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Die Straßen von San Francisco
Die ehemaligen Hippie-Metropole im Fokus

Veröffentlicht am 09.01.2010

San Francisco und Autos – das gehört einfach zusammen. Das liegt nicht allein an der Fernsehserie „The Streets of San Francisco“, die in den 70er Jahren weltweit bekannt wurde, sondern an unzähligen Spielfilmen und noch mehr Verfolgungsjagden.

Dodge Charger R/T vs Ford Mustang

Denn nirgends auf dem Erdball können sich zwei Autos spektakulärer verfolgen als in der Stadt, deren Hügel keine Grenzen zu kennen scheinen. Das spektakulärste Beispiel hierfür gab es Ende der 60er Jahre. Seither reißen sich die beiden Autohersteller Ford und Dodge um die turbulente Geschichte von Steve McQueen, der als Leutnant Frank Bullitt in dem gleichnamigen Kinostreifen von Regisseur Peter Yates Autogeschichte schrieb. Auch wenn viele den Film Bullitt nie ganz gesehen haben, so gibt es unzählige Autofans, denen die rund zehnminütige Jagdszene zwischen einem Dodge Charger R/T und einem Ford Mustang ins Gehirn gebrannt ist. Beim Namen Bullitt läuft es echten Auto- und Filmfans bis heute eiskalt den Rücken herunter. Die Verfolgungsjagd durch die engen Häuserschluchten von San Francisco brachte die eindrucksvollsten Szenen in einem überaus spannenden, 113 Minuten langen Actionthriller. Frank P. Keller erhielt für Bullitt im Jahre 1969 einen Oscar für den besten Schnitt. Die Verfolgungsjagd zwischen Dodge Charger und Ford Mustang gilt nach wie vor als cineastischer Meilenstein und war so nur in San Francisco zu drehen.

Europäischer Touch mit europäischen Autos

Keine Stadt in den Vereinigten Staaten ist derart beliebt wie die Westküstenmetropole San Francisco. Für die meisten Amerikaner ist es ihre Traumstadt; der Großteil der USA-Touristen möchte einmal in die hügelige Metropole, die es in Hippie-Zeiten zu Weltruhm gebracht hat. Die Hippie-Welle ist heute längst verschwunden, doch das liberale Charisma haftet Frisco bis heute an. Keine Frage, die Stadt an der San Francisco Bay gehört zu den schönsten Städten in den Vereinigten Staaten. Nicht zersiedelt oder unüberschaubar wie viele andere; dazu überaus sehenswert mit ansprechender Architektur und einem spürbar europäischen Touch – das gilt auch für die Autos auf den Straßen von San Francisco.

AMG verkauft in Kaifornien soviel Modelle wie in Deutschland

Die Zeiten, in denen Ford Mustangs, Dodge Charger und Ford Galaxie 500 das Straßenbild beherrschten, sind lange vorbei. Doch noch heute treffen alte Hippie-Kisten wie VW Bulli, Buggys und Chevrolet Camaros in den Straßen auf die spektakulärsten Luxuskarossen der Welt. Neben Los Angeles ist San Francisco die größte Autometropole von Kalifornien. Zudem hat der Sonnenstaat einen wesentlichen Anteil an Wohl und Wehe der deutschen Automobilindustrie. „Wer als deutscher Autobauer in den USA erfolgreich sein will, kommt nicht an Kalifornien vorbei. Dort werden Trends gemacht und Trendy-Autos gefahren“, so Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen und Leiter des Forschungszentrums Center Automotive Research (CAR). „Der US-Absatzanteil für Kalifornien hat in den vergangenen Jahren stets zwischen 15 und 25 Prozent betragen“, bestätigt BMW-Sprecherin Stephanie Schlageter die wichtige Rolle des Bundesstaates. Der Mercedes-Veredler AMG verkauft in Kalifornien gar so viel Autos wie in Deutschland: „Der Golden State ist der Booster für die Entwicklung von AMG“, sagt Firmenchef Volker Mornhinweg. Die meisten Autos gibt es in Los Angeles und der Bay-Arena in und um San Francisco herum. Hier sind die Autos besonders exklusiv, besonders teuer und kommen bevorzugt aus Europa.

Szeneflitzer wie Smart und Mini sind gefragt

Über zehn Prozent aller USA-Neuwagenzulassungen werden in Kalifornien gemacht. Mit 1,88 Millionen Autoverkäufen im Jahr 2007 hatte der Automarkt in Kalifornien etwa 60 Prozent des Volumens des deutschen Automarkts. Dabei hat Kalifornien große Bedeutung für die deutschen Autobauer. Über 20 Prozent der US-Verkäufe der deutschen Autobauer werden in Kalifornien verkauft. Gerade in der Bay Area laufen Szene-Flitzer wie Mini und Smart Fortwo besonders gut. Auch Cabriolets wie die offenen 3er oder BMW 6er, ein Mercedes SL oder VW Eos laufen in San Francisco trotz des bekannt wechselhaften Wetters ausgezeichnet. Gerade in den Morgenstunden rankt sich zumeist ein zäher Nebel um die Golden Gate Bridge und auch die Temperaturen sind oftmals fernab eines Sunshine States. Die Sommer sind zumeist kälter als die Winter in Los Angeles.

Vier Autos in 30 Minuten

Magdil Khalil hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Bei Dodi Auto Sales in Monterey, eine knappe Stunde südlich von San Francisco, warten Porsche-Youngtimer auf Käufer. Mercedes-Limousinen, BMW und Triumph-Cabrios behaupten ihre europäische Dominanz zwischen ein paar betagten Mustangs und Camaros. Er hatte schon Youngtimer-Fans aus aller Welt zu Besuch – Schweden, Niederländer, Araber, Österreicher. Viele schauen – einige kaufen. Pro Monat verkauft er rund zehn Autos. Ein Mercedes-Liebhaber aus Salzburg packte sich den Einkaufswagen besonders voll: „Der hat vier Autos in 30 Minuten gekauft“, erinnert sich Khalil. Für 60.000 Dollar wechselten ein 230 SL, ein 250 SL, ein 450 SL und als Sahnehäubchen ein Porsche 911er den Besitzer. Von der Autokrise sei sein Geschäft kaum betroffen: „Gerade deutsche Klassiker sind ziemlich wertstabil“, sagt der Händler.

911 sind immer heiß begehrt

911er zum Beispiel seien immer heiß begehrt – egal aus welchem Baujahr. Sein Schmuckstück im kleinen verglasten Verkaufsraum ist derzeit ein roter Porsche 356, Baujahr 1962, mit Heckgepäckträger und zumindest auf den ersten Blick in exzellentem Zustand. 45.000 Dollar soll der komplett restaurierte Sportwagen kosten. Besonders stolz ist Magdi Khalil auf einen Mercedes 220 SE von 1964. Der Sternträger war früher eine extravagante Luxus-Alternative zu Cadillac und Co. Heute ist mehr als jedes zweite neu zugelassene Auto in Kalifornien und der Umgebung von San Francisco ein Japaner. Dagegen sind all die Nippon-Youngtimer, die Nissan Bluebirds, Datsun Cherrys oder Toyota Corollas, fast komplett aus dem Straßenbild verschwunden.

San Francisco ohne Auto: Das geht auch

Wenn es in San Francisco ausnahmsweise nicht das Auto sein soll, gibt es zwei weitere überaus beliebte Verkehrsmittel. Da sind zu einem die blauen und gelben Schiffe, die die Touristen trockenen Fußes zur ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz bringen. Die Tour sollte man sich gönnen; man muss sich jedoch mindestens zwei Tage vorher anmelden. Der Andrang ist grenzenlos. Nicht ganz so voll ist es an einem weiteren beliebten Verkehrsmittel von San Francisco: den Cable Cars. Das entsprechende Museum führt einen in die Unterwelt der hügeligsten Stadt der USA und gibt einen eindrucksvollen Einblick, wie die einzigartigen Cable-Car-Straßenbahnen funktionieren. Sie werden über ein kompliziertes Netz an Seilzügen wie von Geisterhand durch die Stadt bewegt.

Egal mit welchem Auto man in San Francisco unterwegs ist. Um die kurvenreiche Lombard-Street als kurvigste Straße der Welt darf man keinen Bogen machen. Durch ihr starkes Gefälle in Richtung Hafen und die Pflastersteine ist sie zwar wunderschön, aber nur bergab im Schritttempo zu befahren. Am Straßenrand gibt es eine farbenfrohe Blumenpracht, die zu Fotoorgien einlädt – besonders wenn das Auto passt.