Größer kann ein Kontrast eigentlich nicht sein. Wir befinden uns auf der unterkühlten Media Night der Volkswagen Gruppe, auf der Prof. Dr. Winterkorn mit Produktionsvolumina, einem neu zu bauenden Motorenwerk und sensationellen Absatzsteigerungen klarstellen will, dass sich VW, getreu dem neu geschaffenen Moto "Volkswagen - Made in Russia", sehr für Russland einsetzt und mächtig investieren möchte (bis 2018: eine Milliarde Euro). Da nahezu alle relevanten Vorträge aber in deutscher Sprache gehalten wurde, empfanden zahlreiche russische Medienvertreter das Motto wohl etwas deplatziert und wendeten sich mit gelangweilten Blicken lieber dem Champagner und wenig später dem Ausgang Richtung Roter Platz zu. Hinaus in den russischen Regen.
Wir zogen ebenso weiter, tief in die Stadt hinein, in ein altes Theater, in dem sich Mazda deutlich weltoffener zeigte und mit Orchester-Begleitung, originellen Kalinka-Tanzeinlagen und Balalaika-Klängen den neuen Mazda 6 dem andächtig lauschenden Publikum präsentierte. Ein paar Stunden später konnten dann auch die Besucher der Moskau Motor Show ihre Blicke auf die wohl einzig interessante Premiere an diesem Tag werfen. Entsprechend gut besucht war der Mazda-Stand in Halle 6. Honda und Subaru konnten da nur verkniffen rüberlinsen. Gleichgültig ob CR-V oder der neue Subaru BRZ - es herrschte eher Leere als rege Betriebsamkeit.
7er, Continental, Cayenne GTS locken hier keinen an
Großartig viel zu tun hatten auch andere PR-Manager und ihre zugegeben oft sehr reizvollen Hostessen nicht. Ein neuer BMW 7er, ein Bentley Continental, ein Porsche Cayenne GTS oder auch eine ganze Flotte an Audi RS- und S-Modellen ist für die russischen Medien nichts Neues. Schließlich kann man diese Autos in den stundenlangen Staus auf den Straßen Moskaus jeden Tag gründlich studieren. Und wer sich wirklich informieren wollte, blickte oft auf sorgenvolle, wenn auch hübsche Gesichter. Bei Audi hatten die PR-Leute beispielsweise einfach vergessen, die Presskits aus dem Lager zu holen und oft genug sprachen die jungen Damen einfach kein Englisch.
Geradezu überrannt wurde dafür der Stand von Cadillac eine Halle weiter. Die Amerikaner präsentierten, neben Escalade und weiteren wuchtigen Gefährten, den neuen ATS und das - Achtung Audi - auf einem bereits ausgepackten USB-Gummibändchen. Eine Taktik, die so gut ankam, dass sich einige Journalisten fast schon gewalttätig zum Stand drängten. Derweil trommelte Fiat gegenüber schon lautstark für seinen Freemont und den neuen Jeep Grand Cherokee SRT 8, von dem wohl eher letzterer im SUV-gewöhnten Land Erfolg haben dürfte.
Unser Marsch über die überraschend weitläufigen, aber wenig frequentierten Stände von Renault, Ford und Kia in Halle 13 stoppt schließlich abrupt vor einem Mitsubishi Outlander. Kaum bekleidet sorgt hier eine sich überaus lasziv bewegende Hostess für gierige Blicke. Ob sie dem Image der Marke zupass kommen wird, muss sich erst noch erweisen.
Wir erklären den E-Bugster auf der Moskau Motor Show
Ein gutes Image, dafür will ja auch VW sorgen und so wandern wir durch Halle 14 - vorbei an der Weltpremiere des Astra Stufenheck, die in ihrem tristen Grau wohl niemanden heranlocken wird - hinüber zum traditionell riesigen Stand von VW. Der Topseller in Russland, das Polo-Stufenheckmodell ist ebenso dabei wie Passat, Tiguan, CC, Phaeton und Touareg. Selbst der E-Bugster, kürzlich vom Autor dieser Zeilen selbst bewegt, hat es bis nach Moskau geschafft. Allerdings zeigt sich auch hier, dass VW seine PR-Leute schlecht eingestellt hat. Als wir der Bugster-Hostess erklären, dass uns das Auto wohl bekannt ist, ernten wir große Begeisterung und konnten durch sachdienliche Hinweise viele Fragen zum Beetle beantworten. Denn zum Auto selbst wurde die junge Dame nicht gebrieft. Ebenso ein junger Mann am Pressemappen-Schalter: Auf die Frage, was auf dem VW-USB-Stick denn zu finden sei, ernten wir nur "I don´t know".
Latent ermüdet zieht es uns schließlich zum Erzfeind Toyota. Dort verspricht ein riesiger Van namens Alphard mit seinen Mega-Business-Sitzen Erholung und wir klipsen den VW-Stick in den Laptop ein. Und siehe da: Wir finden eine komplette Pressemappe der wichtigsten Fahrzeuge, die VW auf dem Moskauer Autosalon bereitstellt. Lesen konnten wir sie aber nicht. Sie ist komplett auf Russisch. Womit zumindest die erwähnten Medienvertreter des Vorabends wieder glücklich sein dürften.