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Nick Masons (Pink Floyd) Autosammlung
Die Leidenschaft des Trommlers

Inhalt von

Nick Mason spielte Schlagzeug bei Pink Floyd und startete in Le Mans. Seit fast 50 Jahren sammelt er alte und neue Autos, seine wahre Passion.

Nick Mason, Autosammlung, Impression
Foto: Stefan Warter

Wenn der Wind günstig steht, Ihr Flugzeug auf Landebahn 27R in London Heathrow landen sollte, dann können Sie sie aus dem Fenster sehen: die Battersea Power Station, jenen mächtigen Ziegelbau mit den vier weißen Schloten, der im Film "1984" das Wahrheitsministerium beherbergt und das Hauptmotiv auf dem Cover des Pink-Floyd- Albums "Animals" bildet. Mächtig und traurig liegt sie da, leer wie ein Sauriergerippe im Museum, seitdem Ende der 80er das Dach abgenommen wurde, um die riesigen Turbinen und Generatoren aus dem Kohlekraftwerk zu entfernen.

Heute siehst du es mit anderen Augen, wenn du auf dem Weg nach England bist, um dir von Nick Mason seine Autosammlung zeigen zu lassen. Zwei Stunden später rollt unser Auto durch ein unscheinbares Tor, ein reichlich schlaffer Windsack hängt an einem Mast, ein schmaler Betonweg führt zu einer Reihe von Hangars, die so aussehen, als hätte die Royal Air Force dort ein paar Spitfire-Jäger nach der Luftschlacht um England vergessen. Die Herren, die hier ihre alten Autos und Flugzeuge lagern, schätzen es nicht, wenn der genaue Ort genannt wird, bleiben wir also bei Südengland.

Englischer wird's nicht mehr

Hier heißen die Pubs entlang der Straße "White Heart" oder "Red Rose" und erinnern mit malerischen Wappen an jene Zeiten, als die meisten Pub-Kunden nicht lesen konnten und die verschiedenen Lokale anhand der Zeichen über der Tür identifizierten. Mit anderen Worten: Englischer wird's nicht mehr. Auf der Wiese vor den Hangars steht ein Hubschrauber, ein Aérospatiale AS 350 Squirrel, dunkelblau und im Wolkendesign bemalt. "Oh, Nick ist schon hier", sagt unser Begleiter und deutet auf das Fluggerät. Die Tore der Hallen stehen offen, in einer davon schrauben zwei Herren in verwaschenen Hausmeisterkitteln an Bauteilen, die sie offenbar einem Boeing-Stearman-Doppeldecker entnommen haben.

In einer Halle wartet Charles Knill-Jones auf uns. Er ist für Nick Masons Fahrzeuge zuständig und restauriert nebenberuflich Bugatti-Rennwagen. Oder umgekehrt. Denn in der Halle stehen fünf Bugatti 35 in diversen Stadien der Reparatur und Restaurierung. Die gehören Kunden, sagt Charles, und Nick sei oben im Büro. Dann kommt er die Treppe herunter, in lockerer Jeans und violettem Hemd, und wirkt kein bisschen so, wie man sich einen Rockstar vorstellt, sagt "Hi, I'm Nick" und posiert ebenso routiniert wie geduldig für den Fotografen.

Nick Mason mit millionenschwerer Autosammlung

Inzwischen hat Charles die Tür zum zweiten Hangar aufgeschoben, hier stehen Nicks Autos. Oder jedenfalls einige davon. Der Ferrari 250 GTO und der 512 BB LM etwa fehlen, sind bereits auf dem Weg nach Goodwood, wo Schwiegersohn und Profi-Rennfahrer Marino Franchitti die Autos fahren soll.

Macht aber nichts, in der Halle steht auch so genug herum, was Fans und Autoverrückten die Augen übergehen lässt. Ein mächtiger schwarzer Bentley 4 1/2 Litre, daneben ein gelber Ferrari Daytona im Renntrimm, ein Aston Martin International, ein Bugatti 35, dazwischen duckt sich ein Jaguar D-Type. Man muss sich schon richtig durchzwängen, damit man die Autos in der zweiten Reihe anschauen kann: Ferrari 512 S, Ferrari F50, Lola T297 und ein wenig verschämt in der Ecke und mit dickem Kabel an die Wand gepflockt ein dunkelblauer LaFerrari. Wie viele Autos er besitzt, das ist eine Frage, auf die Nick keine so richtig exakte Antwort weiß. Um die 50 sei eine gute Schätzung, sagt er.

Und welches er auswählte, wenn er nur eines behalten dürfte? Den 250 GTO natürlich, weil er mit Abstand der Teuerste sei, sagt er ganz ernst. Nur um gleich darauf zu lächeln und auf den schwarzen Bentley zu zeigen: "Wahrscheinlich würde ich mich von ihm nicht trennen, der hat über 35 Jahre lang meinem Vater gehört."

Gaststarter im Auto Union

Mit dem Bentley von 1930 begann die Autoleidenschaft des kleinen Nick, als er noch kein Trommler war, sondern ein Junge, vor Kriegsende geboren, aus dem noblen Londoner Stadtteil Hampstead. Vater Bill war Dokumentarfilmer, drehte Motorsportfilme, benutzte dafür den Bentley als Kamerawagen und setzte ihn zwischendurch bei Club-Verstaltungen selbst ein.

Der Bentley ist also gesetzt. Und der Ferrari GTO natürlich ebenfalls, genau wie der D-Type, die beiden Bugatti, mit denen Nick in den 70erund 80er-Jahren Oldtimer-Rennen in der ganzen Welt fuhr, und natürlich der rote Aston Martin, den er zuerst erwarb, als das Trommeln bei Pink Floyd Geld einbrachte. Mit der Zeit als Drummer der Mega-Rockband hat Nick abgeschlossen, seinen Frieden gemacht mit den Kollegen David Gilmour und Roger Waters, an deren Egos diverse Reunion-Versuche scheiterten. Doch darüber redet Mason nicht so gern. Er muss ohnehin zurück zu seinem Hubschrauber. In Goodwood wartet ein Audi-Team auf Nick, er darf beim Festival of Speed mal wieder den Auto Union Typ D Doppelkompressor fahren. Eine Ehre, sagt er ganz unprätentiös.

Tags drauf schlendern wir durchs Fahrerlager, Nick Mason schreibt Autogramme und plaudert mit Festivalbesuchern, immer gleich entspannt und freundlich, ob es sich nun um einen Fan mit Album-Covern, René Arnoux und Jochen Mass oder den Gastgeber Earl of March handelt. Der Typ D brüllt sich in der Box warm, versammelt mit seinem lauten Zwölfzylinder eine dichter werdende Menschenmenge um sich. Die Wolken über der nahen Nordsee reißen auf, heute steht der Wind günstig.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten