Mitten in den viele Millionen Franken teuren Messeständen der Großkonzerne tummeln sich in den zwei Messehallen von Genf auch eine Menge kleine Manufakturen, von denen manche gänzlich unbekannt sind, einige aber hätten durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient.
Als Kleinhersteller ist das Leben nicht leicht. Kaum eine Nische, die die Großen nicht auch längst besetzt hätten. Wenn Lamborghini mit Werkstuning ein Auto auf 750 PS aufbläst, wie sollen die Tuner das toppen? Weil Leistungsdaten inflationär gestiegen sind, versucht die Kleinindustrie sich auf andere Felder zu kaprizieren.
Der Lack muss es bringen
Der Trend geht in diesem Jahr zur gepimpten Außenhaut. Matt-Lackierungen wie Rostschutz-Rot auf dem Soleil-Roadster oder Gumpert sind längst ein alter Hut, Vollchrom wie beim MTM-Audi R8 auch nicht mehr so originell. Ganz dick trägt Hamann auf mit allerlei güldenen Details an einem schwarzen G-Mercedes. Noch doller kommt der Range Rover daher in glänzendem Bonbon-Papier-Pink.
Bei Brabus kann man ich Monogramme in lederne Fußmatten prägen lassen, das ganze gibt es jetzt bei manchem Tuner auch für die Außenhaut. Den Vogel schießt Koenigsegg ab, bei denen das 100. Auto nicht nur eine um drei Achsen schwenkende Flügeltür hat, sondern auch echte Blattgold-Zierstreifen. Bitte nicht berühren, steht auf einem kleinen Zettel. Das Auto ist bereits an einen reichen Kunden in Thailand verkauft. 1,6 Millionen waren zu berappen, noch mal rund 200.000 mehr als sonst. Und warum die aufwändige Türkonsturktion "Weil es sonst noch keiner so gemacht hat", sagt ein Mitarbeiter. Das ist auch ein Grund.
Italien erobert die Schweiz
Der zweite große Trend heißt Italienische Rennaissance. Warum soll das, was Wiesmann mit der Neuinterpretation des Morgan schaffte, nicht auch Fornasari gelingen. Das 15 Jahre junge Unternehmen aus Vicenza hat mit Wüstenrennern angefangen und baut bis Oktober das Sportcoupé Gigi mit klassisch italienischem Schick und fetter Ami-Technik unter der Haube. Ein 600 PS starker Siebenliter-V8 von GM feuert das weiße Gerät an. Pininfarina präsentiert stolz eine Neuauflage des ersten Dino. Man braucht einen Kleintransporter, um hinter dem ausgefallenen roten Coupé den Namen mitzuführen: Carrozeria Touring Superleggera Disco Volante nennt sich die Neuinterpretation eines legendären Alfa. Der soll sogar in Serie gehen. Probesitzen dürfen wir aber nicht.
Bitte, andere Mütter haben auch schöne Töchter, sogar viel schönere. Der Giugiaro Parcour ist der Knaller der Genfer Messe. 500 PS aus einem brüllenden Lambo-V10. Ein Racing-Fahrwerk mit Pushrods für Asphaltpisten, Teleskopfederbeine in den Radhäusern fürs Grobe. Mancher fühlt sich bei dem hochbeinigen Mittelmotorkeil an den Lancia Stratos erinnert. Zum Spaß hat man auch gleich eine Version in Rallye-Kriegsbemalung an den Stand gestellt.
Die 22 Zoll-Räder haben bewusst keinen Niederquerschnitt, um im Gelände nicht sofort einen Plattfuß zu riskieren. Um 10 Zentimeter lässt sich das Fahrwerk höher legen, um gröbere Hindernisse zu überfahren. "Wenn der Weltuntergang kommt, fahren wir einfach drüber", sagt ein beeindruckter Zaungast.
Nun aber mal Platz gemacht, junge Dame. Die langbeinige Schöne sitzt im Weg, aber nur kurz. Der Einstieg ist erstaunlich kommod dank riesiger Flügeltüröffnungen. Die Sitze lassen sich nicht verschieben, dafür aber die Pedale. Ein Zentraldisplay verkündet nur das Wichtigste, clever angeordnete Drehschalter im Lenkrad machen die Bedienung diverser Funktionen möglich. So jetzt nur noch den Schalter fürs Fernlicht finden und den Starterknopf drücken. Sollen die anderen die restliche Messeberichterstattung erledigen. Ich bin dann mal weg.