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Mädels auf dem GTI-Treffen am Wörthersee
Geballte Frauenpower beim Vortreffen

Die Zeiten, als GTI-Girls nur als Schalensitzschmuck dienten, sind Geschichte. Egal ob am Lenkrad, der Kamera oder der Bierdose. Beim GTI-Vortreffen in Kärnten stehen Frauen in allen Mannschaftsteilen ihren Mann.

GTI-Treffen, Frauenpower, Girls, Frauen
Foto: Markus Stier

Ungeheuerlich. An den Anblick von Frauen am Steuer hat Mann sich auch beim GTI-Treffen längst gewöhnt, aber neuerdings leisten sich die Mädels neben einem eigenen Golf auch eine eigene Meinung. "Also einen TT bräuchte ich nicht, eher schon einen A5, am besten in Schwarz oder Weiß“, sagt Corinna und schießt in Ermangelung des gewünschten Wildes ersatzweise einen vorbeifahrenden Golf 6 ab.

"Ich mag das Zischen der Ablass-Ventile", sagt sie

Sie liegt mit Freundin Alex an der Landstraße zwischen Hafner See und Wörthersee auf der Lauer. Wer von Velden nach Reifnitz will, durch diese hohle Gasse muss er kommen. Alex ist Bürokauffrau, und wenn sie ungezähltes Geld hätte, käme ein Audi R8 ins Haus. Aber auch ein paar Ligen tiefer fände sie was Passendes, Hauptsache Turbo. "Ich mag das Zischen der Abblasventile“, sagt sie. Die Klassiker sind ihre Sache nicht, es müsste schon was Moderneres sein. "So ab Golf fünf.“

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Sie lümmeln sich auf ihren Campingstühlen wie echte Kerle, fachsimpeln, fotografieren und filmen fesch getunte GTIs und schwören, niemand hätte sie gezwungen, hier im Niemandsland zu hocken, während ihre Männer mit den anderen Gölfen heulen. "Ich bin das erste Mal dabei, und bis jetzt taugt’s mir schon", schwört Corinna. Zugegeben, sie hat sich von ihrem Liebsten mitreißen lassen: "Ich finde das faszinierend, wenn einer so eine Leidenschaft hat. Meiner ist kein Mechaniker, hat aber an seinem Golf vieles selbst gemacht. Und ich muss sagen, da lernt man was." Längst ist die Kindergärtnerin aus Oberösterreich zur Fachfrau geworden, sie kann den Zweiender-GTI mühelos vom Golf 6 R mit mittigen Endrohren unterscheiden.

Sie hat sich ihr neues Hobby als Spoiler-Spotter nicht selbst ausgesucht, aber sie fühlt sich damit wohl. "Das gehört ja auch zu einer Beziehung, dass man sich damit beschäftigt, was der Freund so macht", sagt sie. Es ist ein immer verbreiteteres Phänomen: Auch die GTI-Wilden spüren den demographischen Wandel. Die Jugend kommt Mitte Mai nur noch zum Partymachen nach Reifnitz. Der gestandene Heimtuner ist längst zum Spießer mit abgeschlossener Berufsausbildung, Hypothek und fester Beziehung geworden.

GTI-Treffen als Familienausflug

Parkplatz-Ordner Walter weiß: "In den Wochen vor dem offiziellen GTI-Treffen kommen die Pärchen und Familien. Schon im Vorjahr waren Strampler mit coolen Sprüchen einer der Verkaufsrenner an den Zubehörständen in Reifnitz. Kinderwagen und Baby-Buggys gehören in diesen Tagen genauso zum Straßenbild  wie Sciroccos und Polizei-Tourans.

Es kann nur passieren, dass plötzlich Papa beim Pitwalk mal warten muss, weil Mama erst noch diesen A5 in Quietscheentchen-Gelb anschauen muss. Sarah diskutiert mit Freundin, ob die schwarzen 20-Zöller für dieses schrille Sommerdress ein adäquates Schuhwerk sind. Sie ist von der Schweizer Grenze nahe Basel für eine Woche angereist. Söhnchen Joel schläft selig. Er ist acht Wochen alt. Warum geht Frau mit Neugeborenem ausgerechnet zum GTI-Vortreffen? "Wir haben gehört, dass es hier die besseren Autos gibt", sagt sie trocken. Aber was ist mit dem Kleinen? "Der musste mit."

In der GTI-Gemeinde herrscht nicht der Maskulinitäts-Zwang wie in der Geschäftswelt. Die Frauen stemmen zwar die Halbliterbüchse mit lässiger Souveränität und müssen öfters rein zum Tankstellenshop, weil die Kippen schon wieder alle sind, aber sie geben der Veranstaltung dann doch eine sehr weibliche Note.

Es geht damit los, dass die Campingplätze fast GTI-frei sind. Man wälzt sich nicht im Plastikplanen-Mief, sondern wohnt gediegen in Hotel oder Pension mit sauberem Bett und den nötigen sanitären Einrichtungen. Abends wird nicht steinzeitmäßig Feuer auf dem Zehn-Euro-Grill von der Tanke gemacht, und rituell rohes Fleisch in reinen Kohlenstoff verwandelt. Man sitzt stattdessen bei Pasta und Pizza. Und auf dem Kamerachip muss neben Tausenden Fotos von tieferen und breiteren GTIs auch Platz für den Sonnenuntergang, das Schlosshotel im Abendrot, das Tank-Top der besten Freundin und das Essen auf dem Tisch sein.

Lieber am Straßenrand sitzen und eine quartzen als zuhause rumlungern

Während ein von der ersten Kanzlerin der deutschen Geschichte angeführte Bundestag sich nach zähestem Ringen zur Frauenquote durchgerungen hat, haben die GTI-Frauen längst Tatsachen geschaffen. Das Rudelgucken am Kreisverkehr neben der legendären Tankstelle Mischkulnig wird wie beim Public Viewing bei der Fußball-WM zunehmend auch von Damen frequentiert. Die Frauen sind dabei wie so oft geduldiger und disziplinierter. "Außer zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen sitzen wir den ganzen Tag hier", sagt eine junge Österreicherin.

Es ist eine klare Win-Win-Situation. Außer dem reinen Gölfe gucken bietet das Straßenrand-Stieren enorm viele Vorteile. Man kann in Ruhe eine quartzen, kommt endlich mal in aller Ausführlichkeit zum Quatschen und hat nebenbei noch Zeit, auf dem Smartphone wichtige Korrespondenz mit weniger privilegierten Freundinnen zu erledigen, die daheimbleiben mussten. Wer nicht Single ist, kann aufpassen, dass der Freund außer Reifen quietschen und Benzin reden keine Dummheiten macht. Das Smartphone wird zum Babyphone.

Daneben ist Zeit zum Träumen. Eine junge Alpenrepublikanerin schämt sich für ihren völlig ungetunten Ibiza Kombi und hätte gern ein pneumatisch absenkbares Fahrwerk und ein par fesche Rückleuchten, "aber dazu bräucht ma örst mal a Göld“, klagt sie. Die Freundin neben ihr hat es besser. Sie nennt schon einen Corrado VR6 ihr eigen und will sich beim Vortreffen für etwaige kosmetische Maßnahmen inspirieren lassen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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