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Motor Klassik-Leserreisen 2013
Masuren oder Schwarzwald?

Inhalt von

Gibt es einen Nachbarn, der Deutschland näher ist und gleichzeitig so unbekannt? Und gibt es einen besseren Grund als eben diesen, mit Motor Klassik eine Leserreise durch Polen zu machen? Die Schönheit des Landes vielleicht und ein warmer, ostpreußischer Pflaumenkuchen. Alternativ laden wir 2013 auch zu einer Schwarzwald-Rundfahrt ein.

Polen, Tunnel
Foto: Michael Orth

Es ist eine Linie, an der diese Leserreise nach Polen beginnt, eine Linie auf der Karte und im Sprachgebrauch. In Görlitz, einer geteilten und Deutschlands östlichster Stadt, heißt diese Linie Neiße - so, wie sie anderswo Oder heißt.

Doch wie sie heißt und wo sie verläuft, was spielt das für eine Rolle? Keine für die, die sich aufmachen, diese Linie zu passieren, um eine Grenze zu überschreiten, damit sie hinterher ein bisschen mehr verbindet anstatt zu trennen. Auf dieser Seite der Linie, in Görlitz, viel Leerstand hinter einst großbürgerlicher Fassade, viele Fenster vernagelt, auch die der "Zentralviehverwaltung" in der Nähe des Bahnhofs, ein bisschen Leben nur in der Laubenkolonie "Friedensblick" unweit von Aldi, Aral, McDonalds und Adler Modemarkt. "Die Menschen fehlen", sagt einer.

Unsere Highlights

Polen ist ein guter Nachbar, aber in vielem noch unbekannt

Jenseits der Linie billige Zigaretten und Ortsnamen, die ausnahmslos die Frage aufwerfen, wie man die denn, bitte, aussprechen soll: Swieradów Zdrój, Dziwiszow, Grzegorzów. Und: Eine Geschichte, die jeden Deutschen diese Linie mit einem Stück Demut überqueren lassen sollte. Und Offenheit. Und Neugier. Und großen Erwartungen an ein Land, das groß ist und großartig, weit und weit gekommen, ein Land, das guter Nachbar ist und in vielem doch, immer noch, so unbekannt: Polen.

Es leben Wisents in diesem Land, Wölfe stromern durch die Wälder im Süden, Störche gleiten über die Ebenen und landen auf Giebeln von Häusern, die wirken, als stünden sie in einer Welt, in der die Uhren stehen geblieben sind. Von wegen.

Gegen zehn passieren die letzten der 24 Autos der Boxenstop-Reisegruppe die Johannes-Paul-Brücke in ein anderes Land. Als erstes lautbunte Werbetafeln für einen Baumarkt, eine Autowerkstatt, einen Supermarkt, alle mit Najnizsze ceny, mit Billigstpreisen. Dazu der Klang von Glocken, die sonntags in Polen Massen zusammenläuten. Prozessionsartig bewegen sie sich zu den Kirchen, Junge wie Alte, im besten Aufzug alle, finden manche nur stehend vor den Türen Platz.

2.000 km in zwölf Tagen durch Polen

So etabliert wie das Katholische ist in Polen nur ein gern zelebrierter Fatalismus, auf dessen Boden in ähnlichen Teilen Überschwang und Schwermut, Alltagsanarchie und Masochismus, abweisende Pose und einladende Warmherzigkeit gedeihen. Auch diese auffällige Freude an kleinen Dingen und die manches Mal fast trotzige Lust am Leben? Die Antwort entzieht sich, es ist nur eine Ahnung, die jeden der 12 Tage und jeden der 2.000 Kilometer dieser Polen-Reise begleitet.

Vom schlesischen Südwesten und Breslau geht es mittendurch über Lodz und Warschau bis in den masurischen Nordosten und nach einem Abstecher durch die Seenplatte in einem Bogen durchs Kujawisch-Pommersche über Torún und Poznan zurück, bis die Fahrt nach neun Etappen in Berlin endet. "Danach wird jeder Polen mit anderen Augen sehen", sagt Reiseleiter Rainer Klink.

Unglaubliche Vielfalt im Land

"Falls man bisher überhaupt eine Idee von diesem Land hatte, wird man jeden Tag wieder verblüfft sein, wie wenig sie zutraf. Wir waren es bei unseren Vorbereitungen. Die Vielfältigkeit, die wir in Polen gesehen und die Dynamik, die wir erlebt haben - schwer zu fassen."
Rainer Klink und seine Frau Ute, die die Gruppe im 600.000 Kilometer alten Volvo 245 begleiten, charmant und professionell, haben eine abwechslungsreiche Strecke über zumeist kleine und Nebenstraßen ausgearbeitet und sie in zwei so exakt wie liebevoll ausgearbeiteten Bordbüchern notiert.

So können alle fahren, wann und wie sie möchten, im eigenen Tempo, mit Abstechern oder Abkürzungen, allein oder mit anderen. Mittags trifft man sich zum vorbereiteten Picknick oder im Restaurant, am frühen Abend nach 150 bis 250 Kilometern im reservierten Hotel.

So ruhig und weit wie das Land den Tag über vorbeizog, so lebhaft, dicht und bunt liegt die Atmosphäre in den polnischen Städten über dem grauen Kleid ihrer jüngeren und nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit. Ganz zudecken kann sie es nicht. Am Markt von Breslau zeigen sie auf Großleinwand am Abend einen französischen Film, nebenan in einer der vielen Kneipen küssen sich die Verliebten über ihre Rotweingläser hinweg, und wieder daneben lassen sie in einer Bar die Puppen tanzen. Und sich dabei ausziehen.

Geschichte von gestern und heute hautnah

"Wussten Sie", fragt der Stadtführer, "dass Eichendorff hier geheiratet hat? Nicht zu vergessen: Alzheimer, der hier praktizierte." Und auch nicht zu vergessen: Dass Breslau vor nicht einmal 70 Jahren zu über 70 Prozent in Schutt und Asche lag.

Es ist das ineinander Geschobene von Gestern und Heute, von Witz und Grauen, von oft vernachlässigter Schönheit und gepflegter Geschmacklosigkeit, von dem, was Krieg und Kommunismus hinterlassen und dem, was der Kapitalismus daraus gemacht hat, aus dem die Spannung in den Städten lebt. Nur schön - das wäre bloße Kulisse, das wäre langweilig, das hat man anderswo. In Polen nicht.

Nicht mal auf dem Land, das unmittelbar abseits der Hauptverkehrsadern beginnt. Gegen Mittag ist es schwül, und fett liegen unter drückendem Himmel die Wiesen feucht vom letzten Schauer, dickblättrig ragen die Bäume über den Asphalt, die Straßen Allen. Es sind Üppigkeit und Schwere einer Buttertorte, die von dieser Landschaft ausgehen und etwas aus der Zeit Gefallenes, das die Orte, ein paar Häuser manchmal nur, umgibt wie eine spezielle Atmosphäre.

Leben auf dem Lande

Diese Dörfer sind nicht die Satelliten der Städte in Polen. Sie liegen: auf dem Land. Und es will der Eindruck nicht vergehen, dass dort das Leben einen anderen Rhythmus hätte, eben nicht den der schnellen Schritte der kleinen, zauseligen Hunde, die beinahe überall an der Straße herumtrippeln. Eher so wie die alten Damen in ihren geblümten Kitteln Fahrrad fahren, die Füße in Latschen nach außen gestellt kurbeln sie langsam die Pedale, als träten sie in zähem Öl.

Die beiden Pontons der Gruppe gleiten perfekt in diesem ruhigen Fluss. Am Straßenrand steht mit freiem Oberkörper und sehr dickem Bauch ein Mann vor Bienenstöcken. Er lächelt zahnarm und winkt. Hat er schon mal eine Pagode gesehen, einen Alfa Spider oder einen 356er Porsche? Unwahrscheinlich. Einen Käfer? Vielleicht. Ein Glas GT Cabriolet? Sicher nicht. Schon das 126er Coupé durchschneidet die polnische Land-Szenerie beinahe mit der Unbescheidenheit eines Neuwagens.

