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Meinung: Pro & Contra
Bus oder SUV

Es scheint, als hätten große Vans ihre besten Zeiten hinter sich, die Kunden kaufen lieber SUV. Ein guter Trend? Da gibt es zwei Meinungen.

Sebastian Renz, Heinrich Lingner
Foto: Hans-Dieter Seufert

Sebastian Renz bringt seinen Hintern in Sicherheit

Man fragt sich ja mitunter, wie das wohl aussieht. In diesem Fall, was wohl Menschen dachten, als sie an einem stark regnerischen Nachmittag an jenem VW-Touareg-Testwagen vorbeifuhren, aus dessen Fondtüren sich jeweils ein Hinterteil reckte. Meines links und das der Gattin rechts. Wir waren gerade dabei, zwei der drei Kinder im Fond anzuschnallen. Dabei triefte mir der Regen in den Hosenbund, und ich überlegte, wie lifestylig so ein SUV nun wohl auf andere wirkt.

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Da war mir klar, dass ich eigentlich wieder einen Van brauche, besser einen Bus. Bei V-Klasse oder Multivan ziehst du die Schiebetür auf, kletterst rein, die Tür scheppert wieder ins Schloss. Und während der Regen aufs Dach trommelt, kannst du die Kinder im Trockenen anschnallen, danach zwischen den Vordersitzen ans Lenkrad steigen. Wobei man nicht mal eine Familie braucht, um Busse zu schätzen. Als Student hatte ich insgesamt fünf VW T3 in unterschiedlichen Zerfallszuständen. Der beste war eine Caravelle C von 1987.

Die enorme Steuer für den 57 PS schwachen 1,7-Liter-Saugdiesel finanzierte ich damit, dass ich mit ihm Umzüge für Mitstudenten übernahm. Man glaubt kaum, wie spendabel Eltern sind, wenn sie den Kram ihrer erwachsenen Kinder nicht mehr selbst durch die Gegend schleppen und fahren müssen. Später reiste ich drei Monate mit dem T3 durch Europa, von Edinburgh bis Sevilla, hatte den halben Hausstand und immer mal wieder neue Freunde dabei. Bis heute besaß ich kein Auto mehr, mit dem ich so viel erlebte. Und darin liegt der Unterschied: SUV-Fahrer reden immer gerne über die Möglichkeiten, die ihnen mit ihrem Auto offenstünden. Wer einen Bus hat, fährt vielleicht nicht so trendig. Aber er muss nicht über Möglichkeiten reden. Er kann sie leben.

Heinrich Lingner fährt lieber grobstollig

Eigentlich habe ich ja nichts gegen Vans und Kleinbusse; unproblematisches Fahrverhalten, reichlich Sitzplätze und großes Transportvolumen sind schließlich Eigenschaften, gegen die es nicht viel einzuwenden gibt. Eigentlich. Doch insgeheim bin ich der Ansicht, dass man auf gar keinen Fall Gebrauchsgegenstände, die einem wichtig sind, nur nach ihren Sekundärtugenden aussuchen sollte. Was ich damit sagen will: Selbst wenn ich viel Platz im Auto benötigte und altershalber einen hohen Hüftpunkt schätzte, käme mir kein Van ins Haus. Bis auf zwei Ausnahmen: Renault Avantime und Lancia Phedra. Weil sie nicht nur vierrädrige Schuhkartons mit möglichst verbrauchsarmem Motor sind, sondern auch noch cool. Daran mangelt es jedenfalls fast allen anderen Vans.

SUV gibt es inzwischen in allen Preisklassen, vom Dacia Duster bis zum demnächst erscheinenden Bentley Bentayga. Was ich an ihnen mag, ist gar nicht mal so sehr das Plus an Nutzwert, sondern dieser kleine Rest Unvernunft, den sie sich meist bewahrt haben. Der Touch Outdoor-Romantik im Design eines Skoda Yeti oder Range Rover Evoque sagt mir, dass ich in meiner durchreglementierten, eingezäunten Welt noch nicht ganz verloren bin. Mein Auto könnte mich durch die Atacama-Wüste bringen oder durchs Weserbergland.

Natürlich weiß ich, dass das nicht passieren wird, mit der Atacama jedenfalls nicht. Dennoch trage ich lieber eine Schöffel-Jacke als einen Burberry-Mantel, und meine Schuhe sind etwas robuster, als sie es für den Weg aus der Tiefgarage ins Büro sein müssten. Na und? Wenn ich auf all das verzichtete, dann könnte ich in der Tat ein Auto fahren, das nicht viel mehr ist als eine Selbstfahr-Transportbox mit dem Charme und dem Verwöhnaroma des Familienabteils im Intercity.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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