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Oldtimer-Auktion in Scottsdale
Hochpreisige Klassiker und Promi-Autos

Wenn in Scottsdale bei Barrett Jackson Autos versteigert werden, brauchen Fans potenter V8-Boliden einen dicken Geldbeutel. Klassiker zum Schnäppchen-Preis sind die Ausnahme.

Oldtimer-Auktion
Foto: Reinhard Schmid

Die Stimme droht sich zu überschlagen. Wie ein zu schnell gespielter Square-Dance-Song rattert der Singsang des Auktionators durch die Halle. Nur zwischendurch sind einzelne Worte zu verstehen, wenn der Speed nachlässt: „50.000 Dollars“, dann nimmt das Tempo wieder Fahrt auf. Zeit ist Geld. Immerhin müssen heute rund 250 Autos vom Vorkriegs-Oldtimer bis zum Muscle Car unter den Hammer. Der lila-weiß lackierte Plymouth Hemi‘Cuda, Baujahr 1971, mit der Nummer 1246 ist da nur einer von vielen. Selbst wenn der Besitzer ein Star ist: Al Jardine, Gitarrist der Beach Boys. Der steht mit weißer Gitarre oben auf der Bühne. Ein Autogramm des sichtlich in die Jahre gekommenen Surfer-Boys gibt es für den erfolgreichen Bieter gratis dazu und natürlich ein Erinnerungsfoto.

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Am Wochenende sind die Autos zum Teil lächerlich teuer

Doch für die Autofans scheint das nicht allzu verlockend. Nur zäh schraubt sich der Preis in die Höhe. Nach etwa zwei Minuten fällt der Hammer: „Sold for 74.000 Dollars.“ Kurz noch den „Sold“-Aufkleber auf die Scheibe, dann rollt das Auto von der Bühne. Der nächste bitte. Wer sich unter einer Oldtimer-Auktion eine eher noble Veranstaltung vorstellt, wird in der Wüste Arizonas eines Besseren belehrt. Selbst wenn die Preise in den sechsstelligen Bereich klettern: Anzug und Krawatte tragen hier eigentlich nur die Auktionatoren und ihre Assistenten. Das Publikum bevorzugt Jeans, die Höhe ihres Kreditkarten-Limits lässt sich somit nur schwer erahnen. Einzig in der Auktionshalle selbst hilft die Platzverteilung ein wenig bei der Zuordnung: Die Stühle direkt vor der Bühne und auf den Tribünen sind den registrierten potenten Bietern vorbehalten. Gary Cassidy gehört dazu. Mit seinem grauen Schnurrbart und Jeanshemd wirkt der Mittfünfziger wie der Prototyp des Muscle-Car-Fans. Aus dem winterlichen British Columbia kommt er Jahr für Jahr zur Auktionswoche nach Scottsdale. Lohnt es sich? „Am Wochenende sind die Autos zum Teil lächerlich teuer, doch unter der Woche sind echte Schnäppchen drin“, grinst der Kanadier. Für 63.800 Dollar hat er bereits einen roten 1960er Chevrolet Impala ersteigert – „im Topzustand“.

Autos von Promis sind in

Was Cassidy für überteuert hält, lockt gleichzeitig die meisten Besucher an. In einem Zelt direkt neben der Auktionshalle reihen sich die etwa 300 Highlights aneinander. Typisch amerikanisch: Neben Muscle Cars und chromverzierten Cadillac parken hier ein Batmobil und ein Ghostbusters-Kombi. Gleich auf der anderen Seite des Gangs ein giftgrüner Lincoln Zephyr Custom Baujahr 1939, den Hardrocker Alice Cooper zu seinem Album „Billion Dollar Babies“ bauen ließ. Autos von Promis sind in. Ein Stück amerikanischer Geschichte repräsentiert der Ford Modell A, mit dem der „Staatsfeind Nummer eins“, John Dillinger, 1934 einem Hinterhalt des FBI entkam. Bei 165.000 Dollar fällt der Hammer.

Wer die US-Cars sieht, dem wird schnell klar, wie verschieden die Autoszenen dies- und jenseits des Atlantik sind. Cliff Brace, 38-jähriger Hobbyrestaurierer, erinnert sich mit leuchtenden Augen an seine Highschooltage mit Burnout-Wettbewerben im Schulhof. Potente V8 gehörten in den USA der siebziger und achtziger Jahre so selbstverständlich zum Teenager-Fuhrpark wie VW Käfer und Ente in Deutschland. Nicht zuletzt die nostalgischen Erinnerungen sorgen seit rund zehn Jahren für einen Boom in der Muscle-Car-Szene.

Draußen vor den Hallen liegt Essensduft in der Luft

Brace, der pro Jahr bis zu 20 Autos restauriert, hat einen Buick GSX Stage 1 Baujahr 1970 dabei. Viel zu tun war nicht: Außer den Teppichen auf Boden und Hutablage ist das Coupé im Originalzustand, der Lack in Apollo-White – ein Jahr nach der Landung auf dem Mond schwer angesagt – makellos. „Der Erstbesitzer war ein echter Racer“, vermutet Brace. „Um Gewicht zu sparen, verzichtete er auf die Klimaanlage.“

Draußen vor den Hallen liegt Essensduft in der Luft. Ob unterarmlange Hot Dogs oder gegrillte Truthahnschlegel im Steinzeitkeulen-Format – Amerikaner lieben alles ein bisschen größer. Der Sound großvolumiger V8-Triebwerke überdröhnt immer wieder die Fachsimpeleien. In Zeltpavillons reihen sich die weniger exklusiven Fahrzeuge aneinander. Blender sind kaum darunter. Dafür sorgen die Organisatoren. Wer beim weltgrößten Autoauktionshaus Barrett Jackson in den Katalog aufgenommen werden möchte, muss sich bewerben. Nur 1.200 Autos werden angenommen – gerade mal ein Drittel der Aspiranten. Und auch wenn das Gros der Fahrzeuge für mehr als 50.000 Dollar den Besitzer wechselt, erzielt mancher Klassiker weniger als 20.000 Dollar. Da kommt man mitunter ins Grübeln. Was kosten noch mal Transport und Zoll beim Import eines Klassikers nach Deutschland?

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