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Giugiaro, Warkuß, de Silva
Gipfeltreffen der VW Golf-Designer

Der VW Golf zählt zu den erfolgreichsten Autos aller Zeiten. Das Design des Dauerbrenners wurde maßgeblich von den Designern Giorgio Giugiaro, Hartmut Warkuß und Walter de Silva beeinflusst. Jetzt kamen die drei zusammen und haben das Phänomen Golf analysiert.

Giorgio Giugiaro, Hartmut Warkuß, Walter de Silva VW Golf
Foto: VW

Giorgio Giugiaro (72), der als Chef von Italdesign den Golf der ersten Generation (Debüt 1974) entwarf, blickt zurück auf die Gestaltung des Golf: "Damals war es aus meiner Sicht nicht schwierig, den Übergang vom Käfer zu einem neuen Fahrzeugtyp zu schaffen."

Golf-Musik ist geschrieben, jetzt wird weiterentwickelt

"1993 fingen wir mit dem Golf IV an. Ich überlegte mir damals, wie Giorgio Giugiaro ihn gestalten würde“, resümiert Helmut Warkuß seinen Designansatz für das Erfolgsmodell. Im Hinblick auf den Golf VI, aber auch auf künftige Generationen skizziert Volkswagen Konzern-Designchef Walter de Silva seine Design-Philosophie vom Golf: "Giorgio Giugiaro und Hartmut Warkuß haben im Grunde genommen die Noten geschrieben, eine herrliche Musik. Und mit meinem Team versuchen wir, eine entsprechende Interpretation dieser Musik zu geben. Die Grundnoten der ‚Golf-Musik’ sind geschrieben. Es ist eine Weiterentwicklung, die wir da fortführen."

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Welche Kriterien muss Design denn erfüllen, damit es als gutes Design gelten darf? 

Giugiaro: Da stehen an erster Stelle die Proportionen. Es ist ein mathematisches Spiel. Es geht um Maße, und es geht um Volumina. Und dann gibt es natürlich noch die Historie. Also: Die Kriterien für gutes Design ändern sich. Das, was gestern schön war, kann heute durchaus nicht mehr schön sein. 

Warkuß: Design muss eine Ausgewogenheit haben, muss in die Zeit passen. Es soll einen Charakter haben, und es muss zur Marke passen. Das ist eine schwierige Aufgabe. Das Design muss wie ein Bild im Lot sein. Man muss es auf den Kopf stellen können, und es darf dann nicht aus dem Rahmen fallen. 

de Silva: Design ist heute eine Sprache geworden. Es ist Kommunikation mit dem Markt und mit dem Kunden. Wir müssen deshalb stets verständlich sein. Und die beiden großen Kollegen hier haben Autos gestaltet, die man wirklich von vorn bis hinten versteht. 

Herr Giugiaro, wie schwierig war der erste Golf, und welche Rolle hat der Käfer dabei gespielt? 

Giugiaro: Ich habe mit einem größeren Golf angefangen, der wurde verworfen. Dann entstand der kleine. Aus meiner Sicht war der Übergang vom Käfer zum Golf nicht schwierig. Allerdings musste man im Prinzip mit den Maßen des Käfer arbeiten, nur mit dem Motor vorn. Es ist eine Architektur der Vereinfachung entstanden. 

Welche Kompromisse mussten Sie eingehen? 

Giugiaro: Ursprünglich wollte man rechteckige Scheinwerfer haben, dann wurden runde genommen, weil die weniger kosteten. Die Rückleuchten waren etwas länger, sie wurden aus den gleichen Gründen in der Dimension etwas reduziert. Es war dann ein Produkt, das recht schlicht in seiner Aufmachung war.  

Herr de Silva, was sind für Sie die besonderen Merkmale der drei Generationen? 

de Silva: Giugiaro und Warkuß haben dem Golf als Volkswagen eine grundlegende Gestaltung gegeben. Ich bin zu VW gekommen und habe am Golf VI gearbeitet. In diesen Tagen definieren wir die letzten Details des Golf VII. Giugiaro und Warkuß haben die Golf-DNA, die Geschichte und die Wurzeln des Golf festgelegt. 

Die da wären? 

de Silva: Um einige Elemente zu zitieren: den Seitenschnitt in seiner Einfachheit, die vorstehende Frontpartie mit sehr viel Spannung in ihrer Formgebung. Die große C-Säule, die mit sehr viel Kraft auf den hinteren Radhäusern ruht. Was verkörpert das Golf-Design? de Silva: Insgesamt verkörpert der Golf eine sehr markante Solidität. Giugiaro und Warkuß haben im Grunde die Noten zu einer herrlichen Musik geschrieben.

Herr Warkuß, war es damals schwierig, die Golf-Geschichte weiterzuentwickeln? 

Warkuß: Der Golf I war gesetzt. Und ich habe mir 1993 darüber Gedanken gemacht, wie Giugiaro ihn machen würde, denn ich halte ihn für einen der allerbesten Designer. Dem Erscheinungsbild von Volkswagen mit dem Motto „Er läuft und läuft und läuft“ darf man keine allzu modischen Attribute hinzufügen. 

