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Gran Turismo 6 für die Playstation 3 angespielt
Die beste Renn-Simulation aller Zeiten?

Inhalt von

Pünktlich zu Nikolaus am 6. Dezember 2013 steht der sechste Teil der legendären Gran Turismo-Reihe in den Regalen. Wir konnten vorab einige schnelle und teils auch zu schnelle Aufwärmrunden mit der neuen Simulation auf der Spielkonsole Playstation 3 (PS3) drehen. Als erfahrener Gran Turismo-Spieler durfte der Autor beim Vorab-Test in das Simulator-Lenkrad greifen. Aber auch andere Fahrprofis der Motor Presse Stuttgart sollten sich von der virtuellen Rennfahrt begeistern lassen. Doch der Tag begann unerwartet mit einer Enttäuschung.

Gran Turismo 6, Vorab-Test
Foto: Beate Jeske

Ganz schön schwer ist’s ja schon, das Gestell mit Sportsitz, Lenkrad und Pedalerie. Der Simulator wird in der Verlags-Lobby platziert. Die Technik steht, doch Gran Turismo 6 ist weit und breit nicht zu sehen. Sony hält die Vorabversion streng unter Verschluss, der zuständige Mitarbeiter ist auf dem Weg zu uns. Der Versuch, den Vorgänger als Aufwärmübung zu starten, scheitert an einer Fehlermeldung. Damit fällt der direkte Vergleich mit dem Vorgänger ins Wasser – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wir nutzen die gewonnene Zeit, um die – für Videospiele – lange Geschichte der Renn-Simulation Revue passieren zu lassen.

Unsere Highlights

Erstes Gran Turismo erschien vor 15 Jahren

Es begann im Jahr 1997, kein Konsolaner in Europa kannte den zunächst in Japan veröffentlichten Titel „Gran Turismo: The Real Driving Simulator“. In Deutschland kam Gran Turismo erstmals 1998 gemeinsam mit der allerersten Playstation in die Läden. Beides mauserte sich in kurzer Zeit zum Kassenschlager. Mittlerweile, über 15 Jahre und zwei Playstation-Konsolen-Generationen später, steht der sechste Teil der meistverkauften Rennsimulation aller Zeiten in den Startlöchern.

Marco Maul, bei Sony für GT6 zuständig, spaziert endlich durch die Tür. Die Formalitäten lassen wir außen vor und kommen sofort zur Sache: „Wir haben uns die Kritikpunkte des Vorgängers zu Herzen genommen“, erklärt Maul ein bisschen stolz und führt uns durch das wesentlich aufgeräumtere Menü des Karriere-Modus. Bei GT5 war der Startbildschirm zwar hübsch, aber so unübersichtlich wie die 73 Kurvenkombinationen auf der Nürburgring-Nordschleife.

Als Gran Turismo-Spieler der ersten Stunde entdecke ich sofort die klassischen Modi wie Arcade-Einzelrennen, Online-Duelle und natürlich den Karriere-Modus mit allem was dazugehört, sprich Lizenzen, Tuning und Autohändler. Wie in allen Vorgängern fange ich auch in der sechsten Auflage klein an. In unserem Fall ist das Fahrzeug der Wahl ein Honda Jazz. Das Herz der Gran Turismo-Serie war und ist schon immer das Fahrzeug-Tuning.

Kooperation beim Fahrzeug-Tuning mit KW und Yokohama

Damit lässt sich auch ein Honda Jazz auf über 200 PS aufpumpen oder mit einem Sportfahrwerk ausrüsten. Die Möglichkeiten scheinen endlos. „Beim Tuning haben wir mit den Spezialisten von KW und Yokohama zusammengearbeitet, um speziell Änderungen am Fahrwerk und den Reifen realistisch nachbilden zu können“. Wir gehen direkt auf die Piste.

Das Rennen findet auf dem fiktionalen „Autumn Ring“ statt. Diese Strecke existiert bereits seit Erstauflage der GT-Serie. Die grafische Entwicklung beeindruckt. Wo im ersten Teil noch ein Pixelhäufchen als Baum durchging, wächst heute eine detaillierte Eiche aus dem Boden. Los geht’s mit einem fliegenden Start – das sollte Gran Turismo-Kennern bekannt vorkommen. Ich fahre in der Cockpit-Ansicht.

In Gran Turismo 6 gibt es detaillierte Cockpits für alle Fahrzeuge

Im Vorgänger gab es nur für einen Bruchteil der über 1.000 Fahrzeuge einen detailgetreuen Fahrer-Arbeitsplatz („Premium-Fahrzeuge“). „In Gran Turismo 6 stimmen nahezu alle Armaturen exakt mit den Vorbildern überein“, sagt Marco Maul strahlend. Auch der gelbe Jazz sieht von innen aus wie das Original.

Die erste Kurve naht. Ich drehe das Lenkrad nach rechts, um den Japaner mit Schwung in die erste Kurve zu werfen. Untersteuern bahnt sich an und die Erkenntnis, dass der Lenkeinschlag wohl sehr optimistisch gewählt wurde. Runde eins verbringe ich zur Hälfte im Kiesbett und abgeschlagen auf dem letzten Platz. Man gewöhnt sich schnell an das Fahrverhalten des Fronttrieblers, der zweite Umlauf ist flüssiger. In der letzten Kurve überhole ich mit einem gewagten Manöver den Führenden.

