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Reisebericht BMW 318i Cabriolet
Mit dem Cabrio ins sonnige Einkaufsparadies

Inhalt von

Man muss nicht zwingend mitten im Winter in einem Cabrio quer durch die Alpen bis ins zollfreie italienische Einkaufsparadies Livigno fahren, wenn man auf der Suche nach einer neuen Sonnenbrille ist. Dennoch macht so eine Tour großen Spaß.

BMW 318i Cabriolet Frontansicht
Foto: Hardy Mutschler

Das Dach fällt kurz hinter Tiefencastel. Sofort strömt arktischer Wind ins Cockpit, gegen den die Bordheizung während der nächsten beiden Tage einen ziemlich aussichtslosen Kampf führen wird. Das Gefühl, endlich ohne die lästige Haube überm Kopf zu fahren, ist trotzdem genial, weil sich das Wetter ausnahmsweise einmal an die Vorhersage hält und sich die frisch verschneite Schweizer Bergwelt unter einem tiefblauen Himmel präsentiert. Mit minus sechs Grad ist es sogar noch eine Spur wärmer als angekündigt. Vor der Stoßstange des BMW zwirbelt sich die Nordrampe des 2.284 Meter hohen Julier-Passes bergan, und ich bin beeindruckt, wie lässig der BMW 3er die ersten ernsthaften Kurven aufschnupft.

Unsere Highlights

Ein BMW 3er Cabrio für die ganze Familie

Das Auto gehört bereits seit neun Monaten zur Familie, ein bis auf eine kleine Delle im rechten vorderen Kotflügel gepflegter BMW 318 i, Baujahr 1993, über den ich per Zufall im Netz gestolpert bin. Doch außer einer Teilnahme an der Creme 21 haben wir mangels Zeit bisher nicht viel zusammen erlebt. Der Job, zwei Kinder, das Haus, der Garten - an den meisten Wochenenden war ich schon zufrieden, wenn es am Abend für einen Blick in die Garage reichte, wo sich bereits ein Motorrad die Räder eckig steht. Damit das Auto in meinen Händen nicht gleich in der ersten Saison ernsthafte Standschäden davonträgt, waren vier Sitze unabdingbar. Sonst wären selbst die Fahrdienste für die Kids zur Schule oder ins Freibad ausgefallen. Nun sind wir erstmals wirklich ganz auf uns allein gestellt - eine Art Auszeit, die frischen Wind in eine Beziehung bringen soll, die noch gar keine war.

Das Reiseziel mit dem BMW 3er Cabrio stand schnell fest

Fahren steht auf dem Programm, eine Handvoll Pässe machen und am Ende im italienischen Livigno einkehren, jenem zollfreien Ski- und Einkaufsparadies, in dem sich halb Italien mit Zucker, Digitalkameras und Benzin versorgt. Ich mag den Ort und benötige nach einem kleinem Malheur vor ein paar Tagen zudem dringend eine neue Sonnenbrille. Weil die dort die Hälfte kosten und der Kopf bei einer Reise stets ein Ziel braucht, stand der Kurs schnell fest. Für diesen Einsatz hat der BMW eine frische Batterie sowie einen Satz Winterreifen und neue Wischblätter erhalten.

Der Bernina-Pass - mit drei Sterne im Denzel - die höchste Auszeichnung der "Pässe Bibel"

Abmelden oder ein Saisonkennzeichen waren ohnehin nie ein Thema, und Salz auf den Straßen nehme ich angesichts der zu erwartenden Eindrücke billigend in Kauf. Übermorgen ist dann eben Autowaschen angesagt. Im Moment gilt die Aufmerksamkeit jedoch ausschließlich der verlockenden Trasse des Julier-Passes, die sich von nun an bergauf durch eine eis- und schneegepanzerte Berglandschaft schlängelt. Zahlreiche Gletscher reflektieren das grelle Licht der Sonne, und diese grandiose arktische Anmutung wird auf dem Pass in knapp 2.300 Meter Höhe schließlich nur noch vom Panorama in Richtung des südlich gelegenen Piz Bernina-Massivs übertroffen. Reality-TV in Cinemascope.

Kann mich nicht erinnern, wann mich die Alpen zuletzt so beeindruckt haben. Fast schwerelos rollt der BMW Minuten später bergab in Richtung Silvaplana. Kurz danach rauscht an der linken Seite das noble St. Moritz vorbei, und dann kommt auch schon der Abzweig zum 2.330 Meter hohen Bernina-Pass in Sicht, ebenfalls einer der wenigen "großen" Übergänge, die im Winter durchgängig befahrbar sind.

Auf Tour mit dem BMW 3er Cabrio: Berge schauen oder Kurven fahren

Drei Sternchen im "Denzel" kennzeichnen diese insgesamt 54 Kilometer lange Nord-Süd-Trasse als "landschaftlich außergewöhnlich schöne, hochalpine Strecke" - die höchste Auszeichnung, welche die legendäre "Pässe-Bibel" zu vergeben hat, und ohne die sich kein Alpenfan in die Berge wagen sollte. Im nächsten Moment verschwindet der BMW abermals in einer absurd unwirklich erscheinenden Szenerie, die rundum von knapp 4.000 Meter hohen Gipfeln bestimmt wird. Der Weg legt sich rasch ins Zeug, zieht an, während sich rechts der Trasse eine Handvoll Gletscher unterhalb des Piz Bernina zu dem gewaltigen Morteratsch-Eisstrom vereinigen. Landschaftlich großes Kino, das hinter Pontresina endgültig eine schwere Entscheidung fordert: Berge schauen oder Kurven fahren. Beides zusammen geht nicht, wenn es richtig gemacht werden soll. Oder man fliegt spätestens in den engen Montebello- Kehren aus der Spur. Der Blick geht vorbei an den Bergen zu dem tapferen Bergsteiger BMW 318i.

Grob geschätzt 694 Kehren mit dem BMW 3er Cabrio

Dem BMW 3er Cabrio scheint diese Strecke ins Blech gestanzt zu sein, wir entscheiden uns nach kurzem Abwägen für die sportlich orientierte Aufstiegsvariante. Das Herz unter der Haube entpuppt sich trotz bescheiden anmutender 113 PS als engagierter Bergsteiger, der souverän Höhenmeter um Höhenmeter niederringt. Lüftung, Licht und Sitzheizung - alles, was irgendwie ein Quäntchen Leistung kosten könnte, ruht während der letzten Meter, die am zugefrorenen Lago Bianco entlangführen. Immerhin gelingt es uns für eine Weile, einen recht ambitioniert gefahrenen Audi A 4 im Schach zu halten. Schließlich der Pass, 2.330 Meter über dem Meeresspiegel. Höher kommt man im Winter in den Alpen nur noch mit Schneeschuhen und per Seilbahn. Es herrschen 16 Grad unter null. Und eine Stille, die fast schon greifbar ist. Anstatt in die Berge blicke ich in Richtung des BMW, dessen Haube und Flanken mit Schnee, Dreck und Salz überzogen sind. Trotzdem - dieser Tag hat uns beiden gut getan.

Bis ins italienische Tirano geht‘s nur noch bergab. Grob geschätzt 694 Kehren und am Ende mit sechs Grad ausnahmsweise einmal Temperaturen oberhalb des Gefrierpunkts, obwohl die Strecke im Tal am frühen Nachmittag schon längst im Schatten liegt. Es folgt ein Stückchen gänzlich ohne alpine Dramatik, hingegen mit viel Schwung. Lang gezogene und gut einsehbare Kurven. Ein guter Absacker nach einem perfekten Fahrtag.

Der "Passo di Foscagno" ist mit dem BMW 3er Cabrio ohne Räumdienst zu erklimmen

In Bormio ist Schluss für heute. Ein eingeschweißtes, mit Marmelade gefülltes Hörnchen, dazu eine Tasse pechschwarzer Automatenkaffee - warum Italiener kein Frühstück zubereiten können, weiß der Himmel. Immerhin pellen sich die Berge noch am frühen Vormittag allmählich aus den Wolken, und die schmale Strecke in Richtung Livigno kommt auch gleich zur Sache, frisst sich durch den Fels rasch bergauf. "Passo di Foscagno" heißt dieser 2.291 Meter hohe Übergang in Sichtweite der Ortler-Gruppe, und so wie es aussieht, hat sich der Räumdienst dort oben heute noch nicht blicken lassen. Im nächsten Moment schmirgeln die Hinterräder über die weiße Pracht und schieben die Fuhre schon mal quer über die dünne Schneedecke. Statt zu lenken genügt ein wenig Gas, und die Richtung stimmt. Genial. Nur stehen bleiben sollte man nicht, so viel ist schnell klar.

Erst recht nicht in Hanglage, denn selbst niegelnagelneue Winterreifen machen aus einem BMW 3er Cabrio noch lange kein Traktionswunder. Aber der Wagen meistert wie selbstverständlich auch noch den ebenfalls leicht verschneiten Passo d‘ Eira, ich erwäge für einen Moment ernsthaft, die Strecke ein zweites Mal abzufahren, doch dann könnte es mit der Rückfahrt eng werden.

Eine Sonnenbrille und eine portion zollfreien Sprit für das BMW 3er Cabrio

Sturzflug ins abgelegene Livigno in 1.800 Meter Höhe. Eine fünf Kilometer lange Einkaufsstraße in einem baumlosen Tal mit Autos und Reisebussen aus halb Europa. Einkaufen und nebenbei Skifahren. Oder eben umgekehrt. Livigno zeigt sich touristisch hoch motiviert. Ich spendiere dem BMW 3er Cabrio eine Ladung zollfreien Sprit und mir eine neue Sonnenbrille. Und unsere Beziehung? Die funktioniert inzwischen tadellos .- wir hätten uns zu so einem Trip nur schon viel früher aufrappeln sollen.

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Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten