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Pro und contra Stahl-Klappdach
Der Stoff, aus dem die Dächer sind

Inhalt von

Um sich vor den Unbilden des Wetters zu schützen tragen Cabrios ein Verdeck. Früher klassisch aus Stoff, heute vielfach auch aus Blech. Stefan Cerchez und Peter Wolkenstein über die Notwendigkeit von faltbaren Hardtops.

Blechdach, Ansichtssache, Peter Wolkenstein, Stefan Cerchez
Foto: Beate Jeske

Stefan Cerchez: Blechdächer verweichlichen

Mehr als ein halbes Dutzend Typen automatisierter Stahl-Faltdächer gibt es, kaum ein Autobauer, der sie nicht im Programm hat. Schließlich ermöglichten die komfortablen Klapp-Konstruktionen trotz ihrer teilweise unglücklichen Proportionen ab der Jahrtausendwende vor allem kleinen Cabrios einen beachtlichen Popularitäts- und Imageschub – weg vom sinnfreien Haushalts-Drittwagen hin zum ganzjahrestauglichen Daily Driver.

Unsere Highlights

Vom ein- bis zum fünfteiligen Klapper, mit getöntem Glas-Segment oder drehbar gelagerter Heckscheibe reichen aktuell die Variationen. Ein Hersteller integriert sogar ein Schiebedach in seinen Origami-Aufbau – zum Auffangen der empfohlenen Mindestdosis an Sonnenstrahlen und Frischluft, für die dem Kunden die ach so zeitaufwendige Komplettöffnung nicht zuzumuten ist.
Wie bitte? Bedeutete Cabriofahren nicht ursprünglich die automobile Umsetzung eines gewissen persönlichen Individualismus, frei von schnöden Kennzahlen der Alltagstauglichkeit wie Ladevolumen, Kopffreiheit oder Normsitzraum?

Wer gerne offen fährt, ärgert sich nicht über Windgeräusche oder eine sichtbare Verdeckmechanik, sondern nimmt diese in Kauf – oder ordnet sie in seiner persönlichen Auto-Prioritätenliste als zu vernachlässigende Unzulänglichkeiten ein. Ein Cabrio wird schließlich nicht nach nüchternen Standard-Kriterien gekauft, sondern weil es eine der emotionalsten Möglichkeiten ist, motorisiert von A nach B zu kommen. Demzufolge darf sich ein offener Wagen tatsächlich noch den Luxus gewisser Dysfunktionalitäten erlauben und muss nicht durch Komfort-Extras wie Windschott, Nackenheizung oder eben das Blechklappdach auf Wetterschutz getrimmt werden – bis hin zur sterilen Perfektion. Leider sehen es die Marketing-Abteilungen einiger Autohersteller heute aber so vor: Das ideale Cabrio ist ein mehr, manchmal auch weniger elegantes Coupé, bei dem sich das Dach öffnen lässt. Rein funktional betrachtet sicher eine wunderbar vermarktbare Kombination, aber aus der Perspektive des Auto-Enthusiasten, der Cabrios als Vermittler eines ursprünglichen, puristischen Fahr-Erlebnisses schätzt, zweifellos ein Schritt in die falsche Richtung.

Peter Wolkenstein: Blechdachcabrios sind ganzjahrestauglich

Die Älteren unter Ihnen werden sich noch an den Aufschrei unter den Fans erinnern, als VW Ende der Siebziger das Käfer Cabrio durch den offenen Golf ersetzte und ihm einem starren Überrollbügel verpasste. Natürlich war er nicht schön, aber ohne ihn wären damals bezahlbare offene Autos wohl endgültig von der Bildfläche verschwunden.

Wäre das die bessere Alternative gewesen? Natürlich nicht, zumal das Cabrio anschließend eine Renaissance erlebte. Und es hat nicht lange gedauert, bis die Entwickler andere Lösungen fanden, offene Autos auch ohne feststehenden Bügel steifer und sicherer zu machen.

Bei Autos mit klappbarem Hardtop, die bei den Zweisitzern mit dem Mercedes SLK und bei den Viersitzern mit dem Peugeot 206 CC in Mode kamen, verhält es sich aus meiner Sicht nicht anders. Sie brachten frischen Schwung und neue Modelle vor allem ins preisgünstige Segment.

Allerdings haben einige – mittlerweile wieder eingestellte – Viersitzer mit unvorteilhaften Proportionen und pummeligen Heckabschlüssen Puristen dazu getrieben, die ganze Gattung zu verdammen.

Abgesehen davon, dass es elegante Gegenbeispiele gibt: Spielt es beim Offenfahren eine Rolle? Mich stört dabei viel mehr, wenn die Frontscheibe fast bis an die Stirn reicht, der Scheibenrahmen meinen Ausblick behindert – ein Nachteil, der auch vielen modernen Stoffdach-Autos anhaftet, denn Offenfahren bedeutet doch mehr als nur den Wind auf der Kopfhaut zu spüren.

Als ganzjahrestauglicher Erstwagen spricht einiges für ein Blechdach-Modell – trotz mancher ästhetischer Kompromisse. Nicht jeder Frischluft-Fan besitzt eine Garage, und der bei geschlossenem Dach oft großzügige Gepäckraum taugt sogar für den Großeinkauf beim Getränkemarkt.

Zudem ist auch nicht jedes aufgespannte Stoffverdeck eine Augenweide. Dicke C-Säulen oder ein Knick in der Dachlinie sind dort keine Seltenheit. Dennoch: Textil ist wieder auf dem Vormarsch, obwohl die Cabrio-Zulassungszahlen insgesamt sinken. Stoffverdecke falten sich heute fixer und zudem meist vollautomatisch zusammen, benötigen dank geänderter Falttechnik weniger Platz und keine Persenning mehr und sind besser in Form denn je – nicht zuletzt durch den Konkurrenzdruck der Blechdach-Modelle.

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Auto Straßenverkehr 13 / 2021

Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten