Nachruf Reinhard Schmid: auto motor und sport nimmt Abschied

Nachruf Reinhard Schmid
auto motor und sport nimmt Abschied

Veröffentlicht am 25.04.2012

„Wo ist Schmidi?“ war eine der typischen Fragen im Redaktionsalltag, und die Antworten klangen dann so: „In Australien bis nächste Woche“ oder „noch in den USA“ oder „irgendwo in der Atacama-Wüste“. Reinhard Schmid war Fotograf aus Leidenschaft; viele Reisereportagen in auto motor und sport hat er mit seinen Bildern veredelt.

Er war, so widersprüchlich das klingen mag, ein Globetrotter mit größtmöglicher Heimatverbundenheit. Schmid genoss jede Minute daheim in Tübingen, wo er mit seiner Austin-Vorkriegslimousine in der Altstadt unterwegs war und seine Karriere bei der örtlichen Tageszeitung begonnen hatte. Aber kaum kam der nächste Anruf aus der Redaktion, setzte er sich in den Flieger nach Italien, nach Japan oder – am liebsten – nach England.

Sein Englisch war grauenhaft – und trotzdem gab es keinen Engländer, der ihn nicht verstanden hätte. Sobald er eine Kamera in die Hand nahm, hatte Reinhard Schmid die besondere Gabe, Menschen „aufzuschließen“. Sie öffneten sich ihm und seinen Regie-Anweisungen, die oft nur aus kleinen Gesten bestanden.

Der wichtige Minister, der mächtige Wirtschaftsboss, der argwöhnische kleine Mann auf der Straße: Sie machten ohne Murren, was Schmid von ihnen wollte, um statt eines guten Motivs das Beste zu finden. Und wenn er selbst sich für die passende Perspektive in den Staub der Straße legen musste, dann legte er sich eben in den Staub der Straße. Er liebte das Gegenlicht und die Dämmerung, da fotografierte er am liebsten. Und danach, auf dem langen Heimweg, überließ er anderen das Steuer, legte sich in den Beifahrersitz und schlief ein.

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