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Ausfahrt Hyundai Equus
Luxuslimousine auf koreanisch

Hyundai traut sich mit seiner Luxuslimousine noch nicht nach Europa. Warum eigentlich? Eine besondere Ausfahrt – mit einem besonderen Chauffeur.

Hyundai Equus, Kühlergrill
Foto: Hans-Dieter Seufert

Für Ersatz-Radmuttern ist das kleine Samt-Säckchen im Kofferraum des Hyundai Equus zu leicht, für Bordwerkzeug zu klein. Was könnte denn sonst ... Wie bitte, ein Paar Hausschuhe? Tatsächlich, sogar mit eingeprägtem Modell-Schriftzug – gelebtes „Willkommen zu Hause“ sozusagen. Was wohl die Fahrer etablierter Limousinen dieser Klasse dazu sagen würden? Jedenfalls findet sich dieses Accessoire weder im Kofferraum noch sonstwo in S-Klasse, 7er, A8 und Phaeton – auch nicht in deren enzyklopädischen Aufpreislisten. Da sich nicht zweifelsfrei klären lässt, ob und wie viele Fremdfüße bereits in den Schlappen steckten, verschwinden sie wieder in Säckchen und Kofferraum.

Inzwischen beliebt auch der angeheuerte Chauffeur zu erscheinen. Allan Rushforth, im Nebenberuf Vize-Präsident von Hyundai Motor Europe, hält mit britischer Selbstverständlichkeit die Tür hinten rechts auf. „Das ist übrigens die kurze Variante“, erklärt er beiläufig. Wie kurz? „5,16 Meter.“ Aha. Also länger als die deutsche Auto-Elite. Falls das nicht reicht, brät Hyundai noch einmal 30 Zentimeter mehr Stahl zwischen die Achsen. Doch diesseits von Krönungszeremonien und Staatsfeierlichkeiten bescheiden wir uns gerne mit der Standard-Ausführung des Hyundai Equus. Denn bereits hier erwartet den Fahrgast ein in Richtung unendlich verstellbarer Einzelsitz, und tief glänzendes Edelholz plätschert von der Hutablage in Richtung Cockpit.

„Bis zu 20.000 Hyundai Equus verkaufen wir pro Jahr“

Beim planlosen Umhertippen auf der Fernbedienung poppt die Landkarte auf dem schwenkbaren Monitor auf. Demnach paddeln wir gerade durch den Pazifik, ein Blick durch die großen, dunklen Scheiben bestätigt allerdings: Das einzig sichtbare Gewässer ist nach wie vor der Rhein. Was zum Teufel heißt „Einstellungen“ auf Koreanisch? Rushforth zirkelt den schwarzen, sehr leisen Dampfer unterdessen äußerst gelassen durch den aufquellenden Ballungsraum-Nachmittagsverkehr. „Bis zu 20.000 Hyundai Equus verkaufen wir pro Jahr“, referiert er beiläufig,„ in Korea und den USA.“

Was wohl europäische Autokäufer dazu sagen würden? „Da sind wir uns derzeit eben nicht sicher. Es gab Überlegungen, die etwas kleinere Genesis Limousine auch hier anzubieten, doch der Plan liegt vorerst auf Eis“, gibt Rushforth zu. Später, zurück in seinem Nebenjob, muss er erkennen, dass bereits das erfolgsverwöhnte bestehende Produktportfolio mit den aktuell sehr schwierigen europäischen Marktverhältnissen zu kämpfen hat. Dabei fällt am Hyundai Equus eigentlich nichts auf, was als typisch asiatisch oder gar koreanisch identifiziert werden könnte und zu sofortigem Desinteresse potenzieller Käufern führte. Rushforth, lange für einen deutschen Premium-Hersteller in Südkorea tätig, erklärt vorsichtig: „Die Koreaner schätzen durchaus, was die Deutschen in dieser Klasse auf die Räder gestellt haben.“

Für manche Kunden ist ein Audi A8 nicht standesgemäß

Im S-Klasse-Pulk vor dem Edelhotel Frankfurter Hof fällt der Hyundai Equus tatsächlich kaum auf. Ein Gast erkennt den Exoten dennoch, berichtet, dass der Equus bald in seinem Heimatland erhältlich ist – dem Oman. Dort wie in den USA stecken Autokäufer nicht ganz so fest im starren Gerüst traditioneller Marken. Sie schätzen auch in diesem Segment den Ehrgeiz, mit dem Hyundai versucht, sich als Alternative zu positionieren. Deutschland hat dagegen noch an i30 und Co. zu knabbern.

Was wohl die Nutzer eines Chauffeurdienstes zum Hyundai Equus sagen würden? „Manche Kunden akzeptieren noch nicht einmal einen Audi A8 als standesgemäß. Deshalb muss ich immer eine Mercedes S-Klasse im Fuhrpark haben“, sagt Oliver Szebrowski vom Revilo Limousinen-Service. Abgesehen vom Image fällt ihm am Equus nichts Negatives auf. „Selbst die Sitzverstellung ist besser positioniert als bei vielen anderen Modellen.“

4,6-Liter-V8 mit 390 PS und 451 Nm

Da Ruthforth – völlig unverständlich – seinen Nebenjob für bedeutender erachtete und verschwand, bleibt im Hyundai Equus nur mehr der Platz vorne links. Die 19-Zoll-Räder rollen verhalten schmatzend über den Tiefgaragenboden, draußen auf dem Asphalt hebt sich der Hyundai Equus leicht aus den (Luft-)Federn, als der 4,6-Liter-V8 ein bisschen mit seinen 390 PS und 451 Nm angibt. Da vom Leistungsvermögen fliegender Pferde – das bedeutet Equus, die Kühlerfigur soll ebendieses Wesen symbolisieren – nichts überliefert ist, entfällt die diesbezügliche Vergleichsmöglichkeit. Doch unabhängig, ob von hinten rechts oder vorne links betrachtet, berauscht die Stille im mächtigsten aller Hyundai-Pkw und degradiert die Frage nach jeglicher Form von Dynamik zur Nebensache. Bei Hausschuhen zählt ja schließlich auch nur die Bequemlichkeit.

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AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten