Die Spielwarenmesse in Nürnberg wäre ein Paradies für Kinder. Wäre, denn Zutritt ist Besuchern unter 16 Jahren strengstens verboten, außerdem sind sowieso nur Pressevertreter und Fachbesucher zugelassen. Schade! Dennoch sind die Hallen gut gefüllt mit großen Kindern, die mit Begeisterung ihre Spielwaren anbieten, testen oder ordern.
Weg vom Billig-Image
Einer von ihnen ist Brian Webb aus Eversley in England. "Die Leute wollen weg vom Billig-Image des Plastikspielzeugs", referiert der kleine Brite, der mit strahlenden Augen inmitten von unzähligen Blech-Tretautos steht. "Das hier bin ich in meinem ersten Tretauto, natürlich aus Blech", und deutet stolz auf das Titelbild seines Produktkatalogs. Als die Kunststofftretautos seiner Kinder mehrfach unter deren Anforderungen zusammengebrochen waren, erinnerte sich der gelernte Ingenieur an seine mobile Vergangenheit und fertigte das erste Blechtretauto für seinen Nachwuchs in der heimischen Garage selbst. Die Begeisterung war groß, nicht nur bei den eigenen Stammhaltern.
Aus dem Unikat wurde schnell eine Kleinserie. Mittlerweile hat Webb seinen Beruf an den Nagel gehängt und widmet sich ganz seinen Metal Pedal Cars. Die größeren und hochwertigeren Modelle fertigt er nach wie vor in England. Pulverbeschichtet überstehen diese auch härteste Wintereinsätze ohne in Rost zu verblühen, versichert Brian Webb. Weil auch der Wettbewerb bei den Tretautos wächst, kommt ein Großteil der günstigeren Modelle aber aus China. Das Angebot reicht vom klassischen Rennwagen über Hot Rods und Limousinen der 60er bis hin zum Mercedes 190 SL und anderen Oldtimern. Ergänzt wird das Portfolio durch diverse Flug- und Landwirtschaftgeräte.
Ferrari für den Nachwuchs
Auch wenn Enthusiasten wie Brian Webb die Blech-Fahne hoch halten, wird der Markt an Kinderautos von Kunststoffprodukten dominiert. Diese entstammen überwiegend chinesischer Fertigung, egal ob sie von Niederländern, Tschechen oder anderen Anbietern offeriert werden. Das Angebot ist nahezu uferlos. Es gibt beinahe kein Modell, das es nicht gibt. Ihr Nachwuchs soll Ferrari fahren - egal, ob Formel 1-Renner oder California - kein Problem. Was, robuster soll es sein? Dann greifen sie doch zum Go-Kart im Jeep-Style oder einem quietschgelben Hummer. Alternativ stünde auch noch ein schwarzer Mercedes G55 AMG bereit.
Wer seinem Kind keine körperliche Anstrengung zumuten möchte, kann auch zu zahlreichen elektrifizierten Versionen greifen. Mit 6V und 12V statt V12 und V6 unter der Haube mobilisieren die kleinen Stromer den Nachwuchs - zumindest bis die Batterie schlapp macht. Wie weit die Liebe zur Nachwuchs-Mobilität geht, zeigen Exponate wie der Auto Union C-Typ Rennwagen aus Kohlefaser der Quattro GmbH oder ein Miniatur-Ferrari-Rennwagen eines italienischen Anbieters.