„Wir haben die Künstliche Intelligenz deutlich verbessert. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist der führende Fahrer meist sehr schnell unterwegs, aber auch die anderen Piloten kriechen nicht wie an einer Schnur gezogen über den Kurs. Ihr fahrt ab jetzt im höchsten Schwierigkeitsgrad Profi. Das ist doch genau richtig für euch Spezialisten“, scherzt Marco Maul.

Fahrverhalten bei der Corvette C7 etwas zu nervös

Da ist es wohl an der Zeit, die richtigen Profis auch hinters Steuer zu lassen. „Die Corvette C7 war trotz Sportbereifung zu nervös auf der Hinterachse, das war beim Test letzten Monat nicht so schlimm“, beschwert sich sport auto-Testfahrer Uwe Sehner grinsend nach einer Rundenzeit von 8:12 Minuten in der Eifel. Hektisches Gegenlenken wird hier zu einer zu ungewollt frequentiert ausgeübten Tätigkeit frei nach dem Motto „Warum so hektisch, Uwe?“. Das Einlenkverhalten ist nach Experten-Aussage etwas zu zackig, das Fahrzeug bei Mittelstellung des Lenkrads nervös. Durch Herunter-Schrauben der Lenkrad-Sensitivität konnte das Problem gelindert, aber nicht ganz ausgemerzt werden.

Über mangelnde Nähe zur Realität kann man sich sonst kaum beklagen: Speziell bei der Fahrt über die 20,83 km lange Nordschleife fällt auf, dass neben den Asphalt-Graffiti die Position einzelner Bäume – Stichwort: große Lärche im Caracciola-Karussel – nachgebildet wurde. Dann sind da noch die Tag- und Nacht-Wechsel, die für einzigartige Stimmung sorgen. Fast kommt man sich wie beim 24-Stunden-Rennen vor. Nur die Cockpitbeleuchtung könnte bei Sonnenuntergang etwas früher eingeschaltet werden, hier ist es stellenweise schon arg schattig. Dennoch ist es eine Freude, die „Grüne Hölle“ im gleißenden Scheinwerferlicht zu durcheilen.

37 Orte und 100 Streckenlayouts in Gran Turismo 6

Die Streckenauswahl beschränkt sich nicht nur auf die Nordschleife des Nürburgrings. Kritik handelte sich GT5 unter anderem deswegen ein, weil es zu wenige originale Strecken gab. Neu im GT6-Paket sind – auszugsweise – die Strecke in Silverstone und der in der Wüste von Kalifornien gelegene „Willow Springs Raceway“. Auch der „Ascari Race Track“ in Andalusien, ursprünglich der Spielplatz eines holländischen Milliardärs, steht auf der Liste der sieben neuen Austragungsorte.

Neben Asphalt gibt‘s auch wieder die beliebten Rallye-Kurse auf Sand und Schnee wie etwa „Chamonix“ oder „Toskana“. Weltweit warten 37 Rennstrecken in verschiedenen Varianten darauf, erkundet zu werden. So kommt man auf rund 100 unterschiedliche Pisten.

GPS-Tracking und virtuelle Analyse der gefahrenen Runde

Neu wird die nach dem Release per Update gelieferte Möglichkeit sein, per GPS-Tracking mit dem eigenen, echten Fahrzeug eine Runde aufzuzeichnen und anschließend in Gran Turismo 6 zu transferieren. So kann die gewählte Linie analysiert und der eigene Fahrstil virtualisiert werden – das klingt schon mal sehr interessant. Kollegen Gebhardt und Sener, lesen Sie mit?

GT6 ist nur was für ausgebuffte Profis? Falsch: Fahrhilfen wie eine Ideallinie, Bremshilfe, Traktionskontrolle, Rutschstopp und vieles mehr helfen Anfängern, fast auf Anhieb eine schnelle Rundenzeit auf den Asphalt zu zaubern.

Fahrzeug-Sounds leider auch in GT6 zu lasch

Unsere Zeit mit Gran Turismo 6 neigt sich dem Ende. Bei aller Euphorie über die gigantische Anzahl an Autos, die unendlichen Tuning-Möglichkeiten und die verbesserte Fahrphysik: Der größte Makel am Vorgänger war der ähnliche und sehr schwache Sound aller Motoren. Leider hat sich daran im sechsten Teil wenig geändert, das können andere Rennspiele besser. Auch das Einschlagen in der Bande klingt eher nach einem umfallenden Blechmülleimer als nach einer ernsthaften Kollision.

Trotz dieser Kritikpunkte ist Gran Turismo 6 eine grandiose Renn-Simulation mit hohem Faszinations-Potenzial. Speziell die höheren Schwierigkeitsgrade, die perfektes Fahren erfordern, motivieren ungemein, das letzte halbe Sekündchen auf die perfekte Runde zu finden. „Schluss jetzt, ich muss zum Bahnhof“, zitiert mich Marco Maul aus dem Simulator.

Die letzte Runde Nordschleife absolviere ich im Subaru BRZ GT bei eintretender Dunkelheit – sowohl im Spiel, als auch bei uns – in 7:48 Minuten: Tagesrekord. Danach wird der Simulator abgebaut und GT6 eingepackt. Der Abschied fällt mir genauso schwer wie das Hereintragen des Gestells. Das hätte Sony samt dem besten Gran Turismo aller Zeiten auch hier lassen können.

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten