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Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 9
Der duftende Hafen

Bis zur Halbzeit hat die Audi-Q3-Trans-China-Tour bereits fast 4.000 der 5.700 Kilometer durch das Reich der Mitte hinter sich. Weil am neunten Tag nur eine kurze Etappe von Shenzen nach Guangzhou ansteht, bleibt Zeit für einen Sightseeing-Trip durch Hongkong.

10/2011 Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 9, Shenzen nach Guangzhou
Foto: Markus Stier

"Hmmm, was riecht das hier so gut?" fragten die ersten Europäer, die einst an die Mündung des Perlflusses gelangten. Die Bewohner Kantons wollten nett sein und änderten flugs den ursprünglichen Namen ihrer Insel in Heung Gong - "der duftende Hafen". Nun, der Kolonialist von Welt zeichnet sich bis heute dadurch aus, dass er fremden Völkern fantastische Ratschläge gibt, wie sich die Welt zu drehen habe, nur mit dem Zuhören hat es immer schon gehapert, und so verballhornten die Briten den schönen Namen zu Hongkong.
 
Vom ursprünglichen Geruch nach Gewürzen und Weihrauch ist in der 1997 an China zurückerstatteten britischen Kronkolonie wenig übrig geblieben. Über der Stadt hängt eine Dunstglocke, die von der Halbinsel Kowloon kaum den Blick aufs gegenüber liegende Ufer der Hauptinsel Hongkong-Island freigibt. "Das ist der Smog. Der kommt aus China", sagt eine der Reiseleiterinnen des Audi-Trosses wie aus der Pistole geschossen.

Unsere Highlights

Straßentunnels torpedieren Rotlicht-Milieu

Aber auch die sieben Millionen Menschen, die sich auf 1.100 Quadratkilometern quetschen, produzieren ordentlich Lärm und Dreck. Aber immerhin rühmt sich Hongkong, eines der besten Nahverkehrssysteme der Welt zu besitzen. Die Einheimischen fahren mit der "Octopus-Card", einer aufladbaren Chipkarte für U-Bahn, Bus oder Tram. Das tun viele nicht etwa, weil der öffentliche Nahverkehr schneller ist, sondern, weil sie sich noch kein Auto leisten können.
 
Vor allem der männliche Anteil der Bevölkerung träumt von Porsche, Bentley oder wenigstens Lotus, hängt aber andererseits noch den guten alten Zeiten nach, als die Welt der Suzie Wong noch in Ordnung war, und im Viertel Wang Chai noch die roten Lichter leuchteten. Es war durchaus Usus, nach der Arbeit die Zeit so lange totzuschlagen, bis man getrost die wartende Ehefrau anrufen und eröffnen konnte, man habe die letzte Fähre verpasst. Das Geschäft des kurzweiligen Vergnügens knickte schwer ein, als der erste Straßentunnel eine permanente Verbindung in die Vorstädte von Kowloon oder der New Territories herstellte, weshalb er auch den Spitznamen "Keine Ausreden-Tunnel" erhielt.
 
Mittlerweile unterfahren gleich fünf Schächte den alten Victoria-Hafen, allerdings reist der Tourist selbstverständlich auf einer der traditionellen Star Ferries. Die Sternenfähre ist so clever konstruiert, dass sich die Lehnen der Sitzbänke umschwenken lassen. So hat der Reisende immer den Blick in die attraktivere Richtung - außer natürlich heute, denn die Sicht ist zu beiden Ufern ziemlich mau.
 
Früher dauerte das Übersetzen mit der Fähre eine gute Viertelstunde, nun sind es nur noch rund fünf Minuten, weil man der Gegend ständig mit Landaufschüttungen mehr Platz abzugewinnen versucht. Hongkong ist nur zu einem Viertel als Baugrund tauglich, der Rest ist geologisch zu instabil oder zu steil. Und so gibt es im Zentrum der Hauptinsel gar einen 50 Kilometer langen Trekkingweg durch weitgehend unberührte Natur.

Ein Hauch von Cote d’Azur

Ebener Grund ist so kostbar, dass manche offizielle Stelle das Territorium aus reiner Verzweiflung auf um 100 Quadratkilometer hochschummelt, indem sie die Küstenstreifen bei Ebbe mitzählt. Wie die Monegassen baut der Hongkonger eher nach oben - Plattenbau mal hochkant umgesetzt. Die Eingeborenen lästern schon, dass angesichts der weiter anhalten Bauwut der Victoria Harbour demnächst in Victoria-Graben umbenannt werden muss.
 
Um uns zu beweisen, dass es in Hongkong nicht nur Wolkenkratzer gibt, fährt der Bus zum südlichen Ende der Insel. Die erste größere Fläche ohne Bebauung ist die Pferderennbahn. Glücksspiel ist in Hongkong verboten. Echte Zocker müssen auf einem der Kasinoschiffe das städtische Seegebiet verlassen oder gleich ins nur 40 Kilometer entfernte Macao übersetzen. Das Wetten auf Pferde war aber immer schon erlaubt, und weil der Chinese bei aller Beladenheit über sein schweres Schicksal gern Optimist ist, nannte er das Tal der Pferderennbahn "Happy Valley".
 
Für diejenigen, deren Herz nach Verlust von Haus und Hof im glücklichen Tal ins Stolpern gerät, steht jenseits der Straße ein Krankenhaus mit fähigen Kardiologen. Für jene, für die es keine Hoffnung mehr gibt, bleibt die Umsiedelung ins "Sad Valley" gegenüber. Im "traurigen Tal" liegt malerisch der älteste Friedhof der Stadt.
 
Wer es aber lebend auf die Südseite der Insel schafft, fühlt sich plötzlich ein bisschen an die Cote d’Azur versetzt. Bewaldete Hügel, felsige Küsten mit eingebauten Sandstränden und vor allem der Blick auf den südlichen Sternenhimmel, der dem Schicksal erheblich günstiger scheint als die nördlichen Himmelskörper, zogen neben den Kolonialisten auch die zunehmend wohlhabenden Hongkonger an.
 
Neben exklusiven Country-Clubs, privaten Stränden und tollem Ausblick frönen sie dem Müßiggang bei gleichzeitiger Geschäftsentwicklung im neun Löcher messenden Golf-Club (für 18 Löcher ist in Hongkong kein Platz). Um Mitglied zu werden, braucht man nicht nur ausgesprochen viel Geld und mächtige Fürsprecher, sondern auch reichlich Geduld. Vom unteren Ende der Warteliste bis zum Schneidern der Clubjacke vergehen 20 Jahre. Für weniger Reiche empfiehlt sich ein anderes Hobby: Essen. Jemand hat ausgerechnet, dass Hongkong so viele Restaurants hat, dass es bei dreimaligem Einkehren pro Tag über 22 Jahre dauern würde, bis man sie alle abgefrühstückt hätte. Das erfordert noch mehr Ausdauer als das Warten auf Dreier-Holz und Fünfer-Eisen, bietet aber den großen Vorteil, dass man beim Stäbchen-Sport sofort aktiv beginnen kann.

Reiche Männer und Motorrad-Schuh-Deal

Unten an der kurvigen Küstenstraße liegt im Süden der Insel das im Pseudo-Tudor-Stil hochgezogene Anwesen von Jackie Chan, ganz oben auf dem "Bergkamm der neun Drachen" hat sich Li Ka-Shing ein Anwesen errichtet. Den schmächtigen Mann mit der dicken Hornbrille kennt in Hongkong jedes Kind. Mit dem Export von Plastikblumen machte er sein erstes Vermögen, heute glaubt das Forbes-Magazins, dass auf dem Planeten nur 13 reichere Männer wandeln als der findige Chinese, dessen Unternehmen ein Drittel der Hongkonger Börsenwertes ausmacht. 26 Milliarden schwer soll Li Ka-Shing sein, Grund genug, dass sich am Fuß des Hongkong Peak täglich tausende Touristen neben seiner lebensgroßen Wachsfigur fotografieren lassen, damit wenigstens ein Fitzelchen seines Reichtums auf sie abfärbe.
 
Ein wenig mehr Bares könnte beispielsweise auch der neue Mitreisende im Audi Q3 mit der Startnummer drei gebrauchen. Nachdem Jörg Petersen von der Auto-Illustrierten schweren Herzens die Heimreise antreten musste, um sich künftig wieder schnöden Dingen wie Datenkästen und Kaufberatungen zu widmen, ist Carlos Andres Rivero Cereija aus Brasilien zugestiegen. Carlos arbeitet für die südamerikanische Zeitschrift "Carro" (das Auto) und würde gern ein Motorrad anschaffen. "Nur über meine Leiche", lautete die frei übersetzte Reaktion seiner besseren Hälfte, "oder über ein Paar neue Schuhe".  Monatlich, versteht sich.
 
Zur Besänftigung der Liebsten marschiert auch Carlos am Stanley Market los, um im Gewühl der engen Stände ein brauchbares Souvenir zu erstehen. Der Renner des Jahres sind T-Shirts, die US-Präsident Obama in Mao-Uniform zeigen, wobei offen bleibt, ob sich China einen ähnlichen Staatslenker wünscht, oder ob man damit die amerikanischen Touristen verhohnepiepeln will.
 
Neben Uhren, Sonnenbrillen und Handtaschen (manches davon sogar echt) sind auf den Hongkonger Märkten natürlich auch nützliche Accessoires wie Schlüsselanhänger mit Hühnerfüßen aus Gummi oder originalchinesische Strohhüte zu erstehen. "No photo", steht am Hutladen geschrieben. Das ist verständlich, denn Hongkong sieht sich als die Mode-Metropole der Welt und vermutlich ist diese Strohhutkollektion noch geheim und kommt in Paris erst im Sommer 2012 auf den Markt.
 
Beladen mit raschelnden Plastiktüten voller kostbarer Schätze steigt die Reisegruppe in ein Dutzend Vans und macht wieder rüber über die chinesische Grenze. Der Ruhetag in Hongkong tat gut, aber es ist dennoch auch schön, die lieb gewonnene Staubschicht von Wagen drei zu streicheln, sich beim Einsteigen die frisch gereinigte Hose zu versauen (natürlich die hellbeige) und das tägliche Beladungsritual (Reisetasche in den Kofferraum, Thermoskanne hintern Sitz, Cola-Fläschchen-Tüten in die Türablage) durchzuführen.
 
Die anstehende Fahrt ist allerdings sehr überschaubar, nur rund 130 Kilometer weit geht es nach Guangzhou. Die Neuankömmlinge sollen anfangs nicht überfordert werden. Haben sie doch allerlei Schlimmes über den chinesischen Straßenverkehr gelesen (angeblich sogar im auto-motor-und-sport-Blog).

Leichte Tour mit Drehmomentklau

Doch entweder geht es hier in Kanton grundsätzlich gesitteter zu, oder Süd-China gibt sich zur sanften Eingliederung der Neulinge in den Verkehr besondere Mühe. Ohne Staus geht es im Feierabendverkehr Richtung Süden. Leider kommt Kompagnon Carlos nicht in den Genuss, selbst sein Geschick durch Guangdong zu lenken. Er sprang kurzfristig für einen ausgefallenen Kollegen ein. Es blieb nicht genug Zeit, um alle chinesischen Amtsstuben zu durcheilen, an deren Ende die Ausgabe eines temporären, chinesischen Führerscheins winkt.
 
Weil Audi aber gern sicherheitshalber zwei Personen mit Fahrerlaubnis in jedem Auto hätte, ist auch noch Audi-Ingenieur Alexander Riedel – zuständig für das Thema CO2-Reduktion - zugestiegen Der ist ein ausgesprochen umgänglicher und netter Kerl, kostet uns aber schlagartig 20 Prozent Drehmoment, weil er uns allerwärmstens den "Efficiency-Mode" im "Drive Select" ans Herz legt. Für alle, die nicht "Werbisch" sprechen hier die Übersetzung ins Fachchinesische: Zur Reduktion der Emission offeriert die ECU des Q3 ein spezielles Kennfeld zur Optimierung des Kraftstoffkonsums. Je nach Fahrweise lässt sich so zehn Prozent Sprit sparen.
 
Das bisschen weniger Dampf stört kein bisschen, geht es doch heute auf den drei Spuren nach Guangzhou so flüssig wie von Jing nach Jang. Wir waren das erste Auto, dass der dreimalige Le-Mans-Sieger Rinaldo Capello mit der Flagge in Shenzen auf die Reise schickte. Überholt hat uns niemand, und so winkt erstmals seit Aufbruch in Peking der Tagessieg. Doch kaum in der Hoteleinfahrt in Guangzhou angekommen, steht Startnummer 16 schon dick und breit vor dem Eingang, die Insassen haben schon das erste Staubbier in der Kehle. Sie sind versehentlich einmal von der empfohlenen Navi-Route abgewichen und haben prompt einen kürzeren Weg gefunden. "Was hat euch denn so lange aufgehalten?" müssen wir uns als Zweitplatzierte in hochnäsigem Ton anhören. Na wartet Freunde, morgen ist auch noch ein Tag.

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