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Concours D‘Elegance Indien
Die Oldtimer der Maharadschas

Im Rahmen eines Concours d‘Elegance kamen in Indien zum zweiten Mal die Schmuckstücke der Maharadschas zusammen. Die Inszenierung wirkte wie ein Märchen aus tausendundeiner Nacht – mit einem Unterschied: Vieles war echt. Ein Besuch im Oldtimer-Märchenland.

Rolls Royce, Oltimer, Thronwagen, anschieben
Foto: Getty Images

Die Zufahrt erfolgt über die staubige Galopprennbahn des altehrwürdigen New Delhi Jaipur Polo Club. Vorbei an Tribünen, deren morbider Charme an die britische Kolonialzeit erinnert. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt ein Golfplatz, und über allem schweben die Jumbos zum Flughafen der indischen Hauptstadt ein. Wir befinden uns nahe des Regierungs- und Botschaftsviertels, sprich in einer Gegend, in der die heilige indische Kuh nichts mehr zu suchen hat.

Unsere Highlights

Im Gegenteil: Das Bild wird von Stilettos und knappen Designer-Kleidchen geprägt, abgerundet durch kostbare, mit Gold durchwirkte Saris indischer Prinzessinnen, die anmutig den mit 56 Oldtimern besetzten Concours d‘Elegance von Luxusschmuck-Hersteller Cartier abschreiten.

Rolls-Royce Thronauto von Prinzessin Ezra von Hyderabad

Der indische Klassiker-Markt hat seine eigene Geschichte: Durch die Briten kamen viele englische Preziosen auf den Subkontinent. Die dürfen mittlerweile nicht einmal mehr ins Ausland verkauft werden, weil sie als nationales Kulturgut verehrt werden. Dabei gab sich das Land verschlossen und verbot für lange Zeit, Ersatzteile einzuführen. Lacke dürfen bis heute nicht importiert werden - Originalzustände sind deshalb bei restaurierten Modellen kaum zu erreichen.
 
Inder lieben alles, was glänzt, und so begann 1911 nicht nur Cartier den Handel als Schmucklieferant der Maharadschas, auch automobile Hochkaräter wie Rolls-Royce betraten die Szene. Das alles überstrahlende Ausstellungsstück dieser Show war das gelbe Thronauto von Prinzessin Ezra von Hyderabad. Der Rolls-Royce Silver Ghost Dome von 1911 wurde in den letzten 100 Jahren gerade einmal 584 Kilometer gefahren und frisch restauriert zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit gezeigt – Blümchen und teure Kordeln im Interieur inklusive.

Weniger als 5.000 Oldtimer in Indien

Geordert wurde die Spezialanfertigung vom seinerzeit reichsten Mann der Welt, Hoheit Mahbub Ali Khan, Nizam VI. von Hyderabad. "Zwischen 1912 und 1947 war Indien einer der größten Luxusmärkte der Welt", erzählt Manvendra Singh Barwani, der die Autos für die Show ausgesucht und das Thronauto selbst restauriert hat. Dafür hat er sich gerade einmal sechs Monate Zeit nehmen können, obwohl er einige Teile selbst herstellen musste, weil sie nicht mehr zu bekommen waren. "Heute existieren dafür weniger als 5.000 klassische Autos im Land, wenn man die indischen nicht mitzählt."
 
Unter den reichen Adelsfamilien, von denen es immerhin noch 500 gibt, hat das einen regelrechten Boom ausgelöst: "Jeder will hier einen Oldtimer haben, und die Preise sind in Indien höher als in Europa", erklärt Singh. Wer durch das Teilnehmerfeld schlendert, stößt bei Mensch und Maschine auf viele Kuriositäten: "Mein Beruf? Gentleman!" erklärt Lakshmi Raman vor seinem Jaguar 2 1/2 Litre Mark IV von 1947 und erzählt von seiner Sammlung, die diverse Mercedes-, Rolls-Royce-, Buick- und Chrysler-Modelle umfasst. Insgesamt sind es 54 Autos, wobei der Inder zugibt, dass er "Jaguar besonders liebt".

Beeindruckende Oldtimer-Sammlungen

Tata-Händler Sharad Sanghi ist dafür stolzer Besitzer des Bentley 3 Litre Speed von 1923, dem "ersten Bentley, der je nach Indien gekommen ist". Während man in Europa bei solchen Veranstaltungen gerne Understatement pflegt, ist es hier in Indien mit vornehmer Zurückhaltung nicht weit her: "Meine Familie besitzt insgesamt 110 Autos", erzählt Sharad Sanghi im Vorbeigehen weiter.

Die Jury hatte es nicht leicht, die Besten der Show zu bestimmen, obwohl sie hochkarätig besetzt war. Prinz Michael von Kent zählte ebenso dazu wie Rockstar Bryan Ferry, Model Yasmine Le Bon und Schauspieler Olivier Martinez sowie der ehemalige McLaren-Formel 1-Konstrukteur Gordon Murray, der seinen Favoriten abseits der versammelten Rolls-Royce-, Jaguar- und Bentley-Elite fand: "Das ist der kleine Fiat Millecento von 1955."

Mit dem Daimler SP250 Dart zum Concours d'Elegance

Autos ziehen Inder magisch an – das war auch am Publikumstag zu spüren: "Wir halten hier den Kontakt zur Crème de la Crème in der indischen Gesellschaft", erklärt Cartier-Chef Bernard Fornas das Engagement des Luxusschmuckherstellers in der Oldtimerszene. Wobei: Fornas ist selbst Car-Guy und zählt acht Autos in seiner Sammlung, darunter einen Mercedes-Flügeltürer.  Selbst angereist ist er damit natürlich nicht – im Gegensatz zu Avijit Singh Badnove, der mit seinem Daimler SP250 Dart von 1959 knapp 300 Kilometer zum Concours zurückgelegt hat.

Der Roadster ist nach seinen Angaben der einzige seiner Art in Indien – wie so vieles einzigartig war an dieser Veranstaltung. Der junge Inder erklomm mit dem Zweisitzer schwungvoll die Rampe, um den Pokal für Platz 1 in der Roadster-Klasse entgegenzunehmen. Nur der zum "Best of Show" gekürte Thronwagen ließ sich lange bitten, bis er mit der Kaiserlichen Hoheit im Fond auf die Bühne rollte. Königliche Zicken halt – immerhin das war fast wie im wahren Leben.  

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