Das bedeutet? 

Warkuß: Wir haben einmal versucht, die verschiedenen Marken visuell darzustellen. Dabei haben wir Golf und VW wie ein Hühnerei gesehen: also eine an sich zeitlose Form, die nichts an Spannung und Dynamik verloren hat. Mit dieser Denkweise sind wir damals an den Golf IV gegangen. Wir haben ihm bewusst diese C-Pfosten gegeben. Das ist eindeutig etwas, das im Kopf hängen bleibt. Eine zeitlose Form, keine Mode. Heute würden wir es sicher anders machen. Jede Zeit braucht andere Attribute.

Herr de Silva, was ist schwieriger: einen Bestseller weiterzuentwickeln oder ein ganz neues Auto zu kreieren? 

de Silva: Ich bin sehr froh über die Arbeit, die VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg und sein Team vollbracht haben. Der neue Golf wird auch eine völlig neue Architektur haben. Der modulare Baukasten erlaubt uns, ein Fahrzeug zu konzipieren, das noch mehr Präsenz auf der Straße haben wird, noch besser in seinen Proportionen ist. Es wird ein Fahrzeug sein, das mit größerer Ausstrahlung das große Ganze zeigt. Die Elemente und die DNA werden wir natürlich nicht verleugnen. Aber der Kunde wird sagen: Ah, der neue Golf. 

Das klingt, als wären Sie mit dem aktuellen Golf nicht so ganz zufrieden. 

de Silva: Nein, aber die Welt dreht sich weiter. Wir haben heute andere technische Möglichkeiten zur Verfügung. Ich bin jedes Mal überrascht, dass wir wieder Schritte vorangehen. Der Golf VII wird eine Basis für weitere Entwicklungsschritte. 

Hatten Sie eigentlich Designvorbilder, als Sie Ihren Golf konzipierten? 

Giugiaro: Nein, ich habe das Auto als Einzelarbeit betrachtet. Damals hatte ich diesen Design-Einfall, diese Idee. Natürlich unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen. Das ist einfach so gekommen. Das war die Unschuld der Zeit. Auch diese flachen, sehr kantigen Oberflächen, die gehörten damals vielleicht zur Zeit. Für mich ist der erste Golf wie ein 17-jähriges Mädchen: schon hübsch, aber noch nicht ganz entwickelt. Und daraus ist heute eine schöne Frau geworden. 

de Silva: Wenn man die Artikel von früher liest, dann haben unsere Wettbewerber immer nach dem Golf-Schläger gesucht. Und stets, wenn wir einen neuen Golf bringen, hört man: immer noch dasselbe Auto. Trotzdem versuchen sie weiter, einen Golf-Bezwinger zu bauen. Ich will damit sagen, der Golf ist inzwischen eine Ikone. Der Golf stellt Volkswagen in seiner Philosophie und seinen Wurzeln dar. 

Herr Warkuß, wie frei waren Sie denn bei Ihrem Design? 

Warkuß: Das Package war vorgegeben. Damit zurechtzukommen, war die Kunst. Natürlich hätte jeder Designer gern größere Räder und sportliche Formen. Man muss sich selbst disziplinieren. Das ist Handwerk, bei dem ein Produkt über Monate reift und man auch selbst daran wächst. Und man muss die Entwicklungskette so umgehen, dass man wirklich das verwirklicht, was man will. Das ist heute natürlich wahnsinnig schwierig. Deshalb kommt heute manchmal demokratisches Design heraus. 

Ist denn ein Design heute noch weltweit durchsetzbar? 

de Silva: Ich habe da eine sehr tief gehende Analyse gemacht. Wenn man universell sein will, dann muss man eine einzigartige Sprache sprechen. Wie bei einem Kunstwerk. Ein Michelangelo ist einmalig. Ich glaube, dass auch Apple mit seinem Design einzigartige Formen geschaffen hat. Die ganze Welt versteht diese Formen. Ein Volkswagen der Zukunft ist einzigartig und damit universell und verständlich. Wer ständig ändert, der schafft bei seinen Kunden keine Sicherheit, keine Zuverlässigkeit. 

Warkuß: Es gibt doch kulturelle Unterschiede. Ich glaube nicht an das Weltauto. Die asiatische Mentalität ist eine andere als die europäische oder amerikanische. Ich glaube schon, dass man das berücksichtigen sollte. Wir hatten ein deutsches, europäisches Design – das war die Basis. Die Japaner haben sich sehr stark am amerikanischen Design orientiert. Erst im Laufe der Zeit hat sich, glaube ich, das europäische Design durchgesetzt. 

Herr Giugiaro, und warum engagieren die chinesischen Autobauer so viele italienische Designbüros? 

Giugiaro: Weil die Chinesen nicht in die Designstudios bei Volkswagen oder Fiat reinkommen. 

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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