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Seat Ibiza von 1984 und 2013
Treffen der Generationen

Seit über 60 Jahren baut Seat Autos – erst in Kooperation mit Fiat, dann unter dem Dach von Volkswagen. Viel hat sich seither geändert, aber der Ibiza gehört seit 1984 zu den wenigen Konstanten. In seiner Heimat Barcelona traf sich das allererste Serienexemplar mit einem Vertreter der jüngsten, 4. Generation.

Seat Ibiza, Motorhaube
Foto: Hardy Mutschler

Er hätte sich vermutlich nie erträumt, dass er das noch erleben würde. Er, der allererste Seat Ibiza überhaupt, Fahrgestellnummer 09000001 und am 27. April 1984 vom Band gelaufen, hat fast alle seiner Brüder bei weitem überlebt und trifft bei guter Gesundheit auf einen seiner zahlreichen Nachfahren, einen Seat Ibiza Cupra von 2013.

Viel, ja sehr viel ist seither passiert. Allein vom ersten Seat Ibiza, seinerzeit mit Entwicklungshilfe von Giugiaro (Design) und Karmann (Fahrgastzelle) zur Serienreife gebracht, liefen bis 1993 noch 1,342 Millionen weitere Exemplare vom Band. Meist saß unter der kantigen Haube ein aufgebohrter Vierzylinder-Benziner aus dem Hause VW, den einst Porsche weiterentwickelte. Der Schriftzug "System Porsche" auf seinem Ventildeckel zeugt von der Kooperation, für die Seat pro Motor sieben Mark Lizenzgebühr zahlen musste.

Unsere Highlights

Seat mit wechselvoller Geschichte

Angefangen hatte alles gut zwei Jahrzehnte früher, genauer am 9. Mai 1950 mit der Gründung der Sociedad Españo-la de Automóviles de Turismo S.A und der Grundsteinlegung des Stammwerks "Zona Franca" in Barcelona. Anteilseigner waren der Staat, einige Banken und Fiat. Drei Jahre später rollt mit der Pontonlimousine 1400 A schließlich der erste Seat und damit das erste Fiat-Lizenzmodell vom Band. Fast 30 Jahre bauen die Arbeiter Produkte von Fiat nach. Besonders beliebt: die Ableger der Modelle 600, 124 und 127.

1981 trennen sich schließlich Seat und Fiat. Der Ritmo wird zum Ronda, der Panda zum Marbella und der 127 zum Fura. Wenig später knüpft VW erste Bande, Fura und Ronda gehen in den Export, und im März 1983 startet Seat schließlich den Verkauf in Deutschland. Über eine Million Fahrzeuge konnten die Spanier seitdem hierzulande absetzen.

Ende 1986 erhöhen die Wolfsburger ihren Aktienanteil auf 75 Prozent. 1993 eröffnen Ferdinand Piëch und Spaniens König Juan Carlos schließlich das neue Werk in Martorell, in dem zunächst der Seat Ibiza der zweiten Generation (1,52 Millionen) und inzwischen nahezu alle Seat-Modelle produziert werden. Seither entstanden hier über acht Millionen Fahrzeuge, darunter Anfang dieses Jahres auch der novaweiße Seat Ibiza Cupra. Er ist derzeit der Star der Baureihe: 180 PS stark, 228 km/h schnell, 23.590 Euro teuer und in einem kantig-schroffen Design gezeichnet, das seinen Technikspender VW Polo schnell vergessen lässt.

Im Vergleich zum fast 30 Jahre alten und 40 Zentimeter kürzeren Vorgänger ist schnell klar, dass beide Seat Ibiza bis auf den Namen und das Grundkonzept fast nichts mehr gemeinsam haben. Statt einen steilen Kühlergrill und wuchtige Stoßfänger samt dicken Seitenschutzleisten mit roten Streifen bei der hier gezeigten SX-Version stellt das aktuelle Modell eine aerodynamisch geglättete Frontpartie mit riesigen Lufteinlässen in den Wind. Geblieben sind allein klare Linien und kantige Scheinwerfer.

Seat Ibiza-Oldie zeigt sich rüstig

Wir wagen einen Ausflug mit dem rüstigen Seat Ibiza-Oldie. Ganz behutsam, denn es regnet in Strömen, und es gibt – einer damaligen Mode folgend – nur einen Frontscheibenwischer. Im Schnellgang sehen wir trotzdem was, und auch das Schaltgetriebe hat schon eine schnelle fünfte Stufe. Schließlich ist der 86 PS starke 1,5-Liter-Vierzylinder "engineered by Porsche" und sorgt selbst nach heutigen Maßstäben für flotte Fahrleistungen bis Tempo 180.

Das ersparen wir natürlich dem damals rund 15.000 Mark teuren Museums-Zweitürer, zumal die nächste Kurve naht und die Lenkung sehr indirekt arbeitet. Soll der Seat Ibiza Cupra mit seiner Jetztzeit-Technik doch schon mal vorfahren: 250 Newtonmeter, Siebengang-DSG, Schaltpaddel, Servolenkung. Seit VW mit aller Macht seine Motoren, Getriebe und Fahrwerke in Europa verbreitet, profitiert eben auch Seat von der Wolfsburger Ingenieurs-Kunst.

Wir haben inzwischen den Kippschalter für die Scheinwerfer rechts unter dem glatten Lenkrad entdeckt und düsen im vierten Gang am aktuellen Ibiza vorbei. Eine Runde noch. Seat Ibiza Cupra-Fahren kann man schließlich auch noch in 30 Jahren.

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