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Omega Speedmaster
Vom Auto ins Weltall

Ursprünglich wurde die Omega Speedmaster als präziser und robuster Chronograph für den Rallye-Sport konzipiert. Dank eines Zufallskaufs der NASA durfte sie zeigen, was sie kann: Ihre Karriere führte sie über Apollo direkt zum Mond.

Omega Speedmaster
Foto: Omega

Es gibt Uhren, die faszinieren, weil sie so klar gestaltet sind. Nichts lenkt von der Zeitanzeige ab, kein ewiger Kalender mit Mondphase, keine zweite Zeitzone, noch nicht mal ein Datumsfenster. Es sind Werkzeuge für die Zeitmessung, pur in Edelstahl gegossen, schwarzes kontrastreiches Blatt, weiße Ziffern und Stundenzeichen, so wie die Omega Speedmaster Professional. Die Stoppfunktion ist ihre einzige Komplikation, selbst einen Automatikrotor sucht man vergeblich, aufgezogen wird von Hand. Im All nützt der Rotor nichts.

Unsere Highlights

Gerade heute gilt die Omega Speedmaster Professional auch als klassische Uhrenschönheit. Ein großer Durchmesser korrespondiert mit einem relativ flachen Profil, das abwechselnd fein geläppte und hochglanzpolierte Flächen im Licht spiegelt. Der konische Vollgewinde-Schraubboden lässt das massive Gehäuse schlanker wirken, das flache Kunststoffglas ist in eine Tachymeterskala eingebettet. Schließlich heißt Omegas berühmteste Uhr Speedmaster, auf Deutsch etwas sperrig: Geschwindigkeitsmeister. Da gehört es sich einfach, das jeweilige Tempo sofort am Stoppzeiger ablesen zu können.

Omega Speedmaster bietet viel Uhr fürs Geld

Eigentlich war sie genau wie ihre fast zeitgleichen Konkurrentinnen Heuer Carrera und Rolex Cosmograph als Uhr für den Rallye-Sport konzipiert worden, der in den 50er-Jahren sehr populär wurde. Ambitionierte Sportfahrer nahmen sie seinerzeit gerne ans Handgelenk, wie das frühe Anzeigenmotiv vom Cockpit des Mercedes-Benz 190 SL beweist. Später lief sie bei den NASA-Prüfungen dem Breitling Navitimer und dem Rolex Cosmograph den Rang ab.

Selbst der für eine Weltraummission wie geschaffene Name konnte der Rolex nicht zum Punktsieg verhelfen. Der Omega-Orbit schließt sich ein Jahrzehnt später, als die Speedmaster bei den Apollo-Missionen 15, 16 und 17 im Lunar Rover, mit einem 48 cm langen Klettband an den Armen der Astronauten festgeschnallt, über die Krateroberfläche des Erdtrabanten rumpelt. Viel Speed war da für die Omega nicht zu meistern, der LRV (Lunar Roving Vehicle), wie er wissenschaftlich korrekt hieß, lief maximal 15 km/h.

Eine Omega Speedmaster Professional kostet neu 3.300 Euro. Das ist, verglichen mit anderen Uhren, die einen weit trivialeren Mythos haben, nicht viel. Die Unterschiede zwischen der Speedmaster, die Edwin Aldrin 1969 auf dem Mond getragen hat, sind – verglichen mit der aktuellen Variante auf der Titelseite dieses Extras – gering. Das Handaufzugwerk Kaliber 861 mit erhöhter Schlagzahl von 21 600 Halbschwingungen pro Stunde ist das gleiche. Das 40-mm-Gehäuse, bei dem Krone und Drücker so schön eingelassen und geschützt sind, ebenfalls. Selbst das bewährte, aber antiquierte Kunststoffglas überlebte, obwohl viele Kritiker schon vor Jahren ein kratzfestes aus Saphir verlangten.

Die Omega Speedmaster Professional blieb sich treu, das ist selten in einer Welt karikaturhaften Retro-Designs. Die oft geforderte Authentizität, hier entsteht sie beiläufig, durch stoisches Festhalten am Original. Die Speedmaster Professional von 2015 kennt nur zwei Abweichungen gegenüber der von 1969. Das Stahlband mit Drucktasten-Sicherheitsverschluss fällt nun wesentlich solider aus, sprich, es ist 27 Gramm schwerer. Der Chrono rasselt jetzt nicht mehr wie eine Klapperschlange, und die Schließe widersteht auch einem heftigen Stoß.

Zugunsten der Funktionalität ist Fortschritt stets willkommen. Auch die zweite große Veränderung ist plausibel, weil sie aus der Historie kommt. Die originale Monduhr von 1969 trägt auf dem massiven Vollgewinde-Schraubboden nur die Speedmaster-Typo mit Seepferdchen. Das Meerestier kennzeichnet die wasserdichten Omega-Sportmodelle, wozu auch der Armbandwecker Memomatic und der Chronometer-Chronograph Speedmaster 125 gehören.

Boden mit Heldeninschrift

Ab 1974 flossen ihre Meriten um die bemannte Raumfahrt in die heute noch gültige Bodengravur ein: "The first watch on the moon. Flight-qualified by NASA for all manned space missions." Diese Heldeninschrift ist nun kreisrund um das Seepferdchen-Logo drapiert. Doch die Omega Speedmaster hatte auch in den zwölf Jahren vor der Mondlandung ein bewegtes Leben. Während der Serienfertigung flossen bis 1969 immer wieder Veränderungen ein, die ihren Charakter festigten. Nur ganz selten waren es modische Einflüsse. So empfanden die Omega-Designer die ursprünglichen, heute gefeierten Broad-Arrow-Zeiger schon 1962 zu klobig. Mit diesem Facelift kamen nicht nur fein polierte Dauphine-Zeiger, sondern auch eine kontrastreiche Alu-Lünette für die Tachymeterskala. Genau dieses Modell sowie drei weitere Konkurrenzfabrikate kaufen damals die Materialprüfer der NASA anonym im Houstoner Fachgeschäft Corrigan Watches.

Noch bevor 1965 das umfangreiche Testprogramm mit der Speedmaster-Qualifikation abgeschlossen ist, wird die Uhr 1962 mit Walter Schirra ins All katapultiert. Zwei Jahre später, 1964, folgen die weißen Zeiger, und die Bodenprägung wird markanter. Erstmals taucht auf dem Schraubdeckel der Name Speedmaster analog zum Zifferblattdruck auf. Im Jahr 1967 wird die Speedmaster nochmals im Detail verbessert. Das nun leicht asymmetrische 40-mm-Gehäuse verhilft der schönen Uhr endlich zu standesgemäßer Größe.

Auf dem Zifferblatt steht jetzt der Zusatz "Professional". Es ist auch das letzte Jahr, in dem das Schaltradkaliber 321, eine 20 Jahre alte Konstruktion mit Breguet-Spirale, in der Speedmaster Dienst tut. Das neue Kaliber 861 mit vereinfachter Kulissenschaltung für die Chronographen-Funktionen kann außer Ästhetik alles besser. Es ist robuster und präziser. Sammler spekulieren jedoch auf eine 321er-Speedmaster. Man erkennt sie am erhabenen, polierten Omega-Zeichen unter dem Zwölf-Uhr-Index.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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