Erst später verliert sich auch seine Größe in der sich öffnenden Landschaft. Die Weite hellgelber Felder, auf denen hoch noch das Korn wächst oder schon in unzähligen Ballen das Stroh liegt, wechselt mit licht stehendem Laubwald und langstämmigen, vom Wind gebogenen Fichten. Bald mischen sich die ersten Birken dazwischen.

Masurische Wildnis und ostpreussischer Pflaumenkuchen

Mit den hellen Bäumen kommen vereinzelt dunkle Holzhäuser und sachte die erste Vorfreude auf die masurische Wildnis Polens, ihre Ruhe und Schönheit und sanfte Melancholie. Und auf einen ostpreußischen Pflaumenkuchen, den Reiseleiter Rainer Klink am ersten Tag schon angepriesen hatte. Frisch aus dem Ofen, warm noch, füllt der Duft der Früchte die Nase wie ein schweres Parfüm.

Vielleicht ist es Unsinn, für so ein Stück Kuchen durch ein ganzes Land bis nach Uzranki zu reisen. Vielleicht aber auch nicht, würden die Polen sagen. Und weil man es ja anders nicht wissen kann, muss man es wohl versuchen. Mit der Reise. Und dem Kuchen.

Unsere Leserreisen 2013: Masuren und Schwarzwald

Masuren-Reise, 1. bis 12. Oktober 2013
Polen wird Sie mit seiner landschaftlichen Vielfalt immer wieder überraschen, begeistern und in Ihrer Erinnerung noch lange begleiten. Wunderschöne Alleen, einsame Wälder und abgelegene Seen bilden einen tollen Kontrast zu den Städten Breslau, Lodz, Warschau und Torún, die während dieser 12-tägigen Reise ebenfalls auf dem Programm stehen. Damit unterwegs kein Stress aufkommt, betragen die Tagesetappen maximal 250 Kilometer. Die Tour, deren Startort und Ziel das Hotel Adlon in Berlin ist, wird von der KM-Reisen GmbH veranstaltet und von Rainer und Ute Klink begleitet. Der Preis von 5.700 Euro für zwei Personen (Alleinfahrer: 3.400 Euro) beinhaltet alle Übernachtungen in 4-Sterne-Hotels inklusive Frühstück und 4-Gang-Menüs am Abend, Gepäcktransport, Pannenservice, Roadbook und vieles mehr. Infos und Buchung unter Telefon 07 11/1 82 23 55.
Leserreise Polen und Masuren: Preis für zwei Personen 5.700 Euro, Reisedauer: 12 Tage, Tagesetappen: max. 250 km, Gesamtlänge: etwa 2.000 km
 
Schwarzwald-Reise, 18. bis 21. April 2013
Bereits im Frühling laden Motor Klassik und das Boxenstop Museum Tübingen zu einer viertägigen Rundfahrt durch den Schwarzwald ein. Treffpunkt und Basisquartier dieser exklusiven Motor Klassik-Leserreise ist das 4-Sterne-Hotel Hirschen in Glottertal, von wo aus es jeden Tag per Roadbook auf ausgewählten Nebenstrecken durch den Schwarzwald geht. Dabei stehen eine Fahrt auf den 1.068 Meter hohen Schauinsland oder über die Schwarzwaldpanoramastraße ebenso auf dem Programm wie Abstecher nach St. Märgen und Schramberg. Der Preis von 720 Euro pro Person beinhaltet drei Übernachtungen inklusive Frühstück und 4-Gang-Abendmenüs, Mittagspicknicks, Museumseintritt, das Roadbook, eine Straßenkarte, einen Gepäck- und Pannenservice und vieles mehr. Infos und Buchung unter Telefon 07 11/1 82 23 55.
Leserreise Schwarzwald: Preis pro Person: 720 Euro, Reisedauer: vier Tage, Tagesetappen: rund 180 km, Standort: Hotel Hirschen, Glottertal

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten