Rallye-Autos: Die Mitsubishi-Sammlung von Andrew Cowan

Rallye-Autos
Die Mitsubishi-Sammlung von Andrew Cowan

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Veröffentlicht am 09.05.2010

Großbritannien ist das Mutterland des Understatements. Hier trägt man den Nerz nach innen. Angeber gelten als uncool. Ein gutes Beispiel für Tiefstapelei ist die schmucklose, in mildem Grün lackierte Halle in Broadmeadows, rund eine Stunde südlich der Schotten-Metropole Edinburgh gelegen. Angesichts der ländlichen Umgebung würde ein Fremder darauf tippen, dass dort Traktoren, Mähdrescher oder andere nützliche Agrargerätschaften geparkt sind.

Die weltgrößte Sammlung von Rallye-Mitsubishi

Hausherr Andrew Cowan stößt das Tor auf - und gibt den Blick frei auf die weltgrößte Sammlung von Rallye-Mitsubishi. Rund zwei Dutzend Wettbewerbsautos parken in Reih und Glied, angefangen vom Turbo-Lancer von 1977 über den ausladenden Galant, mit dem Mitsubishi 1988 die ersten zaghaften Schritte in der WM unternahm, bis hin zu den Lancer in allerlei Evo-Versionen. Für diejenigen, denen die jüngere Rallye-Geschichte nicht geläufig ist, sei kurz rekapituliert: Das von Andrew Cowan gelenkte Mitsubishi-Team war von Mitte bis Ende der neunziger Jahre der absolute Herrscher auf den Sonderprüfungen der Welt. Fahrer Tommi Mäkinen, ein schweigsamer Finne mit schwerem Gasfuß, eroberte zwischen 1996 und 1999 vier Mal in Folge die Krone in der Fahrer-WM.

Für die Öffentlichkeit ist das Mitsubishi-Museum nicht zugänglich

"Fünf Jahre hat Andrew mit der Planung der Halle zugebracht", sagt Cowans Ehefrau Linda. "Es musste alles ganz genau stimmen, bis hin zum Einfallswinkel des Lichts. Und besonders wichtig war es ihm, dass der Schuppen von der Straße aus nicht zu sehen ist." Für die Öffentlichkeit ist das Mitsubishi-Museum nicht zugänglich. Nur guten Freunden öffnet Cowan die Tür. In einer Ecke parken die Rallye-Geräte, die der Hausherr in den frühen Jahren seiner Fahrerkarriere höchstselbst bewegte: Neben dem winzigen Hillman Imp steht der hellblaue Hillman Hunter von 1968, mit dem Cowan die Marathon-Rallye London - Sydney gewann und so seinen Ruf als exzellenter Langstreckenexperte begründete.

Die goldene Serie für Mitsubishi begann, als Tommi Mäkinen anheuerte

1968 startete man gelegentlich auch mit drei Fahrern in einem Auto. "Es mussten ja enorme Distanzen praktisch nonstop bewältigt werden", sagt Cowan. "Von London bis Bombay in Indien zum Beispiel fuhren wir in sieben Tagen. Was glauben Sie, wie müde man dabei wird." 1972 gewann Cowan, ein Jugendfreund des gleichaltrigen, 1968 tödlich verunglückten Formel 1-Stars Jim Clark, die Southern-Cross-Rallye in Australien. "Es war der erste Sieg überhaupt für Mitsubishi bei einem internationalen Event." An seine Gage erinnert sich Cowan noch ganz genau: "Ich war ein Bauer, der mit seinem Hobby Geld verdiente, und zwar 5.000 Pfund pro Jahr. Reich geworden bin ich nicht mit dem Rallyefahren. Das musste ich aber auch nicht, denn wir haben in Schottland ja eine sehr schöne Farm. Wir konnten auch so unseren Lebensunterhalt bestreiten. Erst Burschen wie Colin McRae oder Tommi Mäkinen haben das große Geld verdient." Die goldene Serie für Mitsubishi begann, als Tommi Mäkinen anheuerte.

Ein Mitsubishi Dakar-Pajero fehlt noch in Cowan´s Sammlung

In dem finnischen Landwirt hatte Cowan, der robuste Schotte, sein kongeniales Gegenstück gefunden. Besonders gerne erzählt er folgende Episode über seinen Lieblingsfahrer: "Tommi liebte es, nach der Rallye einen zu heben. Als Richard Burns, unser zweiter Fahrer, sich einmal lange über den Lancer beschwerte, haute Tommi bloß auf den Tisch und sagte: ,Nimm mein Setup und fahr das Scheiß-Auto einfach. Ich kümmere mich nicht darum, was das Auto macht. Ich steige einfach ein und fahre."

Was sein privates Museum angeht, bedauert Andrew Cowan nur eines: "Ich habe keinen einzigen Dakar-Pajero." Dann kramt er ein paar Fotos heraus: In erbärmlichem Zustand, verdreckt und verölt, stehen ein paar der siegreichen Dakar-Allrad-Renner in einem Schuppen mit undichtem Dach irgendwo in der französischen Provinz. Liebend gerne würde Cowan auch diesen Autos eine neue Heimat und eine würdige Unterkunft geben. Verdient hätten sie es allemal.