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Die Straßen von Miami
Hier wird geklotzt statt gekleckert

Lamborghini Gallardo, Maserati Quattroporte, Mercedes SL und Hummer H2 – auf die spektakulärsten Autos braucht man am Ocean Drive von Miami Beach nicht lange zu warten. Hier tummeln sich die Schönsten der Schönen, Reiche und Blender, Sonnenanbeter und dunkle Gestalten. Alle haben eines gemeinsam: sie lieben Luxuskarossen.

Miami Beach
Foto: press-inform

Als Mercedes-Benz vor knapp drei Jahren auf der Detroit Motor Show die Studie eines viertürigen Luxuscabriolets vorstellte, war ihr Name Programm: Ocean Drive. Auf kaum einer anderen Straße auf der Welt werden Sportwagen, Luxuskarossen und Protzmobile derart imposant und aufdringlich zur Schau gestellt. Wer in den bunt getünchten Art-Deco-Hotels wie Victor oder Pelican in South Beach absteigt, einen Caesars Salad im News Café oder dem Tides zu sich nimmt, lässt seine Luxuskarosse gerne vor der Tür für sich sprechen.

Unsere Highlights

Die komplette Luxuspalette ist vertreten

Bei einem zehnminütigen Spaziergang zwischen 5th und 12th Avenue sieht man die aktuelle Luxuspalette von BMW, Aston Martin, Rolls Royce, Bentley und Lamborghini. Man zeigt gerne was man hat und das nicht nur sonnenhungrige Publikum dankt es einem mit visuellem Applaus. Hier parkt ein silbernes Audi Cabriolet und davor parkt ein schwarzer Golf R32. Es geht eben auch eine Nummer kleiner. Immerhin sein vorderes Kennzeichen mit der deutschen Signatur WOB – V 877 sorgt für Aufmerksamkeit bei den deutschen Touristen.

Exil-Kubaner Joe ist seit knapp zehn Jahren Valet-Parker vor dem Casa Grande. Gerade packt er das Gepäck von zwei Touristen in einen silbernen Mercedes S 550. Sein Kollege holt gerade einen dunklen Range Rover vom nahe gelegenen Sammelparkplatz. „Wir haben zwei Arten von Gästen“, erzählt Pablo, „zum einen Stammgäste, die ihr teures Auto gerne von uns parken lassen. Und dann sind da auch die Touristen, die gerne bei uns Essen, weil sie Ausblick auf den Strand, die Schönheiten, aber auch die Sportwagen haben.“ Ohne Auto braucht man in einem Restaurants gar nicht erst versuchen, Eindruck zu schinden. Luxusuhren, Hermes-Gürtel oder Designer-Fummel reichen bei beiderlei Geschlechtern kaum, um genug Eindruck zu schinden.

Tuner haben in Miami Beach viel zu tun

„You’ll never get a second chance to make a first impression“ lautet der Slogan, der nicht nur im Nachtleben von SoBe gilt. So haben auch die Tuner in Miami Beach Hochkonjunktur. Eine kleine Leistungssteigerung reicht dabei selten aus. Gerne dürfen es Sonderleder, LED-Bildschirme oder Felgen, groß wie Waschmaschinentrommeln sein. Ein Suburban mit 24 Zoll ist hier ebenso eine Seltenheit wie ein speziell umgebauter Camaro, der einem nicht nur durch den polierten Radsatz Angst macht.

Ist schon tagsüber einiges los auf dem Ocean Drive, der bekanntesten Straße von Miami Beach. Doch nach Sonnenuntergang wird es turbulent. Die schmale Straße direkt am Strand ist überfüllt, wochentags wie am Wochenende. Sanft schimmern die zarten Pastelllichter der Art-Deco-Hotels herüber und verbreiten einen ganz besonderen Charme. Kaum ein Auto, das einem hier nicht mit lichtstarken Xenon-Scheinwerfern oder LED-Feuer in der Frontschürze entgegen kommt. Aufgrund der laschen Richtlinien haben viele vier oder gar sechs davon.

In Miami Beach muss man auffallen

Der Hummer H2, der kurz nach Mitternacht von der Collins Avenue Richtung Ocean Drive Boulevard abbiegt, taucht die umliegende Welt in ein gleißendes Licht und erntet dafür nicht nur böse Blicke. Würde man die Kaufpreise der Fahrzeuge addieren, die gerade auf der Meile unterwegs sind, man läge in den hundert Millionen – egal in welcher Währung. Mit einem Rolls Royce Phantom ist einem vor dem Cardozo noch eine gewisse Aufmerksamkeit gewiss und auch der orangefarbene Lamborghini Murcielago erntet schon durch seinen ohrenbetäubenden Klang Applaus. Nach der sichtlich leistungsgesteigerten G-Klasse, dem schneeweißen Mercedes SL oder einer dunkelblauen Corvette dreht sich hier in der einstigen Welt von Miami Vice kein Mensch mehr um. Wo geprotzt wird, fallen auch einige aus der Rolle. Mit einem erbärmlich getunten Honda CRX oder einem verunglimpften Ford Crown Victoria ist auch in der benachbarten Washington Avenue kein Staat zu machen.

Da ist die Aufmerksamkeit für den bärtigen Hemingway-Verschnitt mit seinem rund 30 Jahre alten VW Bully schon größer. Der gerade in den USA beliebte T1-Bus mit seinem verblichenen roten Lack und dem weißen Dach spotzt und spuckt als er startet. Viele Vergnügungssüchtige schauen fast beschämt zu Boden, als der grauhaarige Straßenhändler einparkt, um seinen Kram einzuladen. Aber ein paar Sekunden Aufmerksamkeit waren ihm gewiss. Darüber hätte sich die Fahrerin des grauen Range Rover vor dem Colony Hotel sicher gefreut. Doch ihre  polierten Felgen fallen ebenso niemandem auf ihr eigenes, generalüberholtes Äußeres. Zusammen mit ihrer Freundin hat sie heute scheinbar noch großes vor. Ihr Ausschnitt fällt Richtung Bauchnabel. Der Ocean Drive ist eben insbesondere eines: eine Traumfabrik.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten