Ford Fiesta World Tour 2010: In 60 Tagen um die Welt (Teil 3)

Ford Fiesta World Tour 2010
In 60 Tagen um die Welt (Teil 3)

Veröffentlicht am 23.10.2010

Auf dem Tacho stehen 130 km/h. Der Ford Fiesta pflügt über die linke Spur einer makellosen Autobahn. Der linke Außenspiegel ist nur knapp 40 Zentimeter von der Betonmittelleitplanke entfernt. Wir reisen durch den Südwesten Chinas und nähern uns Kunming.

Plötzlich springt aus dem Nichts eine Frau auf die Mittelbebauung, geht in die Hocke und macht sich zum Sprung bereit. Ihr Sprung wird fatal enden, schießt es mir durch den Kopf, fatal für sie und wahrscheinlich auch für mich. Autofahren in China war schon immer gefährlich. Als damals die erste Autobahn von Hong Kong nach Guangzhou freigegeben wurde, hätte ich beinahe zwei Straßenarbeiter mit Pylonen auf dem Kopf und einer über alle drei Fahrstreifen gespannten Bambusstange in der Hand halbiert.

Asien ist gefährlich

War der Mittlere Osten noch berechenbar beschwerlich, so ist das Fahren in Asien extrem gefährlich. "Ich habe meinen Führerschein gekauft", sagt unsere Führerin und lächelt selbstzufrieden. In China wird Autofahren kaum gelehrt oder gar geprüft, dennoch gibt es Jahr für Jahr über eine Million neue Führerscheininhaber. Allein in den ersten zwei Stunden unseres Aufenthalts in China haben wir zwei Beinahe-Schwerstunfälle miterlebt.
 
Vierköpfige Familien – Vater, Mutter und zwei Kleinkinder – wackelig unterwegs auf einem abgetakelten Mofa, kreuzten mehrfach unseren Weg und zwangen uns zu haarigen Ausweichmanövern. Wir erreichen eine zweispurige Durchfahrtsstraße, die über und über mit Glasscherben übersät ist. Meine Achtsamkeit kannte keine Ruhepause während unseres Trips durch China. Die Tour bedeutete fünf Tage Nervenfolter.
 
Auch das Wetter sorgte nicht für Aufheiterung. Es regnete die ganze Woche, in der wir die 2.300 Kilometer von Hong Kong bis nach Kunming an der Grenze zu Burma zurücklegten. Auf den Autobahnen bildeten sich kleine Flüsse und Teiche. Der Ford Fiesta stürzte sich in die Fluten wie Rockstars in Swimming-Pools.

Erste Panne nach 15.000 Kilometern

Es war nahezu unausweichlich, dass uns nach der Durchquerung der USA und Kanada, ganz Europa und dem Mittleren Osten irgendwann das Glück verlassen würde. Auf einer weiteren brandneuen Autobahn wurden wir plötzlich von einem Schlagloch überrascht, das sich über zwei komplette Fahrspuren erstreckte. Ich gab dem Ford Fiesta die Sporen und hoffte, so einer Reifenpanne zu entkommen. Es funktionierte. Der Fiesta knallte durch das Loch, aber die Reifen blieben heil. Der nachfolgende Fiesta hatte weniger Glück und trug einen Plattfuß davon. Die erste Panne nach rund 15.000 Kilometern durch 17 Länder. Nach diesem Schrecken durfte ich den Weg weiter nach Chiang Mai in Thailand als Beifahrer zurücklegen.

Elefanten, die Ford Fiesta schreiben

Das Hotel Amri spa erwartete uns strahlend und wohlriechend – es war das genaue Gegenteil der Hotels, mit denen uns der große Bruder China im Norden empfangen hatte. In Thailand erwartete uns zudem die bizarrste Geschichte, die wir auf unserer bisherigen Reise erlebt hatten. Das Maesa Elefanten-Tierheim außerhalb von Chiang Mai wurde 1976 mit einer Horde von Ex-Arbeits-Elefanten gegründet. Diese Elefanten sind überaus produktive Künstler. In nur wenigen Wochen haben sie gelernt, mit ihrem Rüssel einen Pinsel zu halten und wunderschöne Pflanzen- und Blumenbilder zu malen. Unsere Idee war, die Elefanten zu besuchen und sie dazu zu bringen, eine Art Andy Warhol-Elefanten-Porträt unserer Ford Fiestas zu malen. Leider haben Elefanten Angst vor Autos, auch die in Maesa.
 
