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IAA 1985
Porsche 959, Käfer adé und Allradantrieb

Allradantrieb, Über-Porsche und der Abschied vom VW Käfer. Ein Opel Chef, der lieber reagiert als agiert und damit als mahnendes Beispiel bis in die heutige Zeit wirkt. Wir blicken zurück auf die IAA des Jahres 1985.

IAA 1985
Foto: Hersteller

Der große Trend auf der IAA 1985 heißt allerdings Allradantrieb. Kaum ein Hersteller möchte auf die prestigeträchtige Technik verzichten. Alle deutschen Hersteller präsentieren mindestens ein 4x4-Modell. Ganz unterschiedlich gestaltet sind dabei die Konzepte. Pragmatisch bei BMW, Opel und Ford mit einfachem Verteilergetriebe. Mercedes dagegen stattet sein 4matic-Modell schon mit ABS, ASR und elektronischer Drehmomentverteilung aus. Die Ingenieure von Volkswagen verbauen ein Visco-Kupplung mit Freilauf an der Hinterachse. Die relativ neuartige Technik setzt damit zu einer großen Karriere an. Beflügelt wurde die Allradtechnik vom Audi Quattro.

IAA 2023

IAA 1985 und der Über-Porsche 959

Ein Traum für die Besucher der IAA (hier geht es zu aktuellen Special), und ein Traum auch für die Ingenieure, die freie Hand bei der Entwicklung des Porsche 959 hatten. Während der VW Käfer sich nun endgültig überlebt hat, präsentiert Porsche mit dem als Homologationsmodell auf 200 Exemplare limitierten 959 das 1985 technisch Machbare. Schon damals galt er als "High-Tech-Träger erster Güte, in dem Erkenntnisse und technische Systeme realisiert wurden, die sicher erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt Allgemeingut der Automobilhersteller werden könnten - wenn überhaupt", wie Gert Hack 1985 in der auto motor und sport schrieb. Und Recht sollte er behalten.

Der technische und Materialaufwand war enorm. Dach, Kotflügel, Heckbereich bestanden aus Kevlar, die Bugschürze aus Polyurethan, Fronthaube und Türen aus Aluminium, Das Fahrwerk ist auch heute noch mit Allradantrieb, regelbarer Kraftverteilung mit vier einstellbaren Fahr-Programmen - Trocken, nass, Eis, Traktion, verstellbaren Dämpfern und Niveauregulierung up to date.

Der Motor sollte auch in Porsches Zukunft weisen. Erstmals umspült Wasser die Zylinderköpfe, Luftkühlung gibt es nur für die Zylinder. Zwei KKK-Turbolader zwangsbeatmen den nur 2,85-Liter großen Sechszylinderboxer und pressen so 450 PS aus ihm heraus - Genug für 320 km/h und eine Beschleunigung von vier Sekunden von Null auf 100.

Neben dem Porsche 959 dürften die wenigstens auch Augen für die zweite Neuheit gehabt haben: Dabei ist der 924 S geradezu erschwinglich. Er kostet nur ein Zehntel des Porsche 959, besitzt einen brauchbaren Kofferraum. Der vom 944 übernommene und um 13 PS auf 150 PS gedrosselte Vierzylinder erlaubt eine schltfaule Fahrweise, kann aber auch anders und beschleunigt in acht Sekunden auf 100 km/h.

Toyota präsentiert mit dem T-VIS-System die bald von anderen Herstellern übernommene Technik der variablen Saugrohrlängen, um den Verbrauch zu senken und die Durchzugskraft zu erhöhen. In unteren Drehzahlen haben die Saugrohre die größte Länge, in höheren werden sie kürzer.

Am Ford-Stand lässt sich das erste Auto mit serienmäßigem ABS bewundern. Die Kölner spendieren dem neuen Scorpio die automatische Stotterbremse, wie sie noch im Volksmund heißt. Kurioserweise setzen Firmen wie Girling und Kugelfischer/FAG noch auf die Entwicklung einfacherer Systeme. Girling arbeitet an einem rein mechanischem System, Kugelfischer will das aufwändige Hochdrucksystem durch simplere Technik ersetzen. Zukunft haben beide nicht.
 
In die Zukunft blicken kann man am Ford-Stand zudem mit dem Eltec genannten Konzept-Fahrzeug. Eltec weist auf den verschwenderischen Einsatz von Elektronik hin. Einspritzung, Zündung, Bordcomputer, Niveauregulierung, ein aufregendes fünfteiliges Glas-Lamellendach, das angehoben und zurückgefahren werden kann. Der Clou: Ein Regensensor schließt es automatisch bei den ersten registrierten Tröpfchen. Der 80 PS-Motor ist ebenfalls mit variablen Saugrohren ausgestattet und die elektronische Ventilsteuerung ermöglicht die Zuschaltung eines dritten Ventils (Einlass) bei höheren Drehzahlen.

Fiat präsentiert ein stufenloses CVT-Getriebe und Volvo eine Antriebsschlupfregelung; beide befinden sich allerdings noch in der Erprobungsphase.

Eine große Bedeutung wird von Gert Hack den aufgeladenen Motoren zugewiesen - "Stärkungsmittel Nummer eins ist nach wie vor die Aufladung...die Zahl der Turbomodelle ist kaum noch überschaubar". Man fragt sich unweigerlich, warum zwischenzeitlich diese Technik so unpopulär war, wenn man sich die Riege der Turbo-Modelle und die Ära der Turbo-Formel 1 vergegenwärtigt, als die 1,5-Liter-Motoren bis zu 1.000 PS leisteten.

Audi führt für die 100er und 200er-Baureihen die Vollverzinkung ein. Durch den Bau des Porsche 924/944 in Neckarsulm konnte man Erfahrung sammeln und bietet nun statt vorher 36 Prozent der Karosserieflächen eine Vollverzinkung, die 5,5 Kilogramm Mehrgewicht bedeutet.

Opels neue Kadetten - "Lieber reagieren als agieren"

Gleich vier neue Modelle des Opel Kadett sind in Frankfurt anno 1985 zu sehen: Cabrio, Stufenheck, Allradantrieb und der Kleinlieferwagen Combo. Ganze sechs Jahre Zeit seit erscheinen des Golf I Cabrio haben sich die Rüsselsheimer mit der Marktreife ihres Kadett-Cabrios gelassen. "Lieber reagieren als agieren" lässt sich Opel-Chef Ferdinand Beickler stolz und gerne zitieren. Auch das erscheint nach heutiger Lage alles andere als weitsichtig.

Ein Prestigeobjekt stellt der Kadett Rallye 4x4 dar, der als Homologationsmodell für die Gruppe S genau zehn Mal entstehen soll. Die 400 bis 550 PS werden über ein X-Trac genanntes Sechsgang-Getriebe stufenlos von 50:50 bis 30:70 an beide Achsen verteilt.

Mercedes - der Anti-T und großes S

Bei Mercedes kann man das zukünftige Erfolgsmodell der Stuttgarter in ganzer Größe bewundern. Das neue T-Modell wird sich zum Bestseller entwickeln und mit serienmäßiger Niveauregulierung, der Raumlenkerhinterachse nach 190er-Vorbild und automatischer Zuziehhilfe auch die Technikverliebten Interessenten überzeugen. Zudem gibt es viel Anti-Ausstattung: Anti-Squat (Anfahrt-Moment-Abstützung), Anti-Dive (Bremsnick-Ausgleich) und Anti-Lift (Bremsmoment-Abstützung). Das neue "Fahrdynamik-Konzeopt" bietet auf Wunsch und für kräftigen Aufpreis ein automatisches Sperrdifferential, Antriebsschlupfregelung und als Highlight die 4matic genante Allradtechnologie. Die Motorenpalette reicht vom 72 PS-Saugdiesel bis zum 188 PS starken Dreiliter-Sechszylinder-Benziner.

Die S-Klasse der 126er-Baureihe bekommt als neue Top-Motorisierung den 5,6-Liter-V8-Motor mit bis zu 300 PS in der Hochleistungsversion.

IAA 1985: BMW rechnet vor: 5 x 3 = neue Klasse

Gleich fünf neue 3er stellt BMW in Frankfurt vor. Der Beau ist natürlich das erste Cabrio der Münchner seit den 1950er-Jahren. Der sportlichste der neue M3, der vernünftigste der 324d mit 86 PS-Saugdiesel. Mit dem 325i ist ein leistungstarker Benziner im Angebot, der auch auf Wunsch mit Allradantrieb zu haben ist. Der kleine Zweiliter-Sechszylinder erstarkt auf 129 PS und ist dank kürzerer Hinterachsübersetzung durchzugskräftiger.

IAA 1985: Volkswagen - Polo G40 und Golf syncro

Zum letzten Mal steht der Käfer auf dem VW-Messestand. Seine Zeit ist vorbei. Jetzt wird in die Zukunft geblickt. Mit dem Polo G40 kommt zum ersten Mal der G-Lader zum Einsatz, der in den folgenden Jahren fast die gesamte Palette aus Wolfsburg befeuern soll. Die Namensgebung folgt der simplen Technik: 40 Millimeter beträgt die Breite der G-förmigen Spirale. Dank der Aufladung kommt der 1,3-Liter-Vierzylinder auf 115 PS.

Rechtzeitig zum Winter 1985/86 wird der Golf Syncro präsentiert, der zum ersten Mal permanenten Allradantrieb in die Kompakt-Klasse bringt. Besonders interessant ist die Visco-Kupplungs-Technik, die erstmals im VW Bus zum Einsatz kam und das zentrale Verteiler-Differential ersetzt. Die Kraft wird variabel, der Fahr- und Untergrundsituation - also den unterschiedlichen Reibbeiwerten - angepasst verteilt. Im Extremfall wirkt sie als starrer Durchtrieb.

Neues aus Japan und der Welt

Das neue Extrem in Sachen Keilheit ist der Subaru XT. Viele erinnern sich noch an die "Allrad für alle - Alle mit Allrad"-Werbung, in der Keke Rosberg das Allrad-Coupé empfiehlt. Abgesehen vom gewöhnungsbedürftigen Design ist der XT durchaus auch auf der technologischen Seite ein interessantes Auto. 1,8-Liter-Turbomotor mit 136 PS mit wassergekühltem Lader, Bosch L-Jetronic, Niveauregulierung und zuschaltbarer Allradantrieb.

Citroën zeigt die Kombivariante Break des BX, Renault den R5 als Fünftürer und mit Automatik, Ferrari den auf 270 PS erstarkten 328 (vormals 240 PS). Die restlichen Hersteller können kaum Neues vorweisen und beschränken sich auf Facelifting und neue Motorenvarianten.

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