehlt die Bedienungsanleitung, den Auspuff zu lösen und das Wärmeleitblech zu entfernen. "Wenn man vergisst, das wieder anzubringen, kochen die Sprudelkästen im Kofferraum", witzelt mein Instruktor.
Stromversorgung nichts für Hobbybastler
Anschließend geht es an die Stromversorgung. Blinker, Brems-, Fahr-, Stand-, Rückfahr- und Nebellicht am Anhänger werden über das Zugfahrzeug über eine 13-polige Steckdose versorgt. Dazu muss ein völlig neuer Kabelbaum verlegt werden. Spätestens hier stoßen Hobbyschrauber wie ich an ihre Grenzen. Kollege Jansen prüft mit einem speziellen Werkzeug, ob die Verbindung tadellos funktioniert. Die Steckdose kann nun so montiert werden, dass sie bei Fahrten ohne Anhänger hinter der Stoßstange verschwindet – ein hübsches Detail, dass die unschöne Haken-Vorrichtung im Normalbetrieb komplett unsichtbar ist.
Nachdem die Stromverteilung geregelt ist, muss die Stoßstange wieder an ihrem Platz verankert werden. Hierbei ist große Aufmerksamkeit geboten, denn eine falsche Bewegung genügt, und der Lack des Fahrzeugs ist verkratzt. Zu zweit setzen wir den 20 Kilogramm schweren Träger an. Aber bevor die Schrauben mit einem Drehmomentschlüssel auf 90 Newtonmeter angezogen werden, muss an den Befestigungspunkten der Unterbodenschutz mit einem Schaber entfernt werden. "Wenn man das nicht macht, sitzt die Schraube nicht perfekt, dann kann sich der Träger lösen", warnt der Mechaniker. Sicherheitshalber müssen die Schrauben nach 1.000 Kilometern nachgezogen werden. Schlamperei ist hier fehl am Platz.
Anhängerkupplung aus- und einrasten lassen
Im Anschluss kann der Auspuff wieder fest montiert und das Hitzeschutzblech eingeklipst werden. Nach dem Ablassen von der Arbeitsbühne kann ich mich endlich in der Montage der abnehmbaren Kupplung versuchen. Damit der Haken gut in die Führung flutscht, ist er mit Fett eingerieben. Jetzt ist auch klar, warum im Lieferkarton Handschuhe beiliegen. Ohne sie wären meine Hände jetzt fettig wie nach einer deftigen Portion Pommes Frites.
Und dann braucht es auch etwas Übung, bis der Kniff mit dem Einrasten gelingt. Der Aufwand lohnt sich, schließlich steht mein Anhänger schon bereit und ist ruckzuck an die Fuhre gekuppelt. Die erste Fahrt steht schon fest: auf zum Baumarkt, auch wenn heute noch nicht Samstag ist.