Lediglich der Elefantenbulle KongKam ließ sich von seinem Trainer Mr. Noi dazu anleiten, Ford Fiesta in roten Lettern auf eine Leinwand zu pinseln. Wir waren sprachlos, wie das wilde Tier den Namen unseres Autos auf die Leinwand bannte. "Er ist sehr folgsam, außer er wird durch Essen abgelenkt", lobte Noi seinen Schützling, während er das Ohr des Dickhäuters streichelte.

Blitzsaubere Straßen in Malaysia und Singapur

Weiter ging unsere Weltreise nach Malaysia und Singapur. Hier schienen die Straßen mit Perrier gewaschen zu werden, so sauber waren die Straßenzüge. Unsere Ankunft fiel gerade mit dem Abbau der Formel 1-Rennstrecke zusammen, von der in den restlichen 51 Wochen außerhalb des GP nahezu nichts zu sehen ist. "Singapur ist in einen wahren Autorausch verfallen, seit vor drei Jahren die Formel 1 hier Einzug gehalten hat", erklärte Yuey Tan, der als einheimischer Rennfahrer im Porsche Carrera Cup ein Rahmenrennen bestritten hatte. "Es gibt hier mehr Autoclubs und mehr Supersportwagen als irgendwo anders", unterstrich der 28-Jährige, der in Australien geboren wurde. "Singapur ist eine echte Autonation geworden."

Wir verlassen die Formel 1-Rennstrecke und wenden uns dem Raffles Hotel zu, das nicht nur das Ende unseres Trips durch Asien markiert, sondern uns auch einen ersten Vorgeschmack auf die lange vermissten westlichen Standards gibt, noch bevor wir Australien erreichen. Wir gönnen uns einen Tee und "Singapur Sling", erst dann geht es weiter per Flieger nach Down-Under.

Roadtrains werden in Australien zur Gefahr

Australien ist bekannt für seine furchterregenden Reptilien und Spinnentiere. Als Autofahrer gilt unser Hauptaugenmerk aber eher Rindern und Kängurus. Denn unfreiwillige Begegnungen mit diesen können für Kleinwagen wie den Ford Fiesta fatal enden. Gefahren wurde also nur am Tag. Von Darwin nach Sydney sind es rund 5.000 Kilometer, so weit wie von Los Angeles nach Miami oder von London in den Mittleren Osten. Mit dem Unterschied, dass uns auf diesem Weg nur knapp ein Dutzend Ansiedlungen erwarteten und nicht tausend Städte. Und zudem gibt es nur eine Straße, die vom Northern Territory nach Südaustralien führt – den Stuart Highway, der Australien quasi mittig durchquert.

Doch Kängurus waren nicht die einzigen Gegner für den Ford Fiesta im australischen Outback. Der Kleinwagen musste auch mit den wohl weltgrößten Trucks um jeden Meter der schmalen Straße kämpfen. Wenn man einen dieser über 30 Meter langen Ungetüme überholen will, bedarf es einer guten Vorausplanung oder visionären Fähigkeiten. Ein Auto vor mir hatte die Gefahr unterschätzt, wollte an einem Road Train vorbeiziehen, wurde dann aber von einem entgegenkommenden Truck überrascht. In diesem Fall rettete sich der Fahrer mit einer Flucht ins Gelände, aber nicht überall ist dazu ausreichend Platz.
 
