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Audi und seine italienischen Töchter (Teil 3)
Neuzugang Ducati im Porträt

Im dritten Teil unserer Serie "Audi und seine italienischen Töchter" wechseln wir auf zwei Räder. Wir sind zu Gast bei Ducati und bestaunen revolutionäre Motorräder in der Farbe rot.

Ducati
Foto: Archiv

Wir stehen vor zwei Motorrädern, die im Abstand von 17 Jahren die Art und Weise, wie man Superbikes baut, revolutionierten. 1994 etwa verblüffte die 916 mit einer variablen Gabelgeometrie, ihre hochgelegten Auspuffendrohre sparten Gewicht und verbesserten die Aerodynamik. Die Güte der Oberflächen und Materialien der Ducati war nichts weniger als Weltstandard, und jedes Detail kündete von konsequenter Gewichtsdiät, aus der sich das stilbildende Design zwangsläufig ergab.

Unsere Highlights

Ducati mit Aluminium-Monocoque

Die Ducati 1199 Panigale von 2011 und ihr 2013 vorgestelltes Topmodell R sind erneut eine Revolution. Viel reduzierter kann ein Motorrad wohl nicht sein, jedes weitere Gramm weniger an diesem vollgetankt nur 189 Kilogramm wiegenden Bike kollidierte wohl mit Zulassungsvorschriften oder den Erfordernissen der Haltbarkeit. Selbst die Auspuffrohre, im Grunde ein unverzichtbares Designelement eines jeden Motorrades und irgendwie auch Statussymbol, wurden ihr kupiert; sie enden nun als Stummel kurz vor dem Hinterrad.

Auch der für Ducati seit den 1970er-Jahren charakteristische, extrem steife und leichte Gitterrohrahmen wurde abgeschafft, seine Aufgabe übernimmt ein kleines, natürlich noch leichteres und stabileres Aluminium-Monocoque in der Größe einer mittleren Damenhandtasche. Oberhalb des angeschraubten Motors dient es nicht nur als Aufnahme für die Vorderradgabel, sondern zugleich als Airbox der Ducati. So finden Benzin und Luft auf dem kürzesten (und damit leichtesten, man denke an das Gewicht von Benzinleitungen!) Weg zueinander und verhelfen dem 1.199 cm3 großen Zweizylinder im Verein mit Titan-Pleueln und anderen Motorenbau-Delikatessen zu 195 PS (143 kW) bei 10.750 Umdrehungen.

Ducati 1199 Panigale R kostet 31.690 Euro

Damit ist dieser Motor die bislang schärfste Ausgabe des in Fahrtrichtung liegenden L-Twins, der über Jahrzehnte wie auch die Desmodromik zum Ducati-Markenzeichen wurde. Diese Mitte der 1950er-Jahre vom legendären Ducati-Ingenieur Fabio Taglioni entwickelte Ventilsteuerung kommt ohne Federn aus, sie schließt die Ventile vielmehr durch einen eigenen Nocken auf den Nockenwellen so exakt, wie sie auch geöffnet werden. "Das ermöglicht radikale Ventilsteuerzeiten ohne die Gefahr von Motorschäden bei hohen Drehzahlen und verbessert zugleich Leistung, Verbrauch und Abgasqualität", erklärt Ducati-Chef Claudio Domenicali die Vorteile dieses Layouts.

Früher trieb Ducati die Nockenwellen noch über Königswellen an, die in polierten Rohren zwischen Kurbelgehäuse und Zylinderkopf rotierten. Heute sind Ketten das verbindende Glied, was Traditionalisten bedauern mögen. Die Höchstgeschwindigkeit der Ducati 1199 Panigale R, für deren Neupreis von 31.690 Euro es auch gut ausgestattete Autos gibt, beziffert Ducati tiefstapelnd mit über 270 km/h, für die Beschleunigung auf 100 km/h sollen weniger als drei Sekunden reichen.

Gut zu wissen, dass der Fahrer zwischen diversen Fahrmodi wählen kann, mit individuellem Set-up für ABS, Antriebsschlupf- und Motorbremskontrolle oder für die elektrisch einstellbaren Dämpfer. Wenn der Zweizylinder Leine bekommt und unter zornigem Hämmern bis zur Drehzahlgrenze bei 12.000 Umdrehungen jubeln darf, sollte der Mann im Sattel trotzdem sehr genau wissen, was er tut.

Dimensionen, die auch sehr sportliche Automotoren nicht erreichen

12.000 Umdrehungen? Bei knapp 600 Kubikzentimeter großen Zylindern? Das sind Dimensionen, die auch sehr sportliche Automotoren nicht erreichen, wenn sie nicht gerade als Renntriebwerk zur Welt gekommen sind. Domenicale nickt. Ja, durch viel Erfahrung bei der Materialauswahl und Reibungsminimierung könne Ducati solche Drehzahlen mit guter Dauerhaltbarkeit kombinieren.

Tief beeindruckt steigen wir in unser Cabriolet, dessen V8 ja locker über die 8.000er-Marke dreht, was wir auf dem Brennerpass und nach dem Stopp an manchen italienischen Mautstationen hin und wieder mit Freude ausgenutzt haben. Wenn es im nächsten RS5 oder im kommenden R8 stramm Richtung fünfstellig geht: Wir hätten eine Vermutung, wo die Gründe dafür liegen.

Das ist Ducati:

Ducati-Motorräder haben eine weltweite Fan-Gemeinde, die an den Bikes aus Bologna nicht nur die filigrane, oft revolutionäre Technik schätzt, sondern auch das Design und die perfektionistische Verarbeitungsqualität. Ducati wurde 1926 in Bologna von drei Ducati-Brüdern gegründet und stellte anfangs Funkkondensatoren her. 1946 erschien das erste Ducati-Moped, zwei Jahre später ging das Unternehmen in eine staatliche Holding über.

Mit sportlichen Motorrädern, deren Markenzeichen bald die desmodromische Ventilsteuerung, der L-Twin und ein Gitterrohrrahmen wurden, sowie sehr erfolgreichen Motorsport-Einsätzen etablierte sich Ducati als führende Adresse im Motorradbau. Nach mehreren Umstrukturierungen kam Ducati 2012 zur Audi AG. Mitarbeiter: 1.054, Auslieferungen an Kunden: 44.102, Umsatz: 149 Mio. € (Zahlen für 2012).

Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten