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Aus Chrysler wird Lancia
Coke bestellen, Espresso bekommen

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Fiat klatscht Lancia-Logos auf Chrysler-Modelle. Eine seelenlose Strategie, die nicht funktionieren darf, meint Redakteur Stefan Cerchez.

Chrysler 300 C, Lancia Thema
Foto: Dino Eisele

Nennen wir es den Espresso-Schock: Als Fiat-Boss Marchionne im April 2010 das Aus für Chrysler in Europa verkündet, ist das für mich und viele andere Fans und Freunde der Marke eine kalte Dusche. Für mich deshalb, weil bis vor kurzem ein Chrysler LeBaron in meiner Garage stand. Das lässige V6-Cabrio machte mir an schönen Tagen die B 27 zur Route 66 und meinen Weg zur Arbeit zum Kurztrip nach Kalifornien. Auch deshalb verfolge ich den Weg der US-Marke seit Jahren mit viel Sympathie.

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Und da gab es durchaus eine positive Entwicklung zu beobachten: Emotionale Autos wie die offenen Varianten von Sebring und Crossfire oder auch der bullige 300 C halfen, Chrysler in Deutschland zumindest als Nischenanbieter zu etablieren. Clever gemachte Transportmobile wie Voyager und PT Cruiser rundeten das Programm ab. Und nun spielt der italienische Autoimperator einfach Monopoly und zieht Chrysler in Europa aus dem Verkehr, nur um seiner dahinsiechenden Nobelmarke Lancia Starthilfe zu geben? Das kann, das darf nicht gut gehen!

US-Design trifft auf italienischen Schick

Mag sein, dass das Badge Engineering betriebswirtschaftlich Sinn macht, weil Lancia so mit vergleichsweise geringem Aufwand zum Vollsortimenter wird. Trotzdem stößt Marchionne damit aktuelle und potenzielle Kunden vor den Kopf. Denn in einer Zeit, in der das Produkt Auto einen so hohen Reifegrad erreicht hat, spielen die Bilder und Emotionen, die eine Marke transportiert, eine entscheidende Rolle beim Autokauf.

Chrysler, das ist US-Design, Automatik und lässiges Cruisen. Lancia, das ist italienischer Schick ... und was eigentlich noch? Abgesehen davon, dass es Fiat versäumt hat, in den letzten Jahren etwas für Lancia zu tun, lässt sich ein Markenimage nicht einfach per Knopfdruck oder mit einem neuen Kühlergrill kreieren. Gleiches gilt für den Kundengeschmack: Wer Cola mag, trinkt eben nicht unbedingt auch Espresso.

Wie geht es den Lancia-Händlern?

Einer, der ein Lied davon singen kann, ist Thomas Brunold. Er führt sechs ehemalige Chrysler-Betriebe im Großraum Stuttgart und hofft jetzt auf eine bessere Zukunft mit der Marke Lancia. Auch er war von der neuen Strategie zunächst nicht begeistert: "Das hat uns natürlich kalt erwischt." Zumal in einer Zeit, in der die Händler händeringend auf neue Modelle warteten. Nun stehen die ersten umetikettierten Lancia-Typen Thema und Voyager im Ausstellungsraum, flankiert vom Luxus-Mini Ypsilon und den erfolgreichen Modellen des Jeep-Programms. "Wir haben immer zu den Exoten gehört. Aber mit der neuen Marke Lancia können wir wirklich etwas aufbauen", meint Brunold.

Es ist ihm persönlich zu wünschen, dass das klappt. Immerhin meint es Fiat ernst und spendiert dem neuen Thema eine große Frischzellenkur. Aber was, wenn das Beispiel Schule macht? Dann bekommen wir seelenlose Einheitsautos mit Wechsellogos zum Nachkaufen! Fürs Protokoll: Ich mag weder Espresso noch Latte Macchiato, interessiere mich bei Brunold daher nur für die letzten echten Amis als möglichen Ersatz für meinen Baron. Der einzig verbliebene Neuwagen mit Chrysler-Logo steht im Obergeschoss, direkt vor dem Chefbüro. Es ist ein gut vier Jahre alter Crossfire Roadster, null Kilometer, Preis 28.900 Euro. Zu viel für mein Budget, Markenliebe hin oder her.

Kleine Auswahl an Chrysler-Modellen

Also hinaus zu den Gebrauchten. Dort lachen sie mich an, die echten Chrysler mit ihren markanten Grills. Noch gibt es eine kleine Auswahl, und ich ertappe mich bei unvernünftigen Gedankenspielen: Lieber das elegante Sebring Cabrio als sinnfreien Zweitwagen oder doch den dominanten 300 C Kombi als Alltagsauto? Selbst den praktischen PT Cruiser als Pampersbomber könnte ich mir zur Not mit Cola schön trinken. Aber einen Lancia-Chrysler? No way!

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Erscheinungsdatum 26.05.2021

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