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Jeep Wrangler Unlimited 3.6 V6 Sahara
Perfektes Auto für einen perfekten Tag

Wir haben den längsten Tag des Jahres ganz für uns. In die 17 Stunden packen wir alles an Action, was geht. Dazu haben wir uns einen geholt, der sich seit 72 Jahren mit Abwegigem auskennt: den Jeep Wrangler Unlimited.

Jeep Wrangler Unlimited 3.6 V6 Sahara, Heckansicht
Foto: Achim Hartmann

Die Sonne kommt gerade aus Helsinki, blinzelt etwas verwettert über den Horizont, taucht den frühen Morgen in die sachte Röte eines Versprechens auf. Das erste Abenteuer klingt am Morgen billig: das Faltdach des Jeep Wrangler abkrempeln. Wer das ohne Hilfe schafft, kann wohl die komplette Gorch Fock alleine abtakeln. Es gilt, Reißverschlüsse zu zippen, Plastikfenster abzunehmen, Verdeckstoffe zu raffen, Gestänge zu klappen, Finger zu quetschen und alles klettzuverschließen.

Alsdann: Rückbank klappen, Kühlbox, Rad, Schlauchboot und Kompressor über die Verdeckkrempe in den Laderaum schütten, durch die kurze Tür auf den Fahrersitz klettern, Schlüsseldreh. Der Pentastar-V6 im Jeep Wrangler gurgelt sich wach, der Wählhebel der unaufgeweckten Fünfgangautomatik zickzackt auf D, der Wrangler bricht auf. Dramatisierendere Formulierungen dafür verfehlen den Charakter des legendenhaft 284 PS starken V6. Den Jeep Wrangler bremsen Gewicht und die Wucht, mit der sich der Fahrtsturm an der Karosse verheddert. Dabei betont Jeep, die erstmals leicht gebogene Frontscheibe verbessere die Windschnittigkeit. Ach, Windschnittigkeit? Sachtes Tempo beruhigt den Geradeauslauf, mild fächelt der Wind in den offenen Viertürer. Der ist seit dem Ende des Maybach das einzige Landaulet bei uns.

Zu Lande, in der Luft, im Wasser

Der Jeep Wrangler durchstöbert sanfte Hügel. Er mag es nicht kurvig, da wird ihm schummrig in der Lenkung und rumpelig an den Starrachsen. Drei Mal rechts, ein paar Mal links, Berg hoch, aussteigen, Mountainbike satteln für eine Runde über wurzelige Waldwege. Rad wieder rein. Noch zehn Stunden Sonne. Schnell weiter, ich bin ja zum Spaß hier

Weit draußen, so weit, dass Bäckereien noch nicht einmal Kaffee zum Mitnehmen anbieten, stoppe ich an einem als Museum getarnten Flugzeugfriedhof. Der  Jeep Wrangler raschelt durch hüfthohes Gras, parkt unter einem Flügel. Die Fliegertüren sind abgesperrt, vom breiten Überrollbügel aus lässt sich das Cockpit sehen. Abenteuer? Hm. Dann startet die Suche nach einem See, in dem das Schlauchboot wassern und der Jeep Wrangler am Ufer fotografiert werden darf. Aber das ist die falsche Ecke Schwabens für fröhlichen, spontanen Unfug. An allen Seen reglementieren Schilder das Badevergnügen ebenso wie die "Lautstärke von Tonwiedergabegeräten". Als hätten wir ein Grammophon dabei. Aber leg dich nicht mit Leuten an, die in einer Zeit hängen geblieben sind, in der man unter MP3 eine militärische Sonderausstattung für den Jeep Wrangler verstand. Dessen unbezwungene Dynastie reicht bis 1941 zurück. Und obwohl er sich als CJ-Nachfolger Wrangler seit 1987 für weitestgehend zivilisiert hält, hat er wenig an Härte und nichts von seinem Geländetalent verloren.

Jeep Wrangler ist nicht wasserscheu

Ich fahre die andere Seite der Alb hoch, den Zorn des V6 im Ohr. Erst werden Sitten, Wind und Temperaturen rauer, bald darauf die Straßen. Auf einer Piste kreuzt ein Fluss von rechts. Ein Bauer erklärt uns, beim Versuch, die legal durchfahrbare Furt zu queren, habe es ihm fast den Traktor weggeschwemmt. Abenteuer? Abenteuer! Der Jeep Wrangler strebt in den Strom. Wasser patscht gegen Türen, doch allradgetrieben, getriebeuntersetzt und differenzialgesperrt stakst er mit 76,2 Zentimeter Wattiefe mühelos durch, scharrt sich am anderen Ufer die Böschung hoch. Noch fünf Stunden Sonne.

Schotter ist auch nicht das Problem, wie der Jeep Wrangler in einem verlassenen Steinbruch beweist. Nur hinterradgetrieben matscht er heckschlenkernd durch tiefe Pfützen, dass die Plörre durchs offene Dach spritzt. Morgen wird es viel Mühe und zehn Münzen beim Waschpark kosten, aber heute sieht er dafür nicht wie ein Boulevard-Blender, sondern wie ein echter Abenteurer aus.

Jeep Wrangler kann Fels, Furt, Fluss und Feuer

Die Wolken röten sich, der Jeep Wrangler zieht eine Staubschleppe hinter sich her, als ich karge Gegenden nach einem See oder Fluss durchstreife. Da, links, eine Brücke, ein Bach, eine Anlegebucht. Das schlaffe Schlauchboot liegt seit Minuten schon reglos auf der Wiese, obwohl ich auf der Fußpumpe herumsteppe. Der Kompressor! Stecker in die Zwölf-Volt-Dose im Kofferraum, einschalten, und ja, das Boot bebt leicht. Gleichzeitig verdustert sich das Innenlicht des Jeep. Da starte ich den V6 als Hilfsmotor. Jaja, böse, ignorant, umweltschädigend, aber das Innenlicht blendet auf, der Kompressor prustet etwas energischer. Ein Ehepaar kommt vorbei, als ich ins Boot steige. Die beiden informieren über die Strömung des knietiefen Bachs. Abenteuer? Na: Abenteuerchen.
Nach einer halben Stunde paddeln setzt die Dämmerung ein. Du achtest nicht so auf die Zeit, an dem Tag, an dem du nur dem Lauf der Sonne folgst. Das Boot trocknet im Schein des – vom V6-unterstützten Kompressor aufgescheuchten – Grillfeuers. Abenteuer? Tja, so ein Jeep verschiebt die Grenzen dafür weit nach oben. Aber vielleicht ist eben auch Abenteuer kein Ereignis, sondern eine Lebenseinstellung.

Später rollt der schmutzverkrustete Wrangler an die Tankstelle. Statt ihn zu tanken, möchte man ihm lieber ein Fass Benzin vor die Schnauze stellen, das er ausschlabbern kann. Während erstaunliche Mengen Sprit in den Jeep gluckern, blitzt die Sonne ein letztes Mal im Westen. Und ist schon wieder kurz vor Singapur.

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AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

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