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Porsche Macan in der Wüste
Nächste Ausfahrt Marrakesch

SUV transportieren den Traum vom mutigen Entdecker, ohne ihren urbanen Lebensraum meist je zu verlassen. Was passiert, wenn der Traum plötzlich der Realität begegnet, hat Bérénice Schneider in Marokko erkundet – im Porsche Macan S.

Porsche Macan
Foto: Porsche

Es ist einige Jahre her, da spottete die Welt über eine Bemerkung des ehemaligen US-Verteidigungsministers, Donald Rumsfeld. Er hatte gesagt, es gäbe bekanntes Bekanntes, bekanntes Unbekanntes und unbekanntes Unbekanntes. Vermutlich verstanden ihn nur seine Truppen im Irak.

Mit dem Porsche Macan in der Wüste

Mit dem Porsche Macan S, mitten in der marokkanischen Wüste dämmert auch mir die Bedeutung dieser Aussage. Ich reise in einem arabischen Land, das mich seit ich das erste Mal als Kind Casablanca gesehen habe, magisch anzieht; von dem ich aber nichts weiß, außer, dass die deutsche Botschaft zu Vorsicht rät und Humphrey Bogart Ingrid Bergman aufforderte, ihm in die Augen zu schauen. Und ich kenne meinen Traum, der mich jetzt hierhergeführt hat: Einmal Entdeckerin zu sein, in unbekanntes Gelände vorzudringen und nie geahnten Gefahren zu trotzen. Genau so, wie ich es mir am Steuer eines SUV vorstelle, wenn ich daheim in Stuttgart im Stau stehe.

Unsere Highlights

Nun, da ich mit dem Porsche wieder einen SUV habe, wollte ich diesem Traum auf den Grund gehen; ausbrechen aus der städtischen Bequemlichkeit und feststellen, wie viel Entdecker wirklich in uns steckt – im Macan und mir. Das Ziel, ganz klar: Marokko, wo ich schon immer hinwollte. Wo die Berber mit ihren Zelten ihrem Nomadenleben folgen; vielleicht keine Entdecker, aber wenigstens Überlebenskünstler sind. Auf Pferden und Kamelen reisen. Das wahre Abenteuer und die Einsamkeit liegen im Landesinnern, dachte ich und reiste nach Marrakesch. Und von dort ins Umland.

Mein Adrenalinspiegel steigt hier mit jeder Serpentine, die mich höher in den Himmel trägt. Schmal, sehr schmal ist der Weg; links neben meinem Fenster türmt sich der Fels auf, ein schneller Blick aus dem Beifahrerfenster offenbart mir nichts als den gegenüberliegenden Berg. Dazwischen: nichts. Ein unbedachter Schlenker mit dem Lenkrad und dieses Nichts wird den Macan und mich verschlucken.

Hier wohnt niemand mehr, denke ich; mein Herz rast und setzt dann unvermittelt aus: Aus der Leere ragt ein ergrauter Haarschopf. Schon bin ich an ihm vorbeigeflogen; der Rückspiegel offenbart einen Methusalem, der anscheinend entspannt in der irrsinnig steilen Felswand steht und einige Ziegen hütet. Ungläubig schüttle ich den Kopf. Wie kann er dort stehen, ohne sich festzuhalten oder auch nur zu schwanken? Weder meine Zeit noch meine Sprachkenntnisse reichen, das Mysterium aufzudecken – außerdem segle ich soeben um die letzte Kurve. Quer. Das kann kein Kamel.

Mit 340 PS in Richtung Freiheit

Dann steht der SUV still. Fast glaube ich, seine Flanken zittern zu spüren. Vor Anstrengung und etwas anderem – geballter Energie vielleicht. Aber das muss meine Fantasie sein, die mir einen Streich spielt. Angestrengt hat den 340 PS starken Macan S der Aufstieg nicht. Lässig ist er bergan getrabt, beschleunigte begeistert aus jeder Kurve heraus – wie ein Vollblüter in einem Wüstenrennen. Statt des Bündels Heu verlangt sein Sechszylinder nach Benzin. Neun Liter auf 100 Kilometer, sagt Porsche. Und ich bin froh, dass sein Tank noch gut gefüllt ist, denn um mich herum sehe ich nichts als den Himmel und eine sanft gewellte Landschaft überzogen mit Sand.

Mich überwältigt die schiere Größe. Das muss Freiheit sein, denke ich und starre in die Ferne. Dort, wo sich dunkel das Atlas-Gebirge gegen den Himmel abzeichnet. So anders als die drückende, Angst und Verrat geschwängerte Enge Casablancas. Als die zu Frankreich gehörende Stadt für Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann der einzige Weg nach Amerika war. Wo sie Schutz suchten vor der Not des Zweiten Weltkriegs.

