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Reise Namibia
Spektakulärer Wüstentrip in Südwest-Afrika

Die Namib im Südwesten Afrikas gilt als älteste Wüste der Welt. Wer das Dünenmeer des Namib-Naukluft-Parks durchqueren will, benötigt eine Sondergenehmigung und Spaß am Sandeln.

WÜSTE GEGEND, Zeltlager
Foto: Dino Eisele

So müssen sich Ameisen im Sandkasten fühlen: Rings um die beiden Offroader ragen Sandberge in die Höhe. Im Nissan Hardbody-Pickup folgen wir den Spuren, die unser Führer Eben Derport mit seinem Toyota Fortuner in den Sand zeichnet. Scheinbar wahllos biegt er ab, folgt einem Dünental, um dann mit Anlauf einen der bis zu 300 Meter hohen Sandberge zu erklimmen. Nur mit reichlich Schwung klappt das auf Anhieb. Nach einem Tag in der ältesten Wüste der Welt haben wir den Dreh langsam raus. Das Geheimnis des Erfolgs: Der Schwung muss so berechnet sein, dass die Vorderräder über den Dünenkamm kommen und die Hinterräder darauf stehen. Wer viel zu langsam ist, muss rückwärts runter und neu Anlauf nehmen. Wer einen Tick zu früh das Gas wegnimmt, parkt mit hilflos im Sand scharrenden Rädern mitten auf dem Scheitelpunkt. Dann hilft nur noch Graben oder ein Abschleppseil.

Unsere Highlights

Dünen mit 30 Grad Gefälle - das geht schon

Zu viel Gas katapultiert den Offroader wie in einem Actionfilm in die Luft und führt im besten Fall zu einer unsanften Landung. Im schlimmsten Fall überschlägt sich das Auto auf dem steilen Abhang. Ein wenig gleicht der Trip einer Achterbahnfahrt. Und nicht immer reicht die Motorleistung allein, um den Sandhügel zu erklimmen. Nur mitsamt dem Schwung der vorigen Abfahrt gelingt der Aufstieg auf den nächsten Dünenkamm. Per Funk feuert Eben an: "Gas, Gas, Gas, dritter Gang, vierter Gang!" Trotz der hohen Temperaturen von rund 30 Grad haben wir sogar die Klimaanlage ausgeschaltet. Auf den letzten Metern zählt jedes bisschen Leistung.

Als die beiden Geländewagen zwei Tage zuvor die Hauptstraße verlassen und durch ein Tor hinein in den Namib-Naukluft-Nationalpark rollen, ist von den Ausmaßen dieser Sandwelt noch wenig zu spüren. Sicher, nach einem Ausflug zu den vom Eisenoxid rot gefärbten Sandriesen in Soussusvlei haben wir eine Ahnung von den Dimensionen. Doch dort teilen wir uns den Anblick mit Scharen von Touristen, die im Gänsemarsch bergan stapfen. Beim Blick auf die steilen Abhänge schmunzelt Gerald Kolb, unser zweiter Guide auf diesem Trip: "Solche Hänge fahren wir bald runter." Fahren? Diese Sandwände kann man befahren? Gerald beruhigt: "Trockene Dünen haben maximal 30 Grad Gefälle. Das geht schon."

Der Sand vergisst nicht

Doch ganz so schnell geht es nicht. Die Ausläufer der Namib, die im Norden nur mit Sondergenehmigung durchquert werden dürfen, überzieht vertrocknetes Gras, vereinzelt wachsen hüfthohe Büsche. Zusammen mit dem roten Sand und dem blauen Himmel wirkt die Szenerie wie koloriert. Eben Derport, Chef des Offroad-Reiseveranstalters Uri Adventures, ist der Einzige, der Geländewagenfans hierher führen darf. Der bärtige Bure, der von der Statur an Robin Hoods Kumpan Little John erinnert, lässt erst einmal die Luft aus den Reifen. 0,8 bar sollen zusätzlichen Grip bieten. Dann folgt die strenge Einweisung in die Regeln. Die wichtigste: "Bleibt immer in der Spur." Zumindest die ersten Stunden folgen wir den Reifenspuren vorangegangener Trips. Eben meint es ernst damit, ermahnt uns bei kleinsten Schlenkern. Denn der feste Boden zwischen den Sandböden vergisst nicht: "Es gibt Stellen, an denen man die Spuren der Ochsenkarren der Buren-Trecks sehen kann." Die sind hier vor über 100 Jahren durchgezogen.

Wir konzentrieren uns in Pausen auf kleinere Fährten. Besonders frühmorgens verraten Trippelspuren im Sand, dass nachts eine Menge Tiere unterwegs sind. Neben den Abdrücken von Wüstenrennmäusen sowie diversen Echsen fallen auch die Spuren der großen Säugetiere auf. Besonders stattlich erscheinen die muskulösen, pferdegroßen Oryx-Antilopen mit ihren beiden lanzenartigen Hörnern. Die setzen sie zur Verteidigung gegen Raubtiere ein. Kleinere Abdrücke stammen vom genügsamen Springbock, der auch längere Zeit ohne Trinken über die Runden kommt. "Sein Urin wird dann gelartig", erklärt Gerald, der als Kenner der Flora und Fauna immer wieder auf Details aufmerksam macht.

Je weiter sich die Fahrzeuge in die Wüste arbeiten, desto spärlicher wird die Vegetation. Die Farbe des Sandes ändert sich von Rot in Gelb. Sandberge ragen wie Festungsmauern in den Himmel. Eben verlässt sich auf GPS und Erfahrung. Wie er angesichts der eintönigen Oberfläche erkennen kann, wo die feste Oberfläche in Weichsand übergeht, ist uns schleierhaft. Immer weiter führt der Weg gen Westen. In dieser lebensfeindlichen Umgebung führen wir die Zivilisation mit unseren Autos mit. Eine Markise spendet beim Mittagessen Schatten. Dank Kühlbox gibt es frischen Salat und jederzeit gekühlte Getränke. Kaum vorstellbar, wie die Pioniere vor einem Jahrhundert hier mit Ochsenkarren ins Ungewisse zogen.

Salzgeruch - der Atlantik naht

Bald liegt Salzgeruch in der Luft, der Atlantik muss nah sein. Doch vorher müssen wir noch einmal in den Dünen übernachten. Wir bereiten uns schon mental darauf vor, mitsamt Sandpanade am Körper in die Schlafsäcke zu kriechen, als der Blick vom Gipfel der nächsten Düne eine Überraschung bietet: Unten stehen schon Zelte sowie kleine Holzverschläge als Waschhaus. "Davon habe ich nichts erzählt, weil wir es nicht immer bis hierher schaffen", grinst Eben. Nach zwei Tagen in der Wüste erscheint eine aus einem Wasserkanister gespeiste Dusche wie purer Luxus.

Zum Abendessen kommt Besuch: Wüstenrennmäuse flitzen zwischen unseren Füßen herum – in der Hoffnung, etwas abzubekommen. Nebel zieht auf. Am nächsten Morgen sind Zelte und Auto feucht. Für viele Tiere ist der Morgentau die einzige Wasserquelle. Als die Sonne die Spitze der das Camp umlaufenden Düne beleuchtet, sehen wir zwei lange Ohren: Ein Schakal blickt neugierig herab. Für ihn müssen wir wie Ameisen wirken.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten