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Autodesigner Giorgetto Giugiaro
Italdesign-Gründer feiert 72. Geburtstag

1968 gündete Giorgetto Giugiaro zusammen mit dem Ingenieur und Geschäftsfreund Aldo Mantovani die Design- und Entwicklungs-Firma Italdesign. Am 7. August feiert Giugiaro seinen 72. Geburtstag. Ein Glückwunsch-Besuch in Moncalieri.

Italdesign-Gründer feiert 72. Geburtstag
Foto: Dino Eisele

Giorgetto und Fabrizio Giugiaro schufen mit Italdesign legendäre Automobile in allen Fahrzeugklassen - Sinnesreize für jedes Budget. Mit der Quadratur des Kreises kam der Erfolg. Giorgetto Giugiaro, der am 7. August seinen 72. Geburtstag feiert, zeichnet mit dem Bleistift einen Kreis und platziert darüber ein Quadrat, dessen vier Seiten sich mit der Kreisfigur berühren.

Der Design-Altmeister und Mitbegründer von Italdesign Giugiaro zeigt den Unterschied zwischen VW Käfer (Kreis) und VW Golf (Quadrat) - und erklärt damit den Erfolg des kantigen Fronttrieblers. Er war das wichtigste Automobil, das während der ersten 40 Jahre des bei Turin beheimateten Unternehmens entstand. Die betont eckige Form des VW Golf "bietet bei gleicher Grundfläche einfach mehr Platz", kommentiert Giugiaro seine Skizze. Außerdem war der Käfer- Nachfolger deutlich kostengünstiger in der Herstellung, "was wir damals mit dem Design bereits berücksichtigt hatten".

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Vorserienfahrzeuge gehören bei Giugiaro zum Programm

Italdesign liefert nämlich nicht nur ein mehr oder weniger rollfähiges Design-Modell, sondern auch voll funktionsfähige Vorserienfahrzeuge sowie die gesamten Konstruktionspläne, Herstellungs-Logistik und Kostenkalkulation für die Serienfertigung. Schließlich überzeugten die praktischen Vorteile des Golf auch jene Käfer-Fahrer, denen die kantige Karosserie nicht auf Anhieb gefiel. Heute ist der Golf ein Klassiker, für Giugiaro "ein Auto, das immer noch gültig ist, dessen Charakter und Persönlichkeit sogar zugenommen hat". Mit den ebenfalls in Italien gezeichneten und entwickelten Erstausgaben von Passat und Scirocco sicherten die Designer Mitte der siebziger Jahre das Fortbestehen des VW-Konzerns.

Andere Aufträge folgten: Audi 80, Lancia Delta, Fiat Panda, Lancia Thema, Saab 9000 Turbo, Fiat Croma (die drei Letztgenannten auf gemeinsamer Plattform) sowie viele Serienmodelle aus Korea und Japan erhielten ihr ebenso zeitlos-elegantes wie praktisches Karosseriekleid bei Italdesign Giugiaro.

Giugiaro gründete 1968 die Designschmiede Italdesign

Giorgetto Giugiaro gründete 1968 zusammen mit dem Ingenieur und Geschäftsfreund Aldo Mantovani die gemeinsame Design- und Entwicklungs-Firma. Giugiaro, ein begnadeter Zeichner und Maler, besaß bereits einen hervorragenden Ruf als Autodesigner. Von 1955 bis 1968 durchlief er die Stationen Fiat, Bertone und Ghia. Er stellte Jahrhundertwerke wie Alfa Romeo Giulia GT, BMW 3200 CS, Maserati 5000 GT und Ghibli, De Tomaso Mangusta, Iso Grifo, Bizzarini GT Strada und viele mehr auf die damals noch schmal bereiften Räder.

1996 übergibt Giorgetto Giugiaro an seine Söhne

Im Jahr 1996 überließ Giorgetto der jüngeren Generation das Steuerruder bei Italdesign: Sohn Fabrizio und Marco Mantovani stiegen in die Chefetage auf. Nach dem Aufkauf kleinerer Firmen und der Eröffnung eines Designstudios in Barcelona arbeiten heute mehr als 1.100 Menschen bei der Italdesign-Giugiaro-Gruppe.

Ihnen stehen mehr als 650 Computerstationen, 16 Präzisions-Fräsmaschinen, 15 Maß- und Größen-Erkennungssysteme, zwölf Pressen mit verschiedenen Tonnagen, sechs Laserschnitt-Roboter sowie insgesamt drei Produktions-Laufbänder zur Verfügung.

Über 40 Jahre Italdesign im Automobilbau

"Wir sind eine kleine Automobilfabrik", sagt Fabrizio. "Vom Elektroniker bis zum Sattler haben wir unsere eigenen Spezialisten. Nur 20 Prozent der Projektarbeit gilt dem Design, der Rest ist dessen praxisnahe Umsetzung und technische Entwicklung." So entstanden in 40 Jahren 68 Serienautos und 75 Concept-Cars.

Neben den extravaganten Sportwagen und rassigen Coupés gibt es in dem leider nicht öffentlichen Giugiaro-Werksmuseum in Moncalieri auch einige originelle Minivan-Konzepte zu entdecken: ein Alfa Romeo New York Taxi (1976), das auf vier Metern Länge fünf Passagieren bequem Platz bietet, oder den Lancia Megagamma von 1978, die Mutter aller frontgetriebenen Minivans. Giorgetto, der einst expressive Kraftmaschinen wie Ghibli oder Grifo schuf, entdeckte wohl mit dem Golf seine Leidenschaft für Autos, die maximalen Raum auf kleinster Fläche bieten. "Wichtig ist, dass sich Fahrer und Passagiere wohl fühlen", sagt Giorgetto.

Giugiaro präsentierte Hybrid-Studie Quaranta

"Ihnen kann im Prinzip egal sein, ob sie vor oder hinter sich noch zwei Meter Blech wie in den alten New-York-Taxis spazieren fahren. Ich denke da völlig rational." Sind also die sportlichen Flachmänner, für die sich vor allem Sohn Fabrizio zu begeistern scheint, überhaupt noch zeitgemäß? Giorgetto wehrt sich: "Natürlich brauchen wir auch aufregende Autos wie unseren neuen Quaranta, in dem übrigens drei Erwachsene und ein Kind Platz finden. Wir alle sind doch Individuen, tragen bewusst jenes Hemd oder jene Krawatte, wollen hoch in einem SUV oder flach in einem Sportwagen sitzen, die heute sogar fast gleich schnell fahren können."

Alfa Romeo Brera schaffte es bis zur Serienreife

Sportwagen seien Spielzeuge oder Kunstobjekte für Männer: "Der eine liebt seinen Picasso an der Wand, der andere seinen Ferrari in der Garage. Das ist das Spiel, man will sich zeigen." Das Zeigen ist auch Sinn und Zweck eines jeden Concept-Cars.
Fabrizio: "Wir wollen neben einer innovativen Karosserie auch unsere technischen und handwerklichen Fähigkeiten zur Schau stellen und wissen, wie die Menschen auf neue Design-Ideen reagieren."

Manchmal tun sie das überraschend positiv. "Dass ein Concept-Car wie der Alfa Romeo Brera zu einem Serienmodell wird, ist erfreulich. Doch wir erleben es nur selten," räumt Fabrizio ein. Zum Glück genauso selten wie regelrechte Plagiate. So gleicht der Nissan Prairie von 1981 fast haargenau der drei Jahre älteren Studie Lancia Megagamma. Giorgetto blickt zurück ohne Zorn: "Wir werteten es damals als ein Kompliment."

VW hält seit 2010 die Merheitsanteile an Italdesign

Im Mai 2010 übernahm der VW Konzern schließlich mit 90,1 Prozent die Mehrheit an Italdesign. Dabei erwarb die Audi-Tochter Lamborghini die Namensrechte und die Patente der Italdesign Giugiaro S.p.A. (IDG). Die Familie Giugiaro ist weiterhin im Besitz der verbleibenden Anteile. Mit dem VW-Konzern ist Italdesign seit jeher eng verbunden. Unter anderem ist die Designschmiede von Giorgetto Giugiaro in die Gestaltung der VW Up-Familie involviert.

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