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Mazda MX-5-Reise durchs Elsass
Für immer jung im Japan-Roadster

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Klein, leicht und rundum offen: Als vor 25 Jahren der Mazda MX-5 auftauchte, war die Welt hin und weg von diesem neuen Roadster-Traum. Und heute? Heute fühlen wir uns in diesem Auto noch einmal so jung, wie wir damals waren.

Mazda MX-5 1.6, Bérénice Schneider, Seitenansicht
Foto: Hardy Mutschler

Irgendwie gelingt es dem Mazda MX-5, dass ich mich jünger fühle – zumindest solange ich am Steuer sitze. Beim Ein- und Aussteigen in den flachen (noch geschlossenen) Roadster merke ich aber, dass die letzten 25 Jahre doch nicht ganz so spurlos an mir vorübergegangen sind wie klammheimlich gehofft. Ist es wirklich schon ein Vierteljahrhundert her, dass ich einen MX-5 damals während eines Urlaubs in Kalifornien das erste Mal gesehen (und sofort begehrt) habe? Oder dass ich mein Exemplar nach fünf genialen Jahren schließlich verkaufen musste, weil Kind(er) und Kegel dringend einen Kombi erforderten? Offensichtlich ja.

Unsere Highlights

Doch es wäre vermessen, sich heute darüber zu beschweren, dass man nicht mehr ganz so leichtfüßig in dieses Auto gleitet wie einst mit Mitte 20. Immerhin handelt es sich um eine dienstlich verordnete Ausfahrt.

Reduziert aufs Maximum

Drei Details des insgesamt rund 940.000-mal gebauten und somit erfolgreichsten Roadsters der Automobilgeschichte gefallen auf Anhieb: Heckantrieb, nur zwei Sitze und Gott sei Dank kein Windschott. Dass die bescheiden anmutenden 90 PS des 1,6-Liter-Motörchens für den Mazda MX-5 ausreichen, um Spaß zu haben, daran kann man allerdings ein wenig zweifeln. Aber wir sind ja erst am Start unserer Tour ins Elsass.

Als Erstes also das Dach auf, weil es zum Wesen dieses Autos gehört, ausschließlich offen gefahren zu werden (und nebenbei das Einsteigen immens erleichtert). Der ganze Vorgang dauert beim Mazda MX-5 nicht einmal zehn Sekunden. Zwei Schnappverschlüsse entriegeln, den Reißverschluss des Plastikheckfensters öffnen und es vorsichtig ablegen, das Verdeck nach hinten durchreichen - fertig.

Oder fast. Bis die gesetzlich vorgeschriebene (!) Persenning ordentlich sitzt, ist dann am Ende eine Minute vergangen, aber das ist auch schon der komplizierteste Eingriff, den ein Mazda MX-5 von seiner Besatzung verlangt.

Ein Mazda als Trendsetter

Heute wissen wir, dass genau darin sein Erfolgsrezept begründet ist. Der Mazda MX-5 lässt einfach alles weg, was Autofahren unnötig erschwert, so wie es britische Roadster vom Schlage eines Triumph Spitfire oder Lotus Elan in den 60er- und 70er-Jahren vorgemacht haben.

An der sonnenverwöhnten US-Westküste sehnt man sich allerdings weiterhin nach einem kleinen und leichten Sportwagen, und dort beginnt 1979 auch die Entwicklung des Mazda MX- 5, als eigentlich keiner mehr so richtig an diese Fahrzeuggattung glauben will. Es dauert jedoch noch zehn Jahre, bis Mazda 1989 auf der Motorshow Chicago der Welt ein offenes und nur 955 Kilo leichtes Auto mit Klappscheinwerfern vorstellt.

Der Miata genannte Roadster entpuppt sich als Star der Show, lockt selbst millionenschwere Banker von Maserati zu Mazda, und als der attraktive Zweisitzer 1990 unter der Bezeichnung Mazda MX-5 in Deutschland angeboten wird, ist das Jahreskontingent innerhalb von drei Tagen ausverkauft. Nicht zuletzt weil er vieles besser kann als seine englischen Vorbilder, obendrein ein Muster an Zuverlässigkeit und auch noch absolut alltagstauglich ist.

