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Fiat Panda Bigfoot
Italo-Eisbär auf großen Tatzen

Ein Fiat Panda als Monster-Truck mit riesigen Reifen, tiefe Spuren im norditalienischen Schnee. Stellen sich zwei Fragen: Wer hat den Bigfoot dahin gebracht? Und warum?

Fiat Panda Bigfoot, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Vergessen wir für einen Moment, dass Fiat die Monster-Version des Fiat Panda Bigfoot für einen Werbespot fertigen ließ. Unwichtig, dass sie uns den kleinen Giganten für einen Fahrbericht mitten in den Schnee geparkt haben. Verfolgen wir stattdessen diesen Ansatz: Wie wäre es, wenn wir ihn zufällig finden würden? Unterhalb eines Abhangs nahe dem norditalienischen Skiort Sestriere. Beiläufig entdeckt beim Tiefschnee-Wühlen auf unverspurten Nebensträßchen: ein Kleinwagen auf riesigen Rädern. Ein Bigfoot.

Ein kleiner Fiat Panda wird zum Bigfoot

Weit und breit keine Menschenseele. Wir schauen uns um – niemand da. Wir rufen – keiner antwortet. Wir warten – doch keiner kommt. Dann siegt die Neugier über die Zurückhaltung, und wir beäugen das Gefährt. Eine Fiat Panda-Karosserie thront auf eineinhalb Meter hohen Traktor-Rädern, über einen Rohrrahmen mit dem Fahrgestell verbunden. Mittendurch führt eine lange Lenksäule und ein gebogenes Schaltgestänge. Der Fiat Panda Bigfoot hat einen Motor, einen 4,2-Liter-Reihensechszylinder, ist also keine Attrappe. Demnach käme als Basis ein Jeep CJ-7 Renegade in Frage. Die sind gebraucht günstig zu haben und taugen als robuste Basis für wilde Umbauten.

Doch wem gehört der Fiat Panda Bigfoot, diese Miniversion eines Monstertrucks? Wer lässt sich so etwas bauen und stellt das allradgetriebene Einzelstück dann auf 2000 Meter Höhe in den Piemonteser Alpen ab – nahe eines berühmten Skigebietes, in dem ein Teil der Olympischen Winterspiele 2006 ausgetragen wurde?

Wem gehört der Monster-Panda?

Der Eigentümer muss groß sein, denn das U-Profil, das als Trittstufe zur hoch gelegenen Fahrertür dient, hängt etwa auf Brusthöhe. Weitere Steighilfen gibt es beim Fiat Panda Bigfoot offensichtlich nicht. Eine ähnliche Frage stellen wir uns beim Kofferraum: Wie soll man da hinaufkommen? Rätselhaft.

Um uns herum scheint es nur noch die V-förmigen Spuren der Traktorreifen zu geben. Doch dann fallen uns die großen Fußabdrücke auf, die vom Fiat Panda Bigfoot aus schnurstracks in den Wald führen – den Berg hinauf. Wir folgen ihnen ins Unterholz, lassen den Blick suchend schweifen, bleiben stehen, horchen. Nichts.

Vielleicht fährt der Yeti Bigfoot

Moment. Da gibt es doch diese verrückt klingende Geschichte vom Yeti, dem sagenhaften Zotteltier. Bergsteiger-Legende Reinhold Messner war ihm auf der Spur, hat das Wesen in seinem 1998 erschienenen Buch als Tibetbär entzaubert. Doch Bären fahren keine Monstertrucks. Ist der Yeti vielleicht doch ein menschliches Wesen?

Schon zeichnen die Gedanken Fantasiegebilde wie einen aufrecht gehenden Waldschrat, formen Rübezahl-Riesen und zugewachsene Hünen, gegen die kanadische Holzfäller wie Schwächlinge wirken. Oder handelt es sich vielleicht einfach um einen kauzigen Eremiten, der sich den Fiat Panda Bigfoot bauen ließ, um sich zu seinem Haus in den Bergen durchzuschlagen?

Innenraum des Fiat Panda Bigfoot auf 2 Meter Höhe

Wir werden immer neugieriger, betrachten den Fiat Panda Bigfoot näher. Wie er da oben im Führerhaus aussieht? Um den Innenraum zu sehen, müssen wir etwa zwei Meter Höhe überwinden – ohne Leiter. Stattdessen heißt es: klettern. Also greifen wir an den Tritt, setzen den linken Fuß auf die groben Stollen des Vorderrads und nutzen den Hinterreifen als Stufe für den rechten. Dann, sozusagen auf halber Höhe, hangeln wir nach dem Türgriff. Es ist nicht einmal abgeschlossen. Wir öffnen, packen das Lenkrad und ziehen uns in den Innenraum. Der sieht fast aus wie bei einem Panda 4x4, nur ragt ein deutlich massiverer Schaltknauf aus dem Mitteltunnel. Beim Begutachten des Antriebsstranges ist uns bereits aufgefallen, dass ein verstärktes Getriebe verwendet wurde – adaptiert auf das Kupplungssystem des Panda.

Die Chance: Der Zündschlüssel steckt im Fiat Panda Bigfoot

Offensichtlich scheint sich der Eigentümer absolut sicher zu sein, dass niemand den Fiat Panda Bigfoot in der dunkelgrünen Tarnfarbe entdeckt, sonst hätte er wohl kaum den Schlüssel stecken lassen. Wir nutzen die Chance und starten. Der Reihensechszylinder liegt praktisch im Freien und klingt ungedämmt viel wichtiger, als er mit seinen 207 PS eigentlich ist.

Etwas störrisch rastet der erste Gang ein, zwei Mal kuppeln macht den Vorgang geschmeidiger. Wir geben Gas, das Aggregat schnaubt auf, der kleine große Fiat Panda Bigfoot setzt sich in Bewegung. Es knirscht, als die Reifen den Schnee verdichten – oder besser gesagt: ihr Profil wie einen gigantischen Stempel hineindrücken.

Unterwegs im rollenden Hochsitz

Der Ausblick aus fast vier Meter Höhe ist atemberaubend, der Fiat Panda Bigfoot wird zum rollenden Jäger-Hochsitz. Über den Feldweg erreichen wir den benachbarten Skiort Sestriere. Auf dem Asphalt fühlt sich der Fiat nicht so wohl, holpert über seine groben Stollen. Durch das lange Gestänge fühlen sich Lenkkorrekturen wie durch ein Ruder übertragen an, das Fahrverhalten ist ziemlich schwammig. Dem Plus der großartigen Übersicht steht als Minus der Breitbau entgegen, der sich nicht so recht mit der schmalen Straße verträgt.

An der Tankstelle treffen wir auf zwei Beamtinnen der Dorfpolizei. Ob sie wüssten, wem dieser hochbeinige Fiat Panda Bigfoot gehört? Sie witzeln, ein kauziger Mann aus den Bergen würde ihn fahren, sich aber nur selten blicken lassen. Als wir nachhaken, ob es sich um den Yeti handele, verschwinden die Polizistinnen, ohne zu antworten.

Vielleicht ist es doch besser, wir bringen den Fiat Panda Bigfoot zurück, wo wir ihn vorgefunden haben. Nicht auszudenken, wenn er tatsächlich einem hünenhaften Bergwesen gehörte – und der ihn bereits wütend suchte. Also klettern wir wieder die 50 Zentimeter breiten Reifen hinauf. Werfen den Motor an und brummen Richtung Waldrand.

Dort – zurück in der Realität – wartet die Fiat-Crew, die den Fiat Panda Bigfoot nach dem einzigen PR-Termin mit einer deutschsprachigen Zeitung in der Turiner Asservatenkammer verschwinden lassen will. Wie langweilig.

Der Huckepack-Panda sollte in den Bergen bleiben. Beim Yeti.

Einzelstück für Fiat-Werbespot

Für einen Werbespot hatte Fiat die Idee, den Panda 4x4 zu einem Monster-Truck umbauen zu lassen. ACME, ein eigentlich auf historische Fahrzeuge spezialisiertes Unternehmen aus Italien, übernahm die Fertigung. Als Unterbau dient ein Jeep CJ-7 Renegade. Seine Achsen erhielten Adapter für die 1,5 Meter hohen und 50 Zentimeter breiten Reifen. Ein Gitterrohrrahmen auf dem Jeep-Chassis trägt die Panda-Karosserie. So kommt das Fahrzeug auf eine imposante Höhe von 3,9 Meter und eine Länge von 3,8 Meter. Bei den Dreharbeiten zum Werbefilm fuhr der Fiat Panda Bigfoot mit bis zu 75 km/h durch den Schnee – ausgelegt ist er für Tempo 100. Der Spot entstand mit der Agentur Mercurio Cinematografi.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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