Porsche Macan als Wohnzimmer auf Rädern

Hier draußen, gut 300 Kilometer weiter im Südosten und 60 Jahre später fürchtest du dich vor anderem. Vor der Natur, der grenzenlosen Weite und der Nacht, die dich überraschen kann, wenn du nicht gut Acht gibst. Ich taste instinktiv nach dem Macan, meinem Gefährten auf diesem Abenteuer. Da steht er, das staubige graue Blech der Motorhaube heiß von der Sonne. Mit ihm stelle ich mich allen Gefahren, zumindest jenen, die ich mir vorstellen kann. In der Mittagshitze bietet sein klimatisiertes Inneres mir mehr Kühle als ein Berberzelt und Nächstens mehr Wärme. Ein Wohnzimmer auf Rädern, an dem nicht viel an seinen Konzernbruder, den Audi Q5 erinnert.

Zwar ist der Macan ebenso geräumig, doch wirkt er kompakter, übersichtlicher. Eben wie ein Berberzelt, nicht wie eine der vereinzelten, weitläufigen Villen hinter hohen Mauern, wie ich sie auf meinem Weg hierher gesehen habe. Er fügt sich ein in die Einsamkeit der Weite.

Aufgeregte Stimmen unterbrechen meine Überlegungen. Ein paar junge Männer mit Hirtenstäben kommen näher. Sie zeigen auf mich, bleiben in einigem Abstand stehen und starren in meine Richtung; anscheinend fasziniert. Dann setzen sie sich wieder in Bewegung, umrunden mich, bleiben wieder stehen. Reden auf einander ein. Ich blicke mich um – nein, den Wagen können sie nicht meinen. Sinnierend war ich von ihm weggeschlendert und stehe nun einen Steinwurf von ihm entfernt.

Die Männer scheinen sich geeinigt zu haben. Einer kommt auf mich zu, lächelt und streckt die Hand aus. Sagt etwas, von dem ich nur "Salam“ verstehe. Darin erkenne ich einen Gruß und nuschele eine Antwort. Er drückt meine Hand und hält sie einen Moment noch fest. Redet auf mich ein, aber ich kann nur hilflos die Schultern heben. Einer der anderen sagt etwas, worüber alle lachen. So ganz wohl fühle ich mich nicht mehr. Dies ist eine Gefahr, die ich nicht bedacht habe bei meinen Entdeckerträumen: Nicht nur den Einheimischen zu begegnen, sondern mich auch mit ihnen verständigen zu müssen. Unter fünf Männern, die sich benehmen, als hätten sie noch nie eine Weiße gesehen, fühle ich mich nicht mehr wie Ingrid Bergman, sondern wie Jane mitten im Urwald, umringt von zähnefletschenden Gorillas. Ich winke den Männern zu und kehre zum Auto zurück, bemüht, es nicht wie eine Flucht aussehen zu lassen. Die Türe schlägt hinter mir zu, fällt mit einem satten Plopp ins Schloss, das ich sofort verriegle.

Entdecker oder Eindringling?

Aufatmen kann ich erst, als der Macan im Offroad-Modus den Hang hinab rollt. Das war also mein Abenteuer. Ich seufze. Es klang doch so schön, damals in Stuttgart. Als ich davon träumte, die asphaltierten Straßen zu verlassen und die Wüste zu erkunden. Als ich dachte, dass gar nicht so viel Mut dazu gehört, dass unbekannte Unbekannte zu suchen.

Der Porsche und ich sind am Fuße des Berges angekommen, ich bremse ab, lasse die Reifen wieder festen Grund ertasten. Der Macan krallt sich auf die Schotterpiste, brummt beruhigend, als ich wieder Gas gebe. Wie mag er sich im wirklich rauen Gelände schlagen? Möglicherweise so gut wie ich in der Wüste von Marokko, die er beinah spielerisch erkundete: Er wird sich in die Großstadt zurückwünschen, für deren Gefahren er schließlich gebaut wurde. Aber wer weiß – vielleicht ist er auch tougher als ich. Das wäre einen Versuch wert.

Schon längst wieder auf dem Weg gen Marrakesch, riskiere ich einen Blick in den Rückspiegel: Oben auf dem Berg glaube ich noch immer die Marokkaner zu sehen. Da stehen sie - breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie haben ihr Land wieder für sich. Die Eindringlinge, die glaubten Entdecker zu sein, haben sich getrollt.

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