Der MX-5 ist für Mazda ein Bestseller

Allein von der ersten Mazda MX-5-Generation mit dem internen Kürzel NA werden bis 1998 genau 431.506 Einheiten verkauft, und bis die Konkurrenz endlich kapiert, welchen lukrativen Trend - den der bezahlbaren Roadster - man da gerade verschlafen hat, vergehen Jahre.

Zurück ins Hier und Jetzt, auf die A8 irgendwo zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Die kleine Scheibe des grünen Mazda MX-5 wirft sich tapfer gegen den Fahrtwind, kann aber nicht ernsthaft verhindern, dass ab Tempo 120 ein mittelschwerer Orkan durch das schmale und ungeschützte Cockpit tobt. Notgedrungen sprachlos staunen wir aus unserer tiefen MX-5-Perspektive darüber, dass selbst ein VW Polo inzwischen so groß wie ein Omnibus erscheint. Gefühlt könnten wir unter den meisten aktuellen SUV sogar durchfahren.

Landstraßen sind das Revier des knackigen MX-5

Fahren wir fort. Wir wechseln mit dem Mazda MX-5 auf die A5 in südliche Richtung, biegen bei Rastatt auf eine Gott sei Dank ziemlich einsame Landstraße in Richtung Frankreich ab, überqueren mit einer Fähre schließlich den Rhein.

Aus den mitleidigen Blicken derer, die auf der Autobahn ein windzerzaustes Paar, auf Tour mit einem betagten Bonsai-Cabrio, überholt haben, werden plötzlich neidvolle. Vielleicht auch, weil ihnen der Anblick dieses kleinen Mazda MX-5, welches so unbekümmert und fröhlich über diese herrlich geschwungenen Straßen wedelt, daran erinnert, dass (Fahr-)Spaß und pures Glück nicht ausschließlich mit Ausstattung und Leistung zu tun haben.

Der Duft nach Freiheit

Seebach. Reiseführer behaupten, es sei eines der schönsten Dörfer im Elsass, und es dürfte wahrhaft schwierig sein, das Gegenteil zu beweisen. Niedertourig grummelt das grüne Cabrio vorbei an perfekt arrangierten Gärten, in denen perfekt erhaltene Fachwerkhäuser stehen. Die grenzenlose Rundumsicht in einem Mazda MX-5 zwingt uns nicht einmal zum Aussteigen.

Hinter dem Ort dann wieder Kurven und Kuppen. Und Fahrtwind, der nach Wald und Wiese duftet, nach Sommer und Freiheit. Kilometerweit. Wir lassen den Wagen laufen, dessen 1,6-Liter-Doppelnockenwellen-Motor zwischen 4.500 und 5.500 Touren so herrlich kernig klingt. Und der sich mit seiner direkten Lenkung und dem leichten Heck so exakt durch Kurven zirkeln lässt, wie es viele moderne Autos längst verlernt haben. Das mit dem Schalten sowieso. In einem Mazda MX-5 sitzen die Gänge, bevor das Wort Klack auch nur ausgesprochen ist.

Wir gleiten durch das hübsche Wissembourg, schwingen uns durch den Wald bis Lembach, schlagen einen Haken zurück an den Rhein. Dort endet unser Trip an einem Badesee, obwohl wir am liebsten bis zum Mittelmeer gerauscht wären. Was an diesem Auto liegt. Weil der Mazda MX-5 dich verführt und dich wirklich jünger fühlen lässt.

Die Route

Das Elsass und die Vogesen sind zwar längst kein Geheimtipp mehr, dennoch präsentieren sich die Strecken dieser beiden Landstriche selbst an Wochenenden oder in den klassischen Ferienzeiten weitaus leerer, als es beispielsweise im benachbarten Schwarzwald der Fall ist. Der Tipp der Redaktion: ein Besuch in Seebach, das zu den schönsten Dörfern des Elsass zählt. Und wer gleich ein ganzes Wochenende Zeit hat, fährt auf den wunderbar verwinkelten Sträßchen bis Colmar.

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Motor Klassik 08 / 2024

Erscheinungsdatum 04.07.2024

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