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Ein Tag mit dem i3

Ein völlig neues Autokonzept, dazu noch mit Elektromotor, ist wie eine Wundertüte voller Überraschungen. Was mag einen da wohl erwarten? Wie der Alltag mit dem i3 aussieht, hat Redakteur René Olma mit seiner Familie an einem Samstag ausprobiert.

BMW i3, Kühlergrill, Niere, Sven
Foto: Dino Eisele

Die Reichweite scheint bei Elektro-autos die alles bestimmende Frage zu sein. Und vermutlich wird sie sich als eine Art roter Faden durch den Alltag ziehen. Ich bin gespannt. Heute darf der BMW i3 zeigen, wie er sich an einem fros-tigen Samstag als Familienauto schlägt. Immerhin soll er rund 160 Kilometer Reichweite bieten, so verspricht es auch die Anzeige, als ich morgens in der Redaktions-Tiefgarage den Stecker ziehe.Was der Bordrechner im Gegensatz zu mir da noch nicht ahnt: Für den Heimweg in den Vorort Holzgerlingen gilt es zunächst einmal, die steilen Hänge des Stuttgarter Talkessels zu bezwingen. Sicherheitshalber wähle ich den "Eco Pro Plus"-Modus für maximale Reichweite. Dafür heißt es mit eingeschränkter Klimatisierung leben und sich mit 90 km/h Höchstgeschwindigkeit begnügen. Los geht’s. Beim Ausparken überrascht schon einmal der kleine Wendekreis positiv. Dass ein E-Auto aus dem Stand kräftig zur Sache geht, ist keine Überraschung mehr.Restreichweite immer im BlickMeine Vorahnung, dass die vom Bordcomputer kalkulierte Reichweite rasch nach unten korrigiert werden dürfte, bestätigt sich bald. Rund 30 Kilometer weit ist mein Heimweg, überschlägig müssten also 130 Kilometer übrig sein, wenn der i3 vor der heimischen Garage parkt. In der Realität sind es nur noch 98 Kilometer. Das liegt auch daran, dass ich mich bei der Fahrt auf der leeren A 81 gen Süden nicht ganz an das selbst auferlegte Tempolimit gehalten habe und den Stromer per Kick-down dazu bewegt habe, trotz Sparprogramm schneller zu fahren. Denn flott fahren macht Spaß im i3. Dass der i3 auch ein Hingucker ist, merke ich, als ein Herr, Mitte 50, kaum dass ich eingeparkt habe, um den BMW herumtänzelt wie ein Dreijähriger um sein erstes Fahrrad: "Das ist ja klasse, wie fährt der sich denn? Wie groß ist die Reichweite?" Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich heute Rede und Antwort stehen darf. Der i3 weckt Neugier – allerorten.
Nicht minder aufgeregt wartet schon der Rest der Familie auf den E-BMW. Von wegen Kids interessieren sich nicht für Autos. Zumindest auf Sven (acht Jahre) und Jule (fünf Jahre) trifft das nicht zu. Die Aussicht, ein nagelneues E-Auto testen zu dürfen, hebt die Motivation, an der samstäglichen Einkaufsrunde teilzunehmen, erheblich.
Allzu viel Erklärungsbedarf besteht nicht. Nur kurz stutzt Sven angesichts der gegenläufig zu öffnenden hinteren Tür. Kindersitze rein, anschnallen, und los geht es. Im Prinzip ist der i3 für eine Vorort-Familie wie uns ideal. Das tägliche Pendeln zur Arbeit und retour wäre sowohl bei meiner Frau Sonja als auch bei mir angesichts der Reichweite des Akkus locker abgedeckt. Mehr als 60 Kilometer kommen an einem normalen Tag kaum zusammen. Wenn wir im Alltag auf ein Auto zurückgreifen, dann meist für Strecken zwischen zwei und 20 Kilometern. Jule zum Kindergarten bringen, die Großeltern besuchen oder den Großeinkauf erledigen. Vieles machen wir aber ohnehin per Fahrrad oder zu Fuß. Bäcker, Supermarkt und Ortsmitte sind per pedes kaum mehr als zehn Minuten entfernt.Wochenend-Einkauf passt reinHeute steht erst mal der Getränkeeinkauf auf dem Programm, dann geht es in einen Nachbarort zu einem Hofladen. "Papa, unsere Fenster gehen nicht auf", tönt es aus dem Fond. Dafür versperrt keine hohe Gürtellinie den Kinder-Blick nach draußen. Was das Platzangebot angeht, gibt es jedenfalls keinen Grund zu murren. "Der sieht richtig schick aus", lobt Sonja das Interieur. Angesichts frostiger Außentemperaturen befindet sich der i3 derweil im Comfort-Bereich.Man muss der Familie den Spaß an der neuen Technik an einem Novembertag nicht gleich durch den Verzicht auf wohlige Temperaturen austreiben. Dass dabei die Reichweite um ein paar Kilometer schrumpft, nehmen wir gern in Kauf.
Beim Hofladen angekommen, entert Sven den Vordersitz. Das Infotainment-System ist deutlich spannender, als mit Mutter und Schwester Gemüse einzukaufen. Beim Eintauchen in die Anzeigen zu Stromverbrauch und Navigationssystem kann ein technikbegeisterter Achtjähriger schnell die Zeit vergessen.
Bald ist der Einkauf erledigt und im Lade-abteil verstaut. Für eine ausgedehnte Urlaubsreise zu viert wäre der Kofferraum knapp bemessen, für den Wochenend-Einkauf reicht es aber locker. Die Ladekontrolle attestiert dem i3 noch Saft für 79 Kilo-meter Fahrt, mehr als genug für die weiteren geplanten Unternehmungen. Doch angenommen, wir müssten weiter kommen?
Am Böblinger Meilenwerk ist eine E-Ver- sorgungsstation vorhanden. Ein Angestellter weist den Weg zur Stromquelle. Hier haben wir scheinbar die Qual der Wahl: Es gibt einen Blechkasten mit diversen Steckdosen, angefangen beim haushaltsüblichen Schuko-Stecker bis hin zur Schnelllade-Option. Letztere setzt aber eine entsprechende Chipkarte voraus, die wir nicht haben. Warum nur geht es nicht mit einer ganz normalen Kreditkarte? Da bleibt nur der 230-Volt-Anschluss. Als ein blaues Leuchten rund um die Ladebuchse anzeigt, dass der i3 nun lädt, sind die Kinder erst mal begeistert. Es sieht schon cool aus, wie die LED-Anzeige blinkt. Der Blick auf das Fahrzeugdisplay indes ernüchtert: Allein um die Reichweite von jetzt 69 Kilometern auf 139 zu erhöhen, müsste der i3 mehr als vier Stunden hierbleiben. Das ist uns dann doch zu lang. Kein Wunder, dass BMW eine Wallbox für zu Hause und den Einsatz eines Schnellladekabels empfiehlt. Nachtanken an herkömmlichen Steckdosen bleibt eine Notlösung. Aber Auto-Pionierin Bertha Benz musste ihren Sprit einst ja auch fläschchenweise in der Apotheke holen.Freude an der RekuperationAuf dem Rückweg schielt Sven fasziniert auf die Energieflussanzeige: "Jetzt lädst du wieder auf, Papa." Das E-Auto-Prinzip hat er schnell verinnerlicht. Für seine Schwester Jule sind E-Autos ohnehin ein Spaßgarant. Besonders der fast schon explosive Anzug beim Ampelstart hat es Jule angetan: "Schneller!", kreischt sie mit breitem Grinsen. E-Mobilität ist für sie der Inbegriff von kräftigem Vortrieb. Und auch als Fahrer genießt man den Moment, wenn man einen im Ort noch kräftig drängelnden Heißsporn hinter dem Ortsschild einfach stehen lassen kann. An die Dynamik kann man sich gewöhnen. Freude am Fahren bereitet der i3 jedenfalls in bester BMW-Manier.
Für die Kinder ist der Tag im i3 dann so langsam vorbei: Heute wird bei den Großeltern übernachtet, die Eltern haben mal Ausgang. Die Erfahrungen an der Ladestation geben Sven bei aller Begeisterung zu denken: "Papa, es wäre doch besser, wenn das Auto noch einen Benzinmotor hätte, dann könnte man weiter fahren." Dass es einen Verbrenner in Form eines Range-Extenders gibt, vernimmt er mit Genugtuung: "Den nehmen wir dann", erklärt er bestimmt. Zitat links: Abstände zu Anführungs- und Schlusszeichen sind ungleich groß.Dabei war vom Kaufen eigentlich keine Rede. Abends starten Sonja und ich gen Stuttgart. Mit Tempo 100 geht es über die Autobahn zurück Richtung Talkessel.
Der i3 hat es meiner Frau mittlerweile angetan: "Der sieht vor allem mal ganz anders aus, und dass man fahren kann, ohne Abgase zu verursachen, hat schon was. Auch wenn das natürlich nur mit Ökostrom klappt. Zudem fährt man viel bewusster."
Klar – die Möglichkeit, zu rekuperieren, hat einen erzieherischen Effekt. Man merkt schnell, wie man am effizientesten fährt. Aber kann man das nicht auch mit einem Verbrenner? "Schon, aber da das Tanken nicht so einfach ist, achtet man mit einem E-Auto eben mehr darauf, wenig Energie zu verschwenden", meint Sonja.Die Familie ist begeistertAls der BMW schließlich den Rand des Stuttgarter Talkessels erreicht, vermeldet die Anzeige noch 16 Kilometer Reichweite. Doch bergab wird der Akku ja wieder ein wenig nachgeladen. Wie man beim i3 die Rekuperation über das Gaspedal steuert, habe ich jetzt im Gefühl. Am Morgen hatte mich das vehemente Verlangsamen beim Gaswegnehmen noch irritiert. Alles eine Frage der Gewöhnung.Mitten in Stuttgart sollte das Nachladen des Akkus nun kein allzu großes Problem mehr darstellen. Das Navigationssystem zeigt eine ganze Reihe öffentlicher Stromtankstellen im Stadtgebiet. Nun gilt es nur noch, eine in der Nähe des Ziels zu finden, vor der ein Plätzchen frei ist. Dank passender EnBW-Tankkarte gibt die Säule die Steckdose frei. Jetzt kommt das Schnell- ladekabel zum Einsatz. Bald leuchtet der LED-Kranz um den Anschluss des i3 in beruhigendem Blau.
Als wir rund zweieinhalb Stunden später vom Essen zurückkommen, gilt der erste Blick wieder der Reichweitenanzeige: Nun sei wieder genug Strom für 72 Kilometer Fahrt im Tankwörtlich gesehen nicht treffend.... Das klingt doch beruhigend. Wenn nur das Netz von Schnelllade-Säulen schon ein wenig dichter wäre. Der i3 an sich hat zumindest diesen Alltagseinsatz gut bestanden und unsere Familie begeistert.

Unsere Highlights

Restreichweite immer im Blick

Meine Vorahnung, dass die vom Bordcomputer kalkulierte Reichweite rasch nach unten korrigiert werden dürfte, bestätigt sich bald. Rund 30 Kilometer weit ist mein Heimweg, überschlägig müssten also 130 Kilometer übrig sein, wenn der BMW i3 vor der heimischen Garage parkt. In der Realität sind es nur noch 98 Kilometer. Das liegt auch daran, dass ich mich bei der Fahrt auf der leeren A 81 gen Süden nicht ganz an das selbst auferlegte Tempolimit gehalten habe und den Stromer per Kick-down dazu bewegt habe, trotz Sparprogramm schneller zu fahren. Denn flott fahren macht Spaß im BMW i3.

Dass der BMW i3 auch ein Hingucker ist, merke ich, als ein Herr, Mitte 50, kaum dass ich eingeparkt habe, um den BMW herumtänzelt wie ein Dreijähriger um sein erstes Fahrrad: "Das ist ja klasse, wie fährt der sich denn? Wie groß ist die Reichweite?" Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich heute Rede und Antwort stehen darf. Der BMW i3 weckt Neugier – allerorten.

Nicht minder aufgeregt wartet schon der Rest der Familie auf den E-BMW. Von wegen Kids interessieren sich nicht für Autos. Zumindest auf Sven (acht Jahre) und Jule (fünf Jahre) trifft das nicht zu. Die Aussicht, ein nagelneues E-Auto testen zu dürfen, hebt die Motivation, an der samstäglichen Einkaufsrunde teilzunehmen, erheblich.

BMW i3 für eine Vorort-Familie ideal

Allzu viel Erklärungsbedarf besteht nicht. Nur kurz stutzt Sven angesichts der gegenläufig zu öffnenden hinteren Tür. Kindersitze rein, anschnallen, und los geht es. Im Prinzip ist der BMW i3 für eine Vorort-Familie wie uns ideal. Das tägliche Pendeln zur Arbeit und retour wäre sowohl bei meiner Frau Sonja als auch bei mir angesichts der Reichweite des Akkus locker abgedeckt. Mehr als 60 Kilometer kommen an einem normalen Tag kaum zusammen. Wenn wir im Alltag auf ein Auto zurückgreifen, dann meist für Strecken zwischen zwei und 20 Kilometern. Jule zum Kindergarten bringen, die Großeltern besuchen oder den Großeinkauf erledigen. Vieles machen wir aber ohnehin per Fahrrad oder zu Fuß. Bäcker, Supermarkt und Ortsmitte sind per pedes kaum mehr als zehn Minuten entfernt.

Heute steht erst mal der Getränkeeinkauf auf dem Programm, dann geht es in einen Nachbarort zu einem Hofladen. "Papa, unsere Fenster gehen nicht auf", tönt es aus dem Fond. Dafür versperrt keine hohe Gürtellinie den Kinder-Blick nach draußen. Was das Platzangebot angeht, gibt es jedenfalls keinen Grund zu murren. "Der sieht richtig schick aus", lobt Sonja das Interieur. Angesichts frostiger Außentemperaturen befindet sich der BMW i3 derweil im Comfort-Bereich.

Man muss der Familie den Spaß an der neuen Technik an einem Novembertag nicht gleich durch den Verzicht auf wohlige Temperaturen austreiben. Dass dabei die Reichweite um ein paar Kilometer schrumpft, nehmen wir gern in Kauf.

Beim Hofladen angekommen, entert Sven den Vordersitz. Das Infotainment-System des BMW i3 ist deutlich spannender, als mit Mutter und Schwester Gemüse einzukaufen. Beim Eintauchen in die Anzeigen zu Stromverbrauch und Navigationssystem kann ein technikbegeisterter Achtjähriger schnell die Zeit vergessen.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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