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Erfahrungen beim Autotausch
Dacia Duster tauscht mit Mercedes ML

Prestigeprobleme, komische Kommentare, frisches Fahrvergnügen? Was passiert, wenn man ein Auto bewegt, das viel teurer oder billiger als das eigene ist, ein Auto, mit dem sich ein ganz anderes Image verbindet? Kosta Vergidis und Ismene Brandenburg haben es für auto motor und sport versucht. Der Fahrer eines Dacia Duster und die Mercedes ML-Besitzerin tauschten für einige Tage die Schlüssel und fuhren das Auto des anderen.

Dacia, Werbung
Foto: Beate Jeske

Die ML-Fahrerin zum Dacia Duster dCi 110

Ich musste kein Vorurteil überwinden, um in den Duster einzusteigen. Ich war neugierig. Immerhin bewirbt Dacia ihn als Deutschlands günstigsten SUV. Während ich gern wissen wollte, was man von dem erwarten kann, hat meine Tochter einen Anfall gekriegt: "Da steige ich nicht ein, damit will ich mich nicht sehen lassen." Ich finde den Duster nicht wirklich hässlich, hübsch aber auch nicht. Er sieht harmlos aus. Weshalb ich mich frage, wie der Kommentar meiner Freundin zu verstehen ist. Die meinte, das Auto passe nicht zu mir.

Gut, ich war nach 250 Kilometern auch froh, meinen ML wieder zu haben. Den liebe ich – mit Ausnahme des Verbrauchs. Ich nutze den Mercedes für jede noch so kleine Strecke, weil ich ihn so gerne fahre. Mit dem Duster kann ich mir ein so emotionales Verhältnis nicht vorstellen. Mit Prestige hat das nichts zu tun. Obwohl ich schon glaube, dass die Leute sich und auch dich fragen, ob irgend was passiert ist, wenn plötzlich ein Duster in der Einfahrt parkt anstelle des ML. Irgend was in der Art wie Job verloren oder so.

Schon verblüffend ist am Duster, für wie wenig Geld man ein Auto bekommt, mit dem man ganz normal rumfahren kann. Mehr aber auch nicht. Ich fahre viel in der Stadt und auf der Autobahn gerne schnell. Dem stehen das eng gestufte Getriebe und der Diesel des Dacia im Wege.

Man kommt mit dem Schalten kaum hinterher, der Motor jault und brummt, dass man laufend denkt, man tut ihm was an. Schlimmere Geräusche machen nur der Blinker und die Türen, wenn du sie zuschlägst. Klingen wie eine leere Konservendose. Vielleicht gewöhnt man sich daran, so wie an die teils komische Bedienung: Fensterheber in der Mittelkonsole, Tankdeckel mit Schlüssel öffnen. Und alles ist so rein funktional. Mir fehlt das Schöne, das Komfortable, das Angenehme. Das ist, wofür man im ML teuer bezahlt.

Duster-Fahrer zum Lorinser Mercedes ML 350 Bluetec

Bevor jemand was sagen konnte, wenn ich mit dem Lorinser ML ankam, habe ich nur gesagt: "Das ist nicht meiner, und es wird nicht meiner." Ich mag meinen Duster lieber, gerade weil er so einfach ist. Er macht, was er soll, und kommt ohne Schnickschnack aus. Für mich ist mein neuer Dacia nach den gebrauchten Mercedes, die ich davor hatte, eine Art Sorglos-Paket, bei dem der Unterhalt so überschaubar ist wie der Wagen selbst. Auf Dauer würde ich ihn nicht gegen so einen ML tauschen, obwohl mir dessen Hochwertigkeit gut gefällt.

Für eine Weile war der ML sehr angenehm zu fahren und unterhaltsam. Aber es ist mit ihm wie mit einem guten Hotel. So lange der Urlaub dauert, ist der Luxus eine schöne Sache und ich kann ihn genießen. Im Alltag bräuchte und wollte ich das nicht. Insofern stimmt es wohl, dass man sich ein Stück weit übers Auto definiert. Andererseits auch wieder nicht. Mir fiel auf, dass ich im ML eher darauf achtete, wie die Leute auf so ein Auto reagieren. Vor allem solche, die mit einem Duster ein Problem hätten, weil der ihnen nicht genug hermacht.

Meiner Frau ist das ziemlich egal, unserer Hündin sowieso und mir ebenfalls. Wenn beim ML die Tür ins Schloss fällt, hört sich das so satt an, als könnte man mit dem Ding auch in der Tiefsee tauchen. Abgeschottet sitzt man dann in einer Landschaft aus Leder und vielen Knöpfchen. Und das Gefühl ist gleich: Da haben sich viele Leute viele Gedanken gemacht über Wertigkeit und Komfort und Haptik und Ambiente. Sehr schön, wirklich. Und wie kultiviert selbst der Klang beim Lösen der elektrischen Handbremse wirkt. Dieses leise Surren.

Demgegenüber hätte der Motor ruhig ein bisschen lauter knurren dürfen. Und mehr Bumms täte ihm gut. Vielleicht wird man aber auch ein bisschen zu schnell maßlos in so einem Wagen.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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