Auf der halben Strecke nach Alice Springs stoppten wir in Daly Waters - einem Pub, das aussieht wie aus der Kulisse von Crocodile Dundee. Hier im Outback verbreiten sich Neuigkeiten schnell – so erwarteten uns im Pub alle zwölf Einwohner von Daly Waters. Die Wände der Bar gleichen einer riesigen Pinnwand, gefüllt mit Andenken, Notizen und Hinterlassenschaften von Durchreisenden. Zu unserer Überraschung erklärte uns dann auch noch Lindsay Carmichael, der Kneipenwirt, dass Daly Waters mehr ist als nur eine Raststation. "Das hier ist der erste internationale Flughafen von Australien", sagte er voller Stolz. "Hier landeten früher die Flugzeuge auf ihrem Weg von London nach Sydney, nach ihrem letzten Stopp in Singapur." "Früher dauerten diese Flüge rund 34 Tage, also genauso lang, wie ihr mit dem Auto gebraucht habt", witzelt Carmichael. "Das nenne ich Fortschritt!"

Aboriginal-Künstler machen den Fiesta zum Art Car

Art Cars sind nichts Neues, BMW hat zahlreiche davon aufgelegt. In Alice Springs erwarteten uns allerdings zwei Aboriginal-Künstler, die unsere Ford Fiesta umgestalten wollten. "Als Aboriginal-Künstler begannen auf Leinwand und anderen Dingen zu malen, ergaben sich ganz neue Möglichkeiten", erklärte Kit Ballan, Inhaber der BPG Gallerie in Alice Springs. "Geht raus und schaut euch um, ihr werdet zahlreiche Beispiele finden!"

Und wir fanden zwei Künstler, die unser Auto bemalen wollen. Damien Marks Tjangala wurde von seinem Großvater dazu angehalten, nur dessen eigenes Auto anzumalen. Jetzt durfte er an unseren Ford Fiesta ran. Im klassischen Malstil der Aboriginal schmückte alsbald ein großes Bild die Motorhaube. "Dies ist ein Truthahn und dies ein Wasserloch", erklärte Damien seine Kunst. Der Truthahn wird uns westlichen Betrachtern als Fußabdruck des Vogels sichtbar, das Wasserloch setzt sich aus vielen kleinen Tropfen, dargestellt als Kreise, zusammen. Die andere Hälfte der Haube schmückte Joylene Reid Napangati mit einem Motiv.

Mad Max wartet auf uns

Mad Max ist wohl das ultimative Outback-Roadmovie. Wurde Teil eins noch rund um Melbourne gedreht, so bildete Broken Hill, unser nächstes Ziel, die Kulisse für die zwei weiteren Folgen. Über einen vierten Teil werde angeblich nachgedacht. Sei es drum. Wir besuchten Silverton und das dort ansässige Mad Max-Museum. Adrian Bennett hat beschlossen, hier dem Mad Max-Kult ein Denkmal zu setzen. "Die Leute haben zu mir gesagt, "Hey, du hast hier so viele Mad Max-Autos und Filmgegenstände, mach doch eine Ausstellung und zeig es den Leuten."

Bennett besitzt allein drei Replika des Ford XBGT Interceptor-Filmautos von Mel Gibson, dazu kommen einige Film-Buggies und Motorräder. Auch sein Kumpel, der Kneipenwirt Pete ist auf dem Mad Max-Trip und hat sich einen VW Beetle im Mad Max-Stil gebaut.
 
Australien war der fünfte Kontinent auf unserer Tour und wir näherten uns zwei Monate nach dem Start in Los Angeles langsam dem Ziel. Aber die Rückkehr in den Alltag erschien unwirklich. Sydney schien uns wie eine große karierte Zielflagge zu erwarten. Hier endete unser weg, am Pazifik, wo er auch begonnen hatte. Eigentlich hatten wir vor, die Tour mit einer Fahrt über die berühmte Hafenbrücke zu beenden, doch einige Jungs bei Ford in Australien hatten eine bessere Idee. Sie lotsten uns zu einer Fähre, groß genug für zwei Ford Fiesta, mit der wir unter der Hafenbrücke hindurch fuhren. Begleitet wurde das Finale von laut tönenden Nebelhörnern. Was ein Ende.