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Pro und Contra elektrische Feststellbremse
Großer Fortschritt beim Stillstand?

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An Helferlein wie Fensterheber oder Zentralverriegelung haben wir uns längst gewöhnt. Aber ist auch die elektrische Parkbremse sinnvoll? In dieser Frage streiten unsere Redakteure Peter Wolkenstein und Stefan Cerchez.

Feststellbremse, Stefan Cerchez, Peter Wolkenstein
Foto: Dino Eisele

Pro elektrische Parkbremse: Peter Wolkenstein

Können Sie sich noch an Ihre Fahrschulzeit erinnern? Anhalten am Berg, die Handbremse gezogen. Dann Anfahren: Gas geben, Kupplung kommen lassen, Handbremse lösen - und dabei weder zurückrollen noch den Motor abwürgen.

Damals sind wir bei dem Ablauf mächtig ins Schwitzen geraten, heute ist er eingespielt und längst Routine, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Die Handbremse und ihre Funktion nehme ich im Alltag kaum noch wahr - außer dass es mich ärgert, wenn zwischen den Sitzen ein mächtiger Handbremshebel jede Menge Platz beansprucht, aber gleichzeitig in der Mittelkonsole ausreichend dimensionierte Ablagemöglichkeiten für all den Kleinkram fehlen, der meine Hosentaschen verstopft. Denn Hausschlüssel, Geldbörse und Mobiltelefon lege ich am liebsten im unmittelbaren Sichtbereich ab, damit ich sie beim Aussteigen nicht vergesse.

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Elektrische Parkbremse löst Platzproblem

Dreh-Drück-Steller für iDrive, MMI oder Comand beanspruchen ebenfalls den begehrten Platz hinter dem Schalt- oder Automatikwählhebel - da fällt mir die Wahl nicht schwer, auf was ich zwischen den Sitzen verzichten kann. Mercedes hat mit der Fußfeststellbremse schon vor Jahrzehnten eine Lösung für dieses Platzproblem gefunden. Elektrische Parkbremsen, wie sie VW nun beim neuen Golf serienmäßig einführt, sind ebenfalls seit Jahren erprobt und benötigen zur Bedienung lediglich eine Taste, die den Interieurdesignern für den Raum zwischen den Sitzen deutlich mehr Gestaltungspielraum lässt.

Darüber hinaus bietet die elektrische Parkbremse je nach Hersteller und Modell noch weitere Vorteile: Sie packt automatisch zu, sobald man den Motor abstellt. Und wenn man wieder losfahren will, löst sie auch selbstständig, ohne dass die Taste gedrückt werden muss. Zudem ist in der Regel eine Berganfahrhilfe integriert. Das bedeutet: Kein Zurückrollen an Steigungen, sobald der Fuß von der Bremse geht -  nicht nur für Fahrschüler eine feine Unterstützung.

Contra Elektrische Parkbremse: Stefan Cerchez

Manche Dinge sind perfekt, so wie sie sind: Legosteine, Gummibärchen, das Schweizer Taschenmesser. Versuche, sie zu ändern oder gar zu verbessern, sind selten von Erfolg gekrönt und bedeuten oft einen Rückschritt für den Kunden.

Dies trifft auch auf die gute alte Handbremse im Auto zu. Ihr schlichter Aufbau mit Hebel und Zugseil ist im Grunde nicht verbesserungsfähig. Leider sehen das manche Automobilkonstrukteure anders und haben nun auch die Feststellbremse elektrifiziert. Dabei hat darauf wirklich niemand gewartet. Während die Verfechter der elektrischen Parkbremse mit den geringeren Kosten und dem gewonnenen Raum zwischen Fahrer- und Beifahrersitz argumentieren und für die zusätzlichen Sicherheits- und Komfort-Funktionen schwärmen, sehe ich persönlich kaum einen Grund, der für diese Innovation spricht.

Verlust an Kontrolle und Gefühl bei der elektrischen Feststellbremse

Denn der elektrische Fortschritt ist in Wahrheit ein Rückschritt, der mit einem Verlust an Kontrolle und Bremsgefühl erkauft wird: Bei der Parkbremse mit Knöpfchen gibt es nur die Stellungen null oder eins, blockieren oder fahren. Der Schalter gibt mir weder eine Rückmeldung darüber, wie stark die Bremse bereits angezogen ist, noch wann genau sie greift oder löst. Auch das Argument der quasi gratis mitgelieferten Berganfahrhilfe und Hill-Holder zieht nicht - diese Funktionen werden über das ohnehin vorhandene ESP-Steuergerät realisiert und sind unabhängig von der Art der Parkbremse.

Schließlich das Votum der Innenraumdesigner, die den hässlichen Hebel schon lange zugunsten einer frei gestaltbaren Mittelkonsole verbannen wollten: Natürlich nimmt ein Zug/-Druck-Knopf weniger Raum ein. Aber Hersteller wie Ford, Volvo oder Renault machen doch schon seit Jahren erfolgreich vor, wie man den Hebel mit vergleichsweise geringem Raumverlust unterbringt und den Kunden dabei das gute Gefühl erhält, jederzeit alles im Griff zu haben - auch bei leerer Batterie.

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