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Pro und Contra Stufenheck-Limousinen
Zu Unrecht verschrien?

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Das Stufenheck in der Kompaktklasse – bieder oder trendy? Stefan Cerchez sieht im Stufenheck einen Hauch Oberklasse, Peter Wolkenstein sieht es als Relikt vergangener Epochen.

Peter Wolkenstein, Stefan Cerchez, Stufenheck
Foto: Dino Eisele

Stefan Cerchez spricht dem Stufenheck Flair zu

Wenn es nach der Mehrzahl der deutschen Autokäufer geht, würde es kleine Stufenhecklimousinen schon längst nicht mehr geben. Denn die Deutschen fahren gerne Kombi. Oder ein Kompaktmodell mit schrägem Heck. Und danach kommt ganz lange erst mal nichts. Trotzdem halten Hersteller wie Opel oder VW diesen Modellen die Treue. Das liegt nicht nur an der jahrzehntealten Tradition, sondern hat auch einen wirtschaftlichen Hintergrund: Solange es Märkte gibt, auf denen sich Stufenheck-Autos gut verkaufen, bleiben sie im Angebot – und machen dabei eine respektable Entwicklung durch. Ich gebe zu: Privat fahre ich seit vielen Jahren Kombi. Und doch überraschen mich diese beiden Limousinen positiv, denn es gibt kaum einen Transportauftrag, an dem sie scheitern. Urlaubsgepäck? Lächerlich!

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Wochenendeinkauf mit Getränkekisten? Her damit! Sogar ein Kinderwagen ist kein Ausschlusskriterium mehr – solange man ein wenig Hand anlegt und ihn flach genug für die Hecköffnung macht. Kein Vergleich also zu den teils schlecht nutzbaren und wenig variablen Gepäckabteilen von früher. Kein Vergleich aber auch mit den optisch eher unbeholfenen Varianten vom Schlage eines VW Derby oder Opel Corsa TR, die wirkten, als sei ihnen die Stufe erst nachträglich ans Heck geschweißt worden. Ihre Nachkommen sehen so stimmig aus, dass man sich ihrer bestimmt nicht schämen muss. Vor allem beim Jetta fällt mein persönliches Fazit positiv aus: Seine gestreckten Linien verleihen ihm eine ähnlich elegante Erscheinung wie Passat oder Phaeton. Damit schafft er es zumindest äußerlich, ein wenig von jenem Flair in die Kompaktklasse zu bringen, das große Stufenheck-Limousinen traditionell umweht – nicht das schlechteste Kaufargument.

Peter Wolkenstein sieht im Stufenheck einen Etikettenschwindel

Wie der Vergleich auf den vorigen Seiten zeigt, kann man VW Jetta und Opel Astra wenig vorwerfen. Selbst beim optischen Auftritt leisten sich beide – aus meiner Sicht – kaum noch eine Blöße. Das war nicht immer so: Früher trugen Limousinen speziell in diesem Segment ihr Stufenheck häufig wie einen klobigen Rucksack hinter sich her. In ihrer aktuellen Form wirken Jetta und Astra hingegen wie aus einem Guss, ihre Proportionen aus jedem Blickwinkel stimmig.

Dennoch wird das mit großer Wahrscheinlichkeit nichts daran ändern, dass klassische Limousinen wie diese in der deutschen Neuzulassungsstatistik – wie schon seit geraumer Zeit – ein Schattendasein führen. Das gilt im Besonderen für die Golf-Klasse, aber nicht nur dort: Bei Kleinwagen ist das Stufenheck sogar fast ausgestorben, und selbst bei Vertretern der oberen Mittelklasse wie BMW Fünfer und Co. befindet sich die traditionelle Limousine hierzulande auf dem Rückzug.

Können Sie das nachvollziehen? Ich schon. Warum einen Jetta nehmen, wenn der kompaktere Golf mit seiner großen Heckklappe mehr Variabilität bietet und zudem weniger kostet? Ist der Gepäckraum zu klein, ist ein Kombi erste Wahl, trotz des großen Stauvolumens im Stufenheck. Zudem repräsentieren Limousinen eher eine vergangene Epoche als den Zeitgeist, der viele Autofahrer heute zum SUV greifen lässt. Irgendwie erwartet man auf ihrer Hutablage noch immer eine umhäkelte Klopapierrolle.

Wie lässt sich das ändern? Designer und Marketingexperten erfinden die Stufenheck-Limousine gerade neu: Eleganter, gestreckter und dynamischer soll sie sein und sich dadurch in ein viertüriges Coupé verwandeln. Man kann das clever nennen – oder Etikettenschwindel.

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Erscheinungsdatum 26.05.2021

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