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Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II
Mit Rap-Star Cro durch Benztown

Cro, der Rapper mit der Panda-Maske, ist Auto-Fan und gehört aktuell zu den populärsten Stars der deutschen Hip-Hop-Szene. In einem Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II, der etwa genauso alt ist wie er selbst, cruist Cro mit uns durch die Hip-Hop- und Auto-Hochburg Stuttgart.

Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II, Cro, Mercedes-Museum
Foto: Dino Eisele

"Ich fahre am liebsten selbst", sagt Cro und schnappt sich schon mal die Wagenschlüssel, als wir im Büro der Plattenfirma Chimperator kurz vor dem Abdüsen noch einen Kaffee trinken. Der nachtschwarze Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II, vom Mercedes Classic Center zur Verfügung gestellt, parkt derweil sonnenbeschienen auf der Straße. Mit seinem riesigen Heckflügel weckt er um die Mittagszeit in der Stuttgarter City mehr Aufmerksamkeit als der junge schlaksige Mann in Hoodie, Jeans und Sneakers, der sich gleich hinters Lenkrad setzen wird. Denn noch ist Cro inkognito unterwegs.

Seine Panda-Maske, die er bei Konzerten, in Videos und zu allen öffentlichen Anlässen trägt, steckt noch in der Jacke. Niemand identifiziert ihn deshalb als Cro, den Künstler, der in seinen Kompositionen Rap und Pop verschmelzen lässt und das dann Raop nennt. Die Panda-Maske mit den plüschigen Ohren ist sein Markenzeichen. Er hat genug auf Vorrat, falls mal eine verloren geht. Würde er sie jetzt hier am Rotebühlplatz aufsetzen, wäre er sofort von einer Traube junger Menschen umringt und stünde schon vor der Abfahrt mit der Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II im Stau: zum Autogrammeschreiben. Dabei wollen wir doch über ihn und seine Beziehung zu Autos schreiben.

Mit dem Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II und Rap-Star Cro durch Stuttgart

Also ganz unspektakulär maskenlos über die belebte Straße und rein in den spektakulären Youngtimer-Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II, der wie der Musiker ein Kind der frühen Neunziger ist. Cro nestelt den Schlüssel ins Zündschloss, lässt den 235 PS starken Vierzylinder an und zückt eine Musikkassette, die er ins Becker-Grand-Prix-Autoradio schiebt. Was ein junger Rapper wohl so hört? Überraschung: Was aus den Lautsprechern kommt und den im Leerlauf blubbernden 2,5-Liter-Motor übertönt, ist die Bob-Dylan-Hymne "The Times They Are A-Changin’". Sechzigerjahre-Mucke – ist die cool, wenn man selbst ganz andere Töne anschlägt? "Mein Vater steht auf Dylan", sagt Cro, "und ich finde ihn auch gut. Aber ich höre auch wahnsinnig gerne Michael Jackson."

Cro heißt eigentlich Carlo, die drei Buchstaben sind eine Abkürzung seines Vornamens. Wir wollen mit ihm ein wenig mit dem Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II herumdüsen, uns dabei über Autos und Stuttgart, die Wiege des Automobils und des Deutsch-Rap, unterhalten. Benz-Town ist seit den Neunzigern eine Hochburg des deutschen Hip-Hops: Bands wie "Die Fantastischen Vier", "Massive Töne" und "Freundeskreis" haben hier ihre Karrieren gestartet. Auch Cro, der aus dem Umland stammt, ist nahezu ein Kind dieser Stadt. Er hat hier in einer 13er-WG gewohnt, eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert und kommt oft nicht nur zu Geschäftsterminen bei seinem Plattenlabel vorbei, sondern auch, um mit Freunden abzuhängen.

Das Büro von Chimperator liegt nur wenige Hundert Meter von den angesagten Rap- und Hip-Hop-Clubs der Stadt entfernt: "Proton", "Cue", "Stereo 5.1", "Zwölfzehn", "Tonstudio" – alle sind fußläufig erreichbar. "Abends weggehen ist easy hier", meint Cro, "weil alles nahe beieinanderliegt." Cro geht am liebsten in die "Schräglage", wo sich Hip-Hopper und Skater treffen. Aber dahin dürfen wir nicht mit dem Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II: Fußgängerzone.

Nummer 222 von 500 limitierten Fahrzeugen

Also fahren wir mit dem nach Untertürkheim zum Mercedes-Museum. Cro rührt im knorpeligen Fünfganggetriebe. Hier im Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II liegt der erste Gang hinten links in der Schaltkulisse. Auf dem Schaltknauf ist die Zahl 222 eingeprägt: Dieses Exemplar ist Nummer 222 aus einer auf 500 Fahrzeuge limitierten Serie.

Wir biegen in die Theodor-Heuss-Straße, die Partymeile der Stadt. An den Wochenenden donnern über diesen Boulevard die ganze Nacht hindurch gut situierte Söhnchen mit ihren Porsche, Ferrari, Lamborghini oder aufgemotzten BMW und AMG-Mercedes, um das junge Publikum zu beeindrucken, das von den Außenbereichen der Bars und Clubs zuschaut. Und nach gewonnenen Fußball-Länderspielen finden hier Autokorsos nicht nur deutscher Fans statt.

Ushido statt Bushido

Der Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II galt 1990 als Höhepunkt der im Auslaufen befindlichen 190-Reihe von Mercedes. Der W 201, im Volksmund Baby-Benz genannt, war die Antwort von Mercedes auf den BMW 3er. Prototypen trugen zur Ablenkung die Fantasie-Modellbezeichnung Ushido, darauf käme heute bei Daimler keiner mehr – wer würde sich schon mit Bushido anlegen wollen?

Cro ist kein Gangsta-Rapper. Von einem Panda erwartet man nichts Böses. Cro behandelt den Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II denn auch sachte. Das meiste kommt ihm vertraut vor. Zu Hause hat er einen 190 E 2.6 Automatik, die Sechszylinderversion. "Aber meiner ist längst nicht so gut gepflegt", kommentiert Cro den Eins-a-Zustand des Werkswagens. Es gibt einen Track von ihm, der heißt "Kein Benz". Aber in Wirklichkeit ist Cro der Marke verbunden. Wenn es auf Tournee geht, kann er auf einen Mercedes GL zurückgreifen.

The times, they are A-changin' – das gilt auch für die Wahrnehmung von Motorleistung. Der einst so wilde 16-Ventiler des Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II – vier Ventile mal vier Zylinder – wirkt heute brav wie ein schwäbischer Dorfpfarrer. Der ganze Antriebsstrang ruckelt beim Gasgeben aus niedrigen Drehzahlen – mit dieser als Bonanza-Effekt bezeichneten Unsitte mussten sich damals Mercedes-Entwickler und -Kunden herumschlagen. Heute verklärt die Erinnerung vieles.

Cro freut sich über die Handlichkeit des Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II, die gute Übersichtlichkeit (der bombastische Heckflügel ist im Rückspiegel gar nicht zu sehen), den ordentlichen Federungskomfort, den kultivierten Motorsound und die gemusterten Sportsitze. "Besser als der Rover 200, mit dem ich den Führerschein gemacht habe", meint Cro. An dieses Modell hat der Rapper ohnehin keine guten Erinnerungen: "Mein Bruder hatte auch so einen, und den habe ich bei einem Unfall geschrottet."

Angekommen am Mercedes-Museum setzt Cro fürs Aufmacherfoto die Maske auf, das Hoodie stammt aus der eigenen Mode-Kollektion VioVio. Danach fahren wir mit dem Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II auf den Cannstatter Wasen, wo im Sommer Open-Air- Konzerte stattfinden. AC/DC und Die Fantastischen Vier haben hier vor 50.000 Fans gespielt. Solche Massen zieht Cro noch nicht an, aber schräg gegenüber in der Schleyer-Halle werden ihn zum Tournee-Abschluss am 6. Dezember 13.000 Fans begrüßen. In seiner noch kurzen Karriere hat Cro bereits über zwei Millionen Tonträger verkauft.

Cro würde gern mal Lambo fahren

Cro hat schnell Karriere gemacht und fährt auch gern schnell Auto, kürzlich mit einem Kumpel im BMW Z4 an den Bodensee. Was stünde ganz oben auf dem Auto-Wunschzettel? "Einmal Lamborghini fahren." Und was ist für ihn das coolste Auto überhaupt? "Der DeLorean." Zurück in die Zukunft fahren wir heute nicht, aber zurück in die Stadt für letzte Fotos auf dem obersten Deck eines Parkhauses. Cro fällt es schwer, Abschied vom Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II zu nehmen. Aber die Pflicht ruft. Cros neues Album "Melodie" muss fertig produziert werden, der Videodreh für die Single-Auskopplung "Traum" arrangiert und die Tour vorbereitet werden.

Frage zum Abschied: Ist der Panda-Mann schon mal Fiat Panda gefahren? "Darauf habe ich überhaupt keine Lust." Das liegt aber nicht an der schwachen Motorisierung. Seiner Mutter hat Cro kürzlich einen Citroën 2CV gekauft – mit Kassettenradio.

Mercedes 190 E 2.5-16 EVO II-Info

Die auf 500 Exemplare limitierte Sonderserie kam im Frühsommer 1990 und war preis- wie leistungsmäßig der Höhepunkt der W-201-Reihe. Zwischen 1982 und 1993 wurden 1,8 Millionen W 201 gefertigt, dann wurde die Baureihe von der ersten Generation der C-Klasse abgelöst. Der auch als Reminiszenz an die DTM-Rennserie aufgelegte Evo II besaß einen 2,5 Liter großen Vierzylinder-Vierventilmotor mit 235 PS und 245 Nm.

Beschleunigung von null auf 100 km/h: 7,3 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit: 247 km/h. Weithin sichtbares Merkmal war ein mächtiger Heckflügel, dazu machte das Sondermodell mit Kotflügelverbreiterungen und 17-Zoll-Rädern auf sich aufmerksam. Der Preis: 109.440 DM. Heute werden für gut erhaltene Exemplare bis zu 80.000 Euro bezahlt.

Rapper mit Panda-Maske

Cro heißt bürgerlich Carlo Waibel. Sein Markenzeichen ist die aus einem Jux mit einem Kumpel gewählte Panda-Maske, seine Musik nennt er "Raop" – eine Mischung aus Rap und Pop. Cro spielt Gitarre und Klavier, fungiert als Sänger, Produzent und Modedesigner. Cros Karriere startete 2012 durch, seine bekanntesten Singles sind "Easy" und "Einmal um die Welt". Sein neues Album "Melodie" kommt am 6. Juni, im Herbst folgt eine Tournee: 7.11. Zürich, 8.11. Mannheim, 9.11. Frankfurt am Main, 13.11. Berlin, 14.11. München, 15.11. Nürnberg, 17.11. Wien, 18.11. Dresden, 19.11. Bremen, 21.11. Hamburg, 22.11. Dortmund, 26.11. Hannover, 27.11. Köln, 28.11. Freiburg, 6.12. Stuttgart.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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