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Autowracks unter Wasser
Biotop, Schmuggelgut und Wasserleichen

Nicht jedes Altauto landet beim Verwerter oder im Museum. Einige tauchen in ein untypisches Element ein. Auf dem Grund von Seen oder Ozeanen verschmelzen die Karosserien über Jahre langsam mit der Unterwasserwelt. Doch selbst die Rückkehr ins Trockene ist nicht ganz ausgeschlossen.

Autowracks unter Wasser
Foto: Paul Munzinger

Trostlos erstreckt sich der Meeresgrund als dunkelbraune Sandfläche vor der Küste der Philippinen. Da zeichnet sich schemenhaft eine vertraute Form im blauen Wasser ab. Als die Lampen das Objekt erfassen, entpuppt es sich als roter Ford Mustang beziehungsweise seine ausgebeinte Karosserie. 30 Meter unter der Wasseroberfläche ein ungewohnter Anblick.

Wir wissen, dass Schiffe manchmal sinken – aber Sportwagen? Und dann weit ab von der nächsten Straße? Doch der Mustang wurde hier nicht einfach als Müll entsorgt, sondern soll in dieser eher tristen Umgebung eine Art schützenden Lebensraum schaffen. Korallen und Schwämme siedeln sich auf dem Blech an, Fische und Krebse verstecken sich in Radhäusern und dem Motorraum. Selbst ein paar Seepferdchen fühlen sich nun heimisch, wo einst das Mustang-Wappen prangte.

Unsere Highlights

Umweltschädling Auto als Oase für Meerestiere?

Der Umweltschädling Auto als Oase für Meerestiere? Was widersprüchlich klingt, hat seit Jahrzehnten Tradition. Besonders in Regionen wie der philippinischen Vulkaninsel Negros. Dort gibt es wenig Unterschlupf für Getier, und deshalb werden diese künstlichen Wracks schnell von der Natur erobert. Nach wenigen Jahren verwandeln sie sich in Biotope und skurrile Ausflugsziele für Taucher. Und das ohne Risiken und Nebenwirkungen: Bevor Altautos für immer in den Fluten versinken, werden die Karossen ausgeschlachtet, Kraftstoff- und Ölreste entfernt.

Doch wenn Taucher in den Weltmeeren auf Landfahrzeuge stoßen, verbergen sich dahinter nicht selten auch dramatische Geschichten, wie das Foto der beiden Lastwagen beweist. Sie waren Teil des Nachschubs, der im Februar 1944 zu den japanischen Truppen in Chuuk – mitten im Südwest-Pazifik – transportiert werden sollte. Rund 100 Schiffe zählte die Flotte, als sie von etwa 450 amerikanischen Bombern angegriffen wurde. Mehr als 40 Schiffe versanken in den Fluten. Heute gehört die Truk-Lagune als Unterwasserdenkmal zu den beeindruckendsten Wracktauchplätzen – nicht zuletzt wegen der bis zu 150 Meter langen, mit allerlei Fahrzeugen vom Motorrad bis zum Bulldozer beladenen Frachter. Im Roten Meer lockt der 1941 von einem deutschen Bomber versenkte britische Frachter Thistlegorm 30 Meter unter der Wasseroberfläche mit ähnlichen Fundstücken.

Autowracks als Schmuggelgut oder Versicherungsbetrug

Neben den automobilen Wasserleichen, deren Ende mehr oder weniger geklärt ist, gibt es auch welche, um die sich Legenden ranken. Wie im Fall des Frachters Blue Belt. Dass er 1977 vor der Küste des Sudans auf ein Riff lief und kenterte, darüber herrscht Einigkeit. Doch ob die Besatzung den verhängnisvoll falschen Kurs steuerte, weil sie Schmuggelgut an Bord hatte und unerkannt bleiben wollte, oder ob die Versenkung schlicht ein Versicherungsbetrug war, bleibt ein Mysterium. Warum sie als Toyota-Wrack bekannt ist, erschließt sich angesichts der über das Riff verstreuten Ladung: Vom Pkw über Laster und Traktoren bis hin zu Ersatzteilen waren Produkte des japanischen Herstellers an Bord.

Manches Auto kommt sogar wieder zurück an die Oberfläche. So wie der Bugatti Typ 22, den Taucher 2009 bei Ascona aus dem Lago Maggiore zogen. Der schon arg angegriffene Sportwagen landete einst aus ganz pragmatischen Gründen im Wasser: Der Vorbesitzer hatte ihn bei seinem Umzug achtlos in einem Bauhof zurückgelassen. Dummerweise war er nie verzollt worden. Als die Behörden von den neuen Besitzern die ausstehenden Gebühren eintreiben wollten, steuerten diese den damals elf Jahre alten Sportwagen kurzerhand in die